Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
haben.«
»Blödsinn. Ich sehe in deinen Augen, dass du es ihm nie erlaubt hättest. Du bist ein mächtiges Wesen, Janet Begay, und du schaust auf uns andere herunter. Ich lüg mich um Kopf und Kragen und verteidige Micky, weil ich nicht will, dass der Drachenrat zu hochnäsig wird. Aber du, Mädel, bist eine andere Geschichte. Die Drachen hatten recht, einen Mordbefehl für dich rauszugeben.«
»Du hast mir gesagt, als die Drachen zuerst dich damit beauftragten, hast du dich geweigert.«
»Scheiße, ja! Ich bin nicht ihre Marionette. Sollen sie ihre Drecksarbeit doch selbst machen. Außerdem, damals habe ich nicht wirklich geglaubt, dass du eine Gefahr darstellst. Was kann ein Stormwalker schon gegen die Macht der Drachen ausrichten, selbst wenn er wie du ein paar Göttinnenanteile hat?, habe ich gedacht.« Wieder musterte er mich von oben bis unten. »Klein, wie du bist … Jetzt, da ich dich getroffen habe, fürchte ich, du könntest eine Menge Schaden anrichten.«
»Darum geht es mir aber nicht. Ich habe keinerlei Absichten, mich mit den Drachen anzulegen, ich will nur Mick retten. Ich lasse ihn nicht meinetwegen sterben. Kapiert?«
»Oh, schon klar! Also hilf mir, die Drachen von deiner Harmlosigkeit zu überzeugen! Das ist alles, was du tun musst.«
Ich hätte ihn am liebsten angebrüllt. Natürlich war ich harmlos. Natürlich würde ich sie alle davon überzeugen.
Also warum stand ich dann da, den Kopf voller Zweifel? Ich hatte das schreckliche Gefühl, wenn Micks Schicksal davon abhing, dass ich ein artiger kleiner Stormwalker war, war er verloren.
Ich ging, und Colby legte die Füße hoch und zappte durch die Satellitenkanäle, die das Motel im Angebot hatte. Er hatte mir eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben, Dinge, die mir selbst noch gar nicht eingefallen waren. Ich hatte Mick irgendwie davon abgehalten, mich zu töten? Konnte nicht sein. Meine Untere-Welt-Magie hatte bis neulich geschlafen, und Mick war verdammt mächtig, was auch immer Colby über ihn dachte.
Als ich gerade wieder in Fremonts Laster steigen wollte, kam Vizepolizeichef Salas aus dem Büro. »Hey, Janet! Luis sagte mir, dass Sie hier sind. Ich muss mit Ihnen reden.«
Eigentlich wollte ich hier schleunigst weg, aber ich mochte Emilio Salas, also wartete ich auf ihn.
»Was gibt’s?«, fragte ich. »Ich weiß, dass das Fremonts Laster ist, doch er hat ihn mir geborgt, Ehrenwort.«
Salas lächelte; in seinen Augenwinkeln bildeten sich Fältchen. Er sah gut aus, um die dreißig, mit blauschwarzem Haar und dunklen Augen, und er machte seinen Job mit ruhiger Effizienz. »Es geht nicht um den Laster. Ich habe eine persönliche Frage. Macht es Ihnen was aus?«
Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich mochte ich es nicht gern, wenn Leute mir persönliche Fragen stellten, aber Salas war ein netter Kerl, und außerdem konnte ich mich immer dafür entscheiden, nicht zu antworten.
»Ich würde gern mit Maya ausgehen«, sagte er und überraschte mich komplett. »Sie kennen sie doch ziemlich gut. Meinen Sie, es ist einen Versuch wert, oder ist sie immer noch nicht über Jones hinweg?«
Ich spielte mit den Autoschlüsseln und dachte über eine Antwort nach. Ich erinnerte mich daran, wie Nash auf unserer Fahrt ins Death Valley jede Frage zu Maya abgeblockt hatte und an den Schmerz in Mayas Augen, als sie mich im Diner auf meinen »Ausflug« mit Nash angesprochen hatte. Ich wusste, dass ihre Probleme mich nichts angingen, doch Nash brauchte einen Tritt in den Hintern, und vielleicht würde Salas ihm diesen Tritt geben. Ich fand es schlimm, wie Maya ihr Leben damit vergeudete, auf Nash Jones zu warten.
»Ich würde sagen, versuchen Sie’s einfach«, erwiderte ich. »Fragen Sie sie! Wenn Maya nicht mit Ihnen ausgehen will, sagt sie es Ihnen schon.«
»Das ist es ja, was mir Angst macht. Maya nimmt kein Blatt vor den Mund, was?«
Ich konnte nicht anders, ich lächelte zurück. Maya hatte klare Ansichten und hielt damit nicht hinterm Berg. »Jones hatte seine Chance, und er hat sie vermasselt. Es gibt ein altes Navajo-Sprichwort, das hier gut passt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. «
Salas lachte laut heraus. »Danke, Janet! Ich frage sie. Ich werd’s nie rausfinden, wenn ich keinen Versuch starte, was?«
»So ist es.«
»Ich versuche mein Glück bei ihr. Bis dann, Janet!« Salas gab dem Laster einen Klaps und ging leise singend davon. Wenigstens einen Menschen hatte ich heute glücklich gemacht.
Nash Jones selbst wartete
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