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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Spurensicherung den Vortritt.«
    Sie umrundeten das Haus. Baltasar fragte Dix nach den Ermittlungsergebnissen zum Überfall auf Pater Pretorius. »Fingerabdrücke haben wir jede Menge gefunden, aber die stammen alle von Ihnen oder von Ihrer Haushälterin. Der Täter trug sicher Handschuhe. Wir haben mehrere Abdrücke von Schuhen beim Hintereingang sichergestellt, können sie aber niemandem zuordnen. Bei Ihren vielen Besuchern im Pfarrheim dürfte das schwierig werden.«
    »Und die Vermisstenmeldungen in Österreich?«
    »Fehlanzeige. Aus jener Zeit passt keiner der ungelösten Fälle auf die Beschreibung dieser Eva. Wir sind immer noch nicht weiter als in den vergangenen Wochen.«
    Als beide später das Haus betraten, waren die Mitarbeiter der Spurensicherung fast fertig.
    »Keine Einbruchsspuren.« Mirwald zog seine Gummihandschuhe aus. »So wie es aussieht, fehlt nichts. Wobei ich auch nichts sehe, was zu klauen sich gelohnt hätte.«
    Der Wohnraum war noch in demselben Zustand, wie Baltasar ihn in Erinnerung hatte. Alles wirkte karg, spärlich, die Heimat einer Frau, die wenig Bedürfnisse hatte und auf Äußerlichkeiten keinen Wert legte. Er betrachtete die Flaschen und Behälter im Regal. Die Etiketten waren verblasst, die Handschrift war kaum lesbar. Die Begriffe auf dem Papier ergaben keinen rechten Sinn, wohl Spezialabkürzungen von Walburga Bichlmeier, dachte Baltasar.
    »Interessant, nicht?« Dix betrachtete eine Flasche gegen das Tageslicht. »Zum Kochen waren diese Zutaten nicht gedacht. Eine nette kleine Hausapotheke, wie es scheint. Wir lassen das Ganze im Labor analysieren.«
    »Sie werden meine Fingerabdrücke hier entdecken«, sagte Baltasar. »Von meinem letzten Besuch bei der Dame.«
    »Ich bin gespannt, ob wir überhaupt verwertbare Spuren finden. Es macht den Eindruck, als hätte das Opfer ein Einsiedlerdasein geführt. Hatte Frau Bichlmeier Verwandte, die wir benachrichtigen müssen?«
    »Ich hab sie immer nur allein angetroffen.«
    »Na ja, das werden wir bald feststellen.«
    Das Schlafzimmer glich einer Mönchszelle. Bett, Stuhl, Nachtkästchen, Kleiderschrank, ein Kruzifix an der Wand und eine Marienstatue auf dem Fensterbrett. Nebenan eine Toilette mit einem Waschbecken. Es war erstaunlich, wie wenig persönliche Gegenstände in der Wohnung zu finden waren, keine Familienfotos, keine Souvenirs, keine Briefe oder Notizen. Nur eine Schatulle mit Zetteln voller Rezepte und Mischungsverhältnisse für Heilmittel. Selbst die Kleidung bestand nur aus einigen Kleidern und Blusen, Unterwäsche und einem Mantel. Es wirkte, als sei Walburga Bichlmeier in ihrem eigenen Haus nur zu Besuch gewesen.
    »Und was ist mit der Falltür dort oben?« Baltasar wies auf ein Quadrat, das sich kaum vom Holz der Decke unterschied und nur bei genauem Hinsehen zu entdecken war. Einzig eine Öse stand vor.
    »Ausnahmsweise mal aufgepasst.« Mirwald suchte nach einem Gegenstand, um die Tür zu öffnen. »Kein Haken im ganzen Haus, wir müssen improvisieren.« Er kramte in der Küchenschublade, nahm einen Schöpflöffel heraus und bog das Ende um. »Sieht gut aus.« Er stieg auf den Stuhl, hakte sein Werkzeug in die Öse und zog daran. Nichts rührte sich. Er zog fester, diesmal mit beiden Händen. Plötzlich fiel die Klappe mit einem Ruck nach unten, Mirwald verlor das Gleichgewicht, knickte zur Seite und rollte sich ab. Dix und Baltasar hatten sich hinter dem Tisch in Sicherheit gebracht. Staub und Mörtel regneten auf Mirwald herab. Alle drei husteten. An der Falltür hing eine Leiter zum Ausziehen. Dix betätigte den Auslösemechanismus, und mit einem Krachen rutschte sie nach unten. Er machte eine einladende Handbewegung. »Ihr Auftritt, Herr Mirwald. Bei Ihnen ist es eh schon egal, so wie Sie aussehen.«
    Der Assistent kletterte nach oben, verfing sich in Spinnweben und verschwand auf dem Dachboden. Seine Schritte und sein Husten verrieten, wo er gerade war. Nach einigen Minuten kam er wieder herunter. »Da oben war seit Jahren kein Mensch mehr. Den Boden bedeckt eine gleichmäßige Staubschicht, dort sind keinerlei Fußspuren zu entdecken.«
    »Und wie schaut’s mit anderen Hinweisen aus, die uns weiterhelfen könnten?«
    »Ansonsten liegt nur Krempel herum, kaputte Möbel, alte Taschen und so was.« Er nieste in sein Taschentuch und hastete Richtung Garten. »Ich brauch dringend Frischluft.«
    Dix ging gemächlich hinterher. »Wir werden vorsorglich den Eingang versiegeln, bis die Ermittlungen abgeschlossen

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