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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Bayerischen Wald, um diese Luft zu atmen. Und Sie kriegen das ganz umsonst.«
    »Meine Kollegen in unserer Region haben alle ein Auto. Bei den langen Routen, die wir teilweise abzufahren haben, ist das nur vernünftig.«
    »Ich beschäftige mich nicht mit solchen Details. Mir geht es mehr um das Spirituelle. Sie werden das schon hinbekommen. Bei Ihrem Improvisationstalent.«
    »Bisher habe ich mir bei Bedarf den Wagen von Herrn Vallerot ausgeliehen. Da Sie selbst das Ansehen der Diözese angesprochen haben: Wie sieht das denn aus, wenn ein katholischer Pfarrer einen Atheisten um Unterstützung bitten muss, weil die eigene Diözese nicht helfen kann oder will?«
    »Wir haben Ihnen in der Vergangenheit immer großzügig unter die Arme gegriffen, wenn es nötig war. Jesus Christus ist zu Fuß durch Galiläa gewandert, hatte nur das Nötigste dabei, und uns verlangt es nach materiellem Luxus. Wir sollten uns auf die Bibel zurückbesinnen und mehr Demut zeigen.«
    »Heißt das, Sie wollen mit gutem Beispiel vorangehen und künftig auf Ihr Auto verzichten?«
    »Nun werden Sie nicht impertinent, Senner.« Die Worte des Bischofs zerbröselten. »Für diese Themen ist der Generalvikar zuständig. Schauen Sie gleich bei ihm vorbei und reden Sie mit ihm über Ihr Anliegen. Ich melde Sie an.«
    »Dann verabschiede ich mich jetzt.« Baltasar stand auf.
    »Eine Sache noch, Senner.« Der Bischof war sitzen geblieben, also nahm auch Baltasar wieder Platz. »Ich habe eine kleine Bitte an Sie.«
    Baltasars innere Alarmglocken schrillten. Die Bitten seines Dienstherrn hatten meist unerwünschte Nebenwirkungen.
    »Ja?«
    »Unsere Diözese erhält demnächst Besuch. Von einem alten Freund, einem Jesuitenpater. Wirklich ein netter Mensch. Er hat den Wunsch geäußert, einige Gemeinden in Niederbayern besser kennenzulernen. Es wäre wunderbar, wenn Sie sich gastfreundlich zeigten und den Mann einige Zeit bei sich aufnehmen könnten.«
    »Einige Zeit?«
    »Nun, ich weiß nicht, was Bruder Pretorius sonst noch besichtigen will. Ich verspreche Ihnen, er ist eine Bereicherung für Ihre Gemeinde. Ein sehr glaubensstarker Mann. Und nun gehen Sie zum Generalvikar. Gott zum Gruße, Herr Senner.«
    Zumindest konnte Baltasar die Gelegenheit nutzen und einen seiner Kunden besuchen, der im Vorzimmer saß.
    »Oha, Herr Senner, dass Sie sich in die Höhle des Löwen wagen«, begrüßte ihn Daniel Moor, ein jugendlich wirkender Mann Ende zwanzig. »Da muss ja was Außergewöhnliches vorgefallen sein. Hab schon von Ihrem Frankenstein-Ding gehört, Leichen ausgraben und so. Sie sollten sich mal andere Filme angucken. Was macht Ihre kleine Hausapotheke, gibt’s wieder neuen Stoff?«
    »Was Sie wollen. Zurzeit habe ich gleich mehrere Sorten Weihrauch im Angebot.«
    »Und haut das genauso rein wie das letzte Mal? Da waren meine Freunde und ich ganz begeistert.«
    »Ich könnte von allen eine kleinere Probierpackung zusammenstellen. Die Zutaten sind nur vom Allerfeinsten.«
    »Das hoffe ich doch. Spezialmischung, oder? Ihr besonderes Geheimrezept.«
    »Sie können sich auf mich verlassen. Bezahlung wie immer.«
    »Ist gebongt. Also dann, auf in den Kampf, Torero. Der Chef ist momentan in guter Stimmung – für seine Verhältnisse.«
    »Sie verstehen es, einem Mut zu machen.« Baltasar klopfte an und betrat das Büro von Doktor Justus Castellion. Der Generalvikar begrüßte ihn und bot ihm einen Platz am Besprechungstisch an.
    »Ich hab nicht viel Zeit, Herr Senner, die Akten stapeln sich bei mir. Herr Siebenhaar hat mich schon informiert, dass Sie unseren Besucher bei sich beherbergen wollen, da habe ich ein Problem weniger.«
    »Über den Kollegen weiß ich ziemlich wenig …«
    »Mir hat der Bischof auch nur das Nötigste erzählt. Die beiden kennen sich von einem Symposium in Aachen. Bruder Pretorius will die Arbeit im Bistum studieren. Sie haben doch genug Platz im Pfarrheim?«
    »Ja, natürlich, ich freue mich auf Gäste.«
    »Da Sie über eine Haushälterin verfügen, hält sich die Mehrarbeit in Grenzen. Wie sind Sie mit Frau Kaminski zufrieden?«
    »Alles bestens.« Nur bei den Kochkünsten hapert’s, dachte Baltasar.
    »Ausgezeichnet, dann wäre das geklärt. Der Pater wird sich bei Ihnen melden, sobald er anreist. Sonst noch was?«
    Baltasar war verblüfft, wie elegant der Generalvikar sein eigentliches Anliegen überging. »Herr Siebenhaar meinte, Sie könnten einen Dienstwagen für die Gemeinde organisieren.«
    »Die Kosten, Herr Senner, die

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