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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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Ihnen nicht zur Last falle, okay, ich bin damit einverstanden.«
    So ergab es sich, dass Markus als Pflegesohn ins Haus der
Mayrhöfers einzog. Auf dem Einwohnermeldeamt erhielt er nach Genehmigung durch
die zuständigen Behörden einen als vorläufig deklarierten
Personalausweis. Man hatte ihn zuvor amtsärztlich untersucht und nach
Auswertung der Röntgenbilder von Handwurzeln und Hoden schätzte man sein Alter
auf ungefähr fünfzehn Jahre. In dem Ausweis war das ermittelte Geburtsjahr mit
dem Zusatz ›geschätzt‹ versehen. Unter ›Familienname‹ war der
Vermerk ›vorläufig‹ eingetragen.
     
    Eines Tages erklärten ihm die Mayerhöfers, dass sie ihn
gern adoptieren würden. Markus war von diesem Vorschlag zunächst überrascht,
fiel dann aber seinen neuen Eltern glücklich um den Hals. Diese setzten sich
daraufhin mit dem Vormundschaftsgericht in Verbindung und nach einem längeren
Prüfverfahren wurde die Adoption bewilligt. Gemäß notarieller Beurkundung hieß
er nun Markus Mayrhöfer .
     
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33
     
    Eine
neue Identität
     
    M arkus
Mayrhöfer wurde inzwischen 29 Jahre alt, ein groß gewachsener, gut aussehender
Mann. Nur eine quer über sein Gesicht verlaufende Narbe zeugt noch von seinem
früheren, nie geklärten Unfall.
    Markus versuchte zwar immer wieder, Licht ins Dunkel seiner
Vergangenheit zu bringen, aber sein früheres Leben schien wie ausgelöscht zu
sein. Seine reale Existenz begann erst in dem Moment, als er im
St.-Markus-Krankenhaus aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit erwachte und eine
sanfte Frauenstimme am Krankenbett vernahm.
     
    Nach seiner Adoption besuchte er das
mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium in Passau. Als einem der
Klassenbesten galt sein besonderes Interesse den Fächern Biologie und Chemie.
Das Abitur legte er mit einem Notendurchschnitt von 1,1 ab und entschied sich
für das Medizin-Studium, um wie sein Adoptivvater Arzt zu werden.
    Nach zehn Studiensemestern an den Universitäten in München
und Wien sowie fünfjähriger Tätigkeit als Assistenzarzt an Kliniken in Salzburg
und Linz übernahm Markus die Praxis seines überraschend verstorbenen
Adoptivvaters. Kurz darauf heiratete er seine langjährige Freundin Susanne
Hofmeister, eine frühere Krankenschwester; in die er sich schon während seiner
Praktikumsjahre am Schwabinger Krankenhaus in München verliebt hatte.
    In der gutgehenden Arztpraxis wurde Susanne seine rechte
Hand, somit konnte er sich die Kosten für eine fremde Arzthelferin ersparen.
Schon bald wandte er sich der Naturheilkunde zu, speziell der Homöopathie.
Dieses Gebiet entwickelte er zu seinem ärztlichen und diagnostischen
Schwerpunkt, weshalb er sich schon nach kurzer Zeit über einen beachtlichen
Patientenstamm erfreuen durfte.
     
    Markus und Susanne erwarben ein altes Bauernhaus in dem
Weiler Kirchenried bei Passau. Nachdem es restauriert und das Dachgeschoss zu
einer Mansardenwohnung für Markus’ Adoptivmutter ausgebaut wurde, zogen sie alle
ein. Danach ließen sie die ehemaligen Stallungen zu einem Appartementhaus mit
zwei Wohnungen umbauen; die Vermietung an Feriengäste sollte die Baukosten nach
und nach erwirtschaften. Außerdem dachten sie daran, später einmal auf dem
weitläufigen Grundstück ein Privat-Sanatorium für zahlungskräftige Patienten zu
errichten.
     
    Susanne war im sechsten Monat schwanger und beide freuten
sich auf ihr erstes Kind. Wenn Markus spät abends aus der Praxis nachhause kam,
pflegten sie noch ein wenig fernzusehen oder zu lesen. Manchmal war ihnen auch
nach klassischer Musik zumute, und in der reichhaltigen CD-Sammlung, die
Susanne mit in die Ehe brachte, entdeckten sie immer etwas, das ihrer
jeweiligen Stimmungslage entsprach. Eines Abends verspürte Markus den Wunsch, wieder
einmal das Klavierkonzert e-Moll von Chopin zu hören. Als er die CD in der Hand
hielt, fiel sein Blick auf das Cover. Bisher war ihm der Name der Pianistin
noch nie aufgefallen. Doch jetzt las er den Text: Am Bechstein-Flügel:
Patricia Hoff. Nachdenklich legte er die CD ein und startete die Aufnahme.
Dann sagte er zu Susanne:
    »Die Pianistin heißt Patricia Hoff. Dieser Name kommt mir
irgendwie bekannt vor.«
    »Soweit ich weiß, war sie Schülerin der berühmten Elly Ney.
Vielleicht hast du sie mal in einem Konzertsaal erlebt?«
    »Ja, das ist gut möglich, aber trotzdem ist es seltsam,
dass mir gerade dieser Name so vertraut vorkommt.«
     
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