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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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34
     
    Erinnerungen
     
    E s
war 20 Uhr – an einem Samstagabend im September. Markus und Susanne sahen sich
im Fernsehen die Tagesschau an. Sie enthielt eine Meldung, die Markus förmlich
vom Stuhl riss:
     
    Wie die Kriminalpolizei mitteilte, gibt es jetzt eine neue
Spur zu dem vor vierzehn Jahren verschwundenen, damals fünfzehnjährigen, aus
der Nähe von München stammenden Schüler Robert Abel. Mitarbeiter der
Flussmeisterstelle fanden bei Passau bei Inspektionsarbeiten eine stark
verwitterte Geldbörse. Sie lag unter einer Donaubrücke in einem Steinhaufen. In
ihr steckte ein noch gut lesbarer Schülerausweis mit dem Lichtbild eines
Jungen. Wie die weiteren Ermittlungen ergaben, handelt es sich dabei um die
Geldbörse des nun schon seit vielen Jahren vermissten und inzwischen für tot
gehaltenen Schülers.
     
    Zwischendurch sah man Filmaufnahmen vom Fundort.
     
    Robert Abel wurde damals von seinem Biologielehrer, dem
Studiendirektor Doktor Martin Curtius, aufs Münchner Oktoberfest eingeladen,
und zwar wegen hervorragender Leistungen im Fach Biologie. Bei einer
Achterbahnfahrt, an der Doktor Curtius sowie Roberts Schwester Franziska
teilnahmen, war der Bub plötzlich verschwunden.
    Wegen Verletzung seiner Aufsichtspflicht wurde Doktor
Curtius fristlos aus dem Schuldienst entlassen. Er verstarb vor einigen Jahren
in Burgstadt, einer Kleinstadt in Baden-Württemberg.
    Die Kriminalpolizei sucht nun nach Personen, die damals
verdächtige Beobachtungen gemacht hatten und bittet sie, sich in diesem Fall an
die nächste Polizeidienststelle zu wenden.
     
    Was hatte er soeben gehört?
Doktor Curtius? Biologielehrer? Und dann die Namen Robert Abel und Franziska?
Markus stützte den Kopf in beide Hände und grübelte. Er saß wie benommen da.
    »Hast du was?«, erkundigte sich Susanne.
    »Nein, nein, aber der Sprecher sagte eben etwas, als sei
ich persönlich davon betroffen.«
     
    Plötzlich kehrte sein Erinnerungsvermögen zurück, zunächst
nur bruchstückweise, doch ganz allmählich fügten sich die Details zu einem
Ganzen zusammen. Nach und nach sah er wieder alles deutlich vor sich. Zunächst
erschien es ihm, als träume er, doch dann wurde er hellwach und fasste sich an
die Stirn:
    »Susanne, dieser Robert Abel, das bin ich, das bin ich, das
bin ich! Endlich weiß ich, wer ich bin! Hoffentlich erfahre ich nun auch, woher
ich damals kam und wer meine Eltern sind. Wie gemeldet wurde, bin ich vor
vierzehn Jahren verschwunden. Folglich müsste ich jetzt neunundzwanzig Jahre
alt sein, denn als etwa Fünfzehnjährigen hatte man mich unter der Donaubrücke
aufgelesen.«
    »Was ist denn bei euch los?« Aufgeschreckt von dem lauten
Geschrei kam Mutter Waltraud die Treppe herunter.
    Markus erzählte seiner Adoptivmutter, was er gerade
erfahren hatte.
    »Mein Gott, das ist ja... – ich bin wirklich sprachlos!
Doch jetzt muss ich dir etwas sagen, was du vielleicht noch nicht weißt.«
Waltraud Mayrhöfer setzte sich zu ihnen und schilderte die damalige Situation:
    »Als wir dich damals auffanden, also mein verstorbener Mann
und ich«, erklärte Waltraud Mayrhöfer ziemlich aufgeregt, »da wunderten wir uns
zunächst darüber, dass dich anscheinend kein Mensch vermisste. Einige Zeit
später sah man Plakate mit einem Jungenfoto und der Aufschrift ›Wer hat
diesen Jungen gesehen‹ oder so ähnlich. Doch das Gesicht auf dem Foto war
dir absolut unähnlich und so schöpften wir keinerlei Verdacht, auch die Polizei
nicht. Nun wird mir klar, dass es die Narbe ist, die dein Aussehen so sehr
veränderte. Aber wäre nicht zur selben Zeit von den Medien die Nachricht
verbreitet worden, dass man eine Knabenleiche entdeckt hätte, dann wäre
bestimmt alles anders gekommen. Jetzt solltest du alle Hebel in Bewegung setzen
um herauszufinden, wo dein Elternhaus ist. Vielleicht leben deine Eltern ja
noch.«
    »Was war denn mit dem toten Jungen?«, wollte Markus wissen.
    »Ach, vielleicht drei bis vier Wochen nach deinem
Verschwinden wurde eine Leiche von Pilzsammlern im Forstenrieder Park im Süden
Münchens entdeckt. Wegen der bereits fortgeschrittenen Verwesung war allerdings
eine Identifizierung nicht mehr möglich Und Gentests gab es damals noch nicht.
Staatsanwaltschaft und Polizei brachten diesen grausigen Fund mit der Suche
nach dir in Verbindung und stellten bald darauf alle weiteren Ermittlungen ein.
Wie man ja nun sieht, war das ein grober Fehler. Ich kann mich noch gut

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