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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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Fred
am hinteren Ende ihres Grundstücks gepflanzt hatte, hatten zu blühen begonnen.
Sie blickt hinaus über den ausgedehnten Rasen hinter dem Haus auf die lange
Forsythienhecke mit kleinen gelben Blüten; dahinter liegt der graubraune
Schatten des noch unbelaubten, unter Naturschutz stehenden Waldes, der alle
Grundstücke auf dieser Straßenseite begrenzt.
    Und
außerdem sieht sie seltsamerweise Tillie, die mitten auf ihrem Rasen steht. Sie
trägt immer noch ihr blauweiß kariertes Kleid und außerdem inzwischen einen
breitkrempigen Strohhut, als wolle sie damenhaft ein wenig Gartenarbeit
verrichten.
    Aber
Tillie gärtnert nie.
    Catherine
beobachtet aus ihrem Schlafzimmerfenster, wie Tillie sich auf dem Gelände
umsieht, etwas zu erspähen scheint und zu der betreffenden Stelle marschiert.
Sie bückt sich und hebt mit offensichtlicher Anstrengung ein Objekt vom Boden
auf, das für Catherine wie ein großer, weißer Stein aussieht, der in Größe und
Form einer Wassermelone ähnelt. Als sie etwas genauer hinschaut, stellt
Catherine fest, dass es sich tatsächlich um einen Stein handelt, um einen
kleinen Findling, fast zu schwer für Tillie. Aber Tillie umklammert den Stein
mit beiden Armen und beginnt in gekrümmter, unsicherer Haltung in Richtung
Forsythien zu watscheln.
    Eine
Bemerkung aus dem Telefongespräch am Morgen kommt Catherine in den Sinn - "hinten
zwischen unseren Grundstücken" -, und in diesem Moment weiß Catherine
genau, was Tillie vorhat. Der Bau des Murmeltiers! Tillie will mit dem Stein
die Höhle des Murmeltiers verstopfen, von dem sie Catherine erzählt hat.
    Catherine
ist entsetzt. Sie fühlt sich benommen und ihr ist übel, als ob sie Zeugin eines
Mordes würde. Sie muss etwas tun; aber hinauszugehen und Tillie frontal zur
Rede zu stellen wäre so, als wolle sie mit einer tollwütigen Wölfin
diskutieren. In Wirklichkeit hat Catherine - obwohl sie sich das nur ungern
eingesteht - generell Angst vor Tillie aus Gründen, die sie nicht einmal in
Worte fassen kann. Warum sollte sie vor einer ziemlich unbedeutenden,
siebzigjährigen Frau Angst haben?
    Und wie
konnte Tillie wissen, dass sie sie gerade jetzt vom Haus aus beobachten würde?
Wusste sie es tatsächlich?
    Catherine
fängt an, im Schlafzimmer auf- und abzugehen, vom Fenster zu dem alten
Kleiderschrank aus Eiche und wieder zurück ans Fenster. Sie sieht, wie Tillie
unbeholfen den Stein an einer Stelle kurz hinter den Forsythien fallen lässt,
in der Mitte zwischen zwei kleinen Weidenbäumen am Waldrand. Catherine merkt
sich die Stelle sorgfältig. Dann geht sie zurück zum Kleiderschrank und starrt
sich in dem antiken Spiegel an. Während Tillie versucht, lose Erde von ihrem
Kleid zu schütteln, und dann über den Rasen zurück zur Terrasse stolziert,
starrt Catherine weiterhin im Spiegel in ihre eigenen Augen. Das arme, kleine
Tierchen, denkt sie ständig. Was soll es machen, wenn es in der Höhle
eingesperrt ist?
    Schließlich
weiß Catherine, was sie zu tun hat. Und sie muss es Fred erzählen; er kann
helfen.
    Fred hatte
im Zeitungsverlag einige seiner alten Freunde besucht. Als er nach Hause kam,
erzählte Catherine ihm, was Tillie getan hatte. Er sagte: "Na, diesmal hat
Tillie wohl zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt."
    "Wieso?"
    "Dich
und das kleine Murmeltier, euch beide." "Ach so. Ja, das stimmt wohl,
oder?", sagt Catherine schlechtgelaunt.
    "Sieht
so aus. Bist du sicher, dass ich nicht rübergehen und es mit ihr ausdiskutieren
soll?"
    "Ja.
Sie würde es einfach wieder machen. Ich will dem Murmeltier helfen, so dass es
in Sicherheit ist. Kommst du mit?"
    "Habe
ich eine Wahl?"
    Catherine
lächelt und nimmt ihn in die Arme. "Eigentlich nicht", sagt sie.
    Sie
bereiten gemeinsam das Abendessen zu, wie es ihre Gewohnheit ist, und warten
bis etwa neun Uhr. Draußen ist es jetzt völlig dunkel. Fred will Taschenlampen
mitnehmen; aber Catherine befürchtet, dass Tillie sie sehen könnte.
    "Sie
wird wissen, dass wir ihn befreit haben, und ihn einfach morgen wieder
einsperren."
    "Wir
müssen wenigstens eine mitnehmen, um seinen Bau zu finden, wenn wir da sind."
    "Ja,
das stimmt. Okay, vielleicht eine ganz kleine Lampe? Aber wir schalten sie erst
an, wenn wir da sind."
    Sie setzen
sich im Schneckentempo auf dem Rasen in Bewegung, um in der Dunkelheit nicht
zu stolpern. Fred führt und Catherine folgt ihm, mit den Armen ausgestreckt wie
eine Schlafwandlerin, um ihr Gleichgewicht zu halten. Als sie das hintere Ende
des Rasens erreicht haben,

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