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Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)

Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)

Titel: Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allyson James
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deutlichsten, wenn es keine Ablenkung gibt. Vielleicht erinnern sich sehr alte Leute deshalb so gut an ihre Jugend und vergessen das monotone Einerlei ihres Alltags heute.
    Ich erinnerte mich an die erste Nacht, in der ich mit Mick geschlafen hatte, und daran, wie sehr er mich mit seiner Sanftheit überrascht hatte. Er hatte solche Geduld gehabt mit einer unerfahrenen jungen Frau, hatte mich nie gedrängt, mich nie ausgelacht. Er hatte mich in die erstaunliche Lust eingeführt, die man im Bett erleben konnte, und ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verliebt.
    Ich dachte an sein Lächeln, das besagte, dass er mich begehrte und unanständige Dinge mit mir anstellen wollte. Ich dachte an seine blauen Augen, die ganz schwarz werden konnten, wenn er wütend oder erregt war, sein wildes schulterlanges Haar, das sich nie bändigen ließ. Jeder Vorschlag, es abzuschneiden, damit er keine Arbeit damit hatte, wurde mit einem verblüfften Starren quittiert. Vielleicht wurde sein Haar einfach so, wenn er seine Drachengestalt ablegte und sich in einen Menschen verwandelte. Mir war aufgefallen, dass auch die anderen Drachen – Colby, Bancroft und Drake – ihr Haar lang trugen.
    Mein Verstand beschwor die wunderschönen Tage wieder herauf, nachdem Mick und ich uns kennengelernt hatten und zusammen durchs ganze Land gefahren waren. Das war die glücklichste Zeit meines Lebens gewesen. Ich erinnerte mich daran, wie ich im Wind auf einer felsigen Landspitze über den nördlichen Pazifik geschaut hatte und Mick wie ein Fels hinter mir gestanden hatte. Er hatte mich festgehalten, und ich hatte seine Wärme genossen, während wir die Schönheit des kalten Meeres beobachtet hatten. Von dort aus waren wir quer durchs ganze Land gefahren. Tagsüber legten wir lange Strecken zurück und übernachteten in Motels. Wir lachten, redeten, stritten und versöhnten uns wieder.
    Ich erinnerte mich daran, wie verblüfft ich gewesen war, als ich herausgefunden hatte, dass Mick ein Drache war. Bis dahin war ich blind dafür gewesen, weil ich nicht gewusst hatte, dass Drachen überhaupt existierten. Skinwalker, Nightwalker, magische Spiegel, die schon. Drachen nicht.
    In jener Nacht hatte sich meine Welt verändert, und in dieser Nacht wieder. Vor etwas über fünf Jahren hatte ich Mick verlassen, weil ich jung und verängstigt gewesen war, doch irgendwie hatte ich trotzdem immer an ihn als einen Teil meines Lebens gedacht. Und das war er auch gewesen; ich hatte ihn nur nicht sehen können.
    Die Erinnerungen strömten schneller und schneller auf mich ein, bis meine Emotionen mich überwältigten und ich nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Was sollte ich mit aller Magie der Welt, wenn Mick deswegen tot war?
    Ich hörte ein leises Geräusch, ein fast unmerkliches Kollern von Kieseln, und öffnete die Augen. Durch meine Tränen sah ich den Koshare, der auf einem Felsblock mir gegenübersaß, das Licht des magischen Spiegels zwischen uns.

25
    »Hast du mich nicht schon genug gequält?« Meine Stimme war nur ein heiseres Krächzen. »Ich dachte, Clowns wären dazu da, Leute zum Lachen zu bringen.«
    Er saß unbeweglich auf seinem Felsvorsprung. Seine göttliche Energie erfüllte den Raum mit knisternder Intensität. Ich konnte wohl einen Schock bekommen, nur indem ich die Luft berührte. Die dunklen Augen des Koshare fixierten mich, aber sein roter Mund war geschlossen und lächelte nicht.
    »Sprichst du Englisch?«, fragte ich. »Ich kann nur ein paar Worte Hopi, und nur Schweinkram.«
    Ich spreche alle Sprachen, einschließlich Diné.
    Die Kachinas waren wohlwollende Götter, die den Hopi beistanden, ihnen halfen, ihr Land zu bestellen, und für gute Ernten sorgten. Als Kind hatte ich es geliebt, die imposanten Kachina-Tänze und die Clowns mit ihren Späßen anzuschauen. Warum hatte ich dann jetzt solche Angst vor ihnen?
    Dann dämmerte es mir: weil in dieser Geschichte sie die guten Jungs waren und ich die Böse. Meine Mutter hatte mir ihre magischen Kräfte, ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Bosheit vererbt. Ich konnte mir vormachen, so viel ich wollte, dass meine Gewittermagie die Auswirkungen der Untere-Welt-Magie abschwächte und dass ich sie beide im Griff hatte. Als ich dem Koshare in die Augen sah, erkannte ich, dass es eine Lüge war.
    »Also was jetzt?«, fragte ich. »Lasst ihr mich hier unten? Oder bringt ihr mich um? Dürfte keinen großen Unterschied machen. Aber mich gleich zu töten ist gnädiger, als mich hier verhungern zu

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