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Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Einreiben für meinen Hexenschuss gebraut hat. Gestunken hat das Zeug, sag ich euch. Nach einem Tag wurde der Schmerz immer größer, ich hatte so was wie Brandblasen auf der Haut. Erst als ich mit Wasser und Seife rangegangen bin, ging’s wieder besser.«
    »Bei mir hat sie eine Warze weggeschnitten, genau hier.« Gabriele Fink zeigte auf eine Stelle zwischen ihren Fingern. »Ich war bei ihr daheim. Sie hat meine Hand einfach auf dem Küchentisch platziert, als ob es ein Operationssaal wäre, die Warze mit einer Tinktur beträufelt und sie dann mit einem Messer herausgeschnitten. Die Klinge hat sie in heißem Wasser sterilisiert. Methoden waren das, heute würde es einem die Zehennägel hochdrehen, aber damals … Das muss schon mehr als zwanzig Jahre her sein.«
    »Stimmt. Früher war Walburga sehr aktiv mit ihren alternativen Heilbehandlungen. Manche würden sie eine Quacksalberin nennen, aber das hat lange aufgehört«, sagte Christina Schindler. »Ich habe sie eigentlich immer als eigenbrötlerische alte Frau erlebt, die sich in ihrem Haus verkrochen hat. Wenn man sie auf der Straße traf und mit ihr redete, hing es von der Tagesform ab, ob man eine vernünftige Antwort bekam oder nicht.«
    »Sie war ein Original«, sagte der Metzger Hollerbach, der bisher nur zugehört hatte. »Bei mir hat sie immer dreißig Gramm Gelbwurst gekauft, für ihr Abendbrot. Ich musste ganz genau abwiegen, und sie verlangte immer, vorher ein Scheibchen zu probieren. Man kann kaum glauben, dass jemand sie so hasste, dass er sie ins Jenseits beförderte.«
    »Man kann nicht ins Gehirn anderer Leute schauen«, erwiderte Gabriele Fink. »Ich weiß ja nicht mal, was mein Gatte denkt.« Die anderen lachten. »Es ist schon schauerlich, der Mörder könnte unter uns sein.«
    »Oder es war jemand von außerhalb«, sagte Lydia Schindler. »Alles ist möglich.«
    »Hochwürden, wissen Sie schon, wann die Beerdigung ist?«, fragte Christina Schindler.
    »Die sterblichen Überreste liegen in der Pathologie. Erst wenn die Polizei die Leiche freigibt, kann man einen Termin festlegen. Hatte Frau Bichlmeier Verwandte?«
    »Soweit ich weiß, war sie nie verheiratet«, sagte Hollerbach. »Ich habe sie immer nur allein gesehen. Aber jeder Mensch hat doch irgendwelche Angehörigen.«
    »Sie hatte einmal von einer Tante gesprochen und von einem Neffen, zu dem sie aber keinen Kontakt habe«, sagte Christina Schindler. »Wer weiß, ob die überhaupt noch leben.«
    »Das wird die Kripo schon rauskriegen.« Gabriele Fink ließ sich ihren Kalbsbraten einpacken. »Jedenfalls sollte man nur noch in Begleitung draußen spazieren gehen.«
    Baltasar legte Hollerbach seinen Einkaufszettel vor. Gabriele Fink verabschiedete sich. Die Schindlers nahmen ihre Taschen und wollten gerade den Laden verlassen, als Baltasar Lydia Schindler aufhielt.
    »Entschuldigung, haben Sie noch einen Moment Zeit für mich?«
    »Geht’s um unseren Hund, macht die Versicherung Ärger?«
    »Was anderes, einen Moment noch.« Er zahlte und griff sich die Tüte.
    »Christina, Liebes, geh bitte schon mal vor und pack alles ins Auto. Ich komme gleich nach.« Lydia Schindler hielt Baltasar die Tür auf. Als sie auf der Straße standen, fragte sie: »Was gibt es denn so Wichtiges?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte er. »Ich suche gerade Informationen zusammen für eine Dokumentation über unseren Rosenkranz.« Das stimmte nur halb. »Und da ist mir ein alter Beleg in die Hände gefallen, laut dem Nepomuk Hoelzl das Schmuckstück damals finanziert hat.«
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Nun, der Beleg zeigt auch, dass Sie einen Teil der Kaufsumme übernommen haben. Früher haben Sie mir gegenüber so getan, als wüssten Sie von nichts.«
    »Hochwürden, nehmen Sie das nicht persönlich, ich bitte Sie.« Lydia Schindler verschränkte die Arme. »Das hat nichts mit Ihrer Person zu tun. Ich wollte und will über dieses Thema nicht reden.«
    »Was ist daran denn so schlimm? Es ist doch eine noble Geste, wenn jemand etwas spendet.«
    »Das hat, wie gesagt, nichts mit Ihnen oder der Kirche zu tun, sondern mit meinem Mann.«
    »Ihrem verstorbenen Mann?«
    »Also gut, Sie haben recht, es ist nichts Verwerfliches daran. Die Sache ist im Grunde ganz einfach. Mein Gatte hatte, als es mit ihm zu Ende ging, immer davon gesprochen, für die Kirche etwas spenden zu wollen. Leider kam er vor seinem Tod nicht mehr dazu. So sah ich es als meine Pflicht an, ihm diesen letzten Wunsch zu

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