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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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fahren?‹
Aber der Junge schüttelte den Kopf. ›Ich fahre jetzt in Richtung Passau, ist
das deine Richtung?‹, fragte ich. Der Junge nickte darauf heftig mit dem Kopf.
Also bin ich losgefahren.
    Nach einer gut einstündigen Fahrt über die Autobahn kamen
wir an einen Rastplatz. Ich musste mal kurz raus, hatte wohl zu viel Wasser und
Limo getrunken. Als ich wieder zum Auto zurückkam, war mein Fahrgast
verschwunden. Ich suchte überall herum, aber er war weg, spurlos. Da dachte ich
mir: ›Leck mich fett, der wird schon irgendwo angekommen sein‹, und bin
weitergefahren, denn ich wollte möglichst bald ins Bett, hatte ja einen
anstrengenden Tag hinter mir. Am Morgen hatte ich Scherereien im Betrieb und
habe darüber den Jungen total vergessen, nie mehr an ihn gedacht. Aber dann sah
ich gestern die Tagesschau. Da fiel mir alles wieder ein, und ich hab mir
gedacht: ›Das musst du sofort melden.‹
     
    Schweigend legte Markus das Protokoll auf den Schreibtisch.
Er konnte jetzt noch nichts sagen. Taktvoll schwieg auch der Beamte, der wohl
bemerkte, welche Gefühle dieser Bericht bei seinem Gegenüber ausgelöst hatte.
Aber dann hob Markus den Kopf, räusperte sich und schien direkt etwas
erleichtert zu sein, als er mit ruhiger Stimme sagte:
    »Ich fragte mich oft, wie ich eigentlich von München bis
ans Donauufer gelangte, denn diese Gegend war mir völlig fremd. Nur gut, dass
sich dieser Mann nach so langer Zeit noch an mich erinnern konnte. Bitte geben
Sie mir seine Adresse, ich möchte ihn gern zu mir einladen und mich für seine
Hilfeleistung bedanken. Auch will ich mich dafür entschuldigen, dass ich
einfach davonlief, aber ich habe an den Vorfall überhaupt keine Erinnerung
mehr.«
    Der Kommissar überreichte Markus einen Zettel, auf dem er
die Anschrift des Xaver Merz notiert hatte. Dann blickte er auf eine Akte, die
vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    »Ich habe hier noch einige Kopien für Sie. Darunter
befinden sich Berichte über Ihr damaliges Verschwinden sowie über den toten
Buben, den man irrtümlich für Sie gehalten hatte. Das dürfte Sie ebenfalls
interessieren.«
    Markus nickte und nahm die Unterlagen entgegen. »Davon
erfuhr ich bereits durch meine Adoptivmutter. Aber hatte sich geklärt, wer
dieser tote Junge war?«
    »Leider nicht, soweit ich weiß. Aber das ist nichts
Außergewöhnliches, viele derartige Fälle werden niemals aufgeklärt.«
    »Aber hätte man nicht anhand der Bekleidung feststellen
können, dass ich es gar nicht sein konnte?«, fragte Markus.
    »Eben nicht, denn die Leiche war völlig nackt, nirgendwo
fand man auch nur Spuren von Kleidung oder Schuhwerk. Aber das alles können Sie
in dem Bericht nachlesen.«
    Der Beamte drehte sich auf seinem Stuhl zur Seite und
streckte die Beine von sich. »Nun bleibt uns noch eine Frage zu klären. Sie
heißen jetzt Markus Mayrhöfer. Ihr Geburtsname lautet aber auf Robert Abel.
Wollen Sie den alten Namen wieder annehmen?«
    »Nein, auf keinen Fall. Das bin ich schon meiner
Adoptivmutter schuldig. Und meine Patienten kennen mich ja nur als Doktor
Mayrhöfer , auch meine Frau führt diesen Familiennamen. Nein, lassen wir es
so, wie es jetzt ist.«
    Markus erhob sich und reichte dem Beamten zum Abschied die
Hand. Dieser sagte dann noch:
    »Vergessen Sie aber nicht, sich das definitive Geburtsdatum
in Ihrem Personalausweis eintragen zu lassen, das erledigt übrigens das
Einwohnermeldeamt.«
     
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36
     
    Spurensuche
     
    M arkus
konnte an nichts anderes mehr denken. Eigentlich hieß er Robert und hatte eine
Zwillingsschwester, die hieß Franziska, aber er nannte sie Franzi . Zwar
sah er jetzt seine geliebte Schwester wieder vor sich, aber die Gesichter
seiner Eltern waren weiterhin wie hinter einer Nebelwand verschwunden. Was
mochte aus ihnen allen geworden sein?
    Diese Frage beschäftigte Markus auch in den nächsten Tagen
immer wieder. Er würde nun alle Hebel in Bewegung setzen, um zu ihnen zu
finden. Er hatte seinen alten Schülerausweis zurückerhalten, kannte nun seinen
Geburtsnamen und seine damalige Adresse. Ob sie dort wohl noch wohnten? Das
wollte er gleich in den nächsten Tagen herausfinden. Doch dann ereignete sich
etwas Unerwartetes:
    Als sie sich eines Abends noch spät einen alten Krimi
anschauten, schrie Markus plötzlich auf: »Susanne, der Kommissar!«
    »Was ist denn mit dem Kommissar?« Susanne sah ihn etwas
unwillig wegen der Unterbrechung an, denn die Szene

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