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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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zu Tag
schwerer, sie fühlte sich lustlos und krank. Um ihrem Leben neuen Schwung zu
geben, wollte sie raus aus dem ›Gefängnis Schule‹ , wie sie es nannte,
und sich beruflich verändern. Regelmäßig las sie die Stellenanzeigen in der Süddeutschen
Zeitung und schon bald erweckte ein Inserat ihre Aufmerksamkeit, das sich
unter der Rubrik Stellenangebote Hauspersonal befand:
     
    Pens.Studiendirektor,
Biologe, freiberuflich tätig, sucht patente und erfahrene Hauswirtschafterin
für kleines Haus m. Garten im Schwabenland. Bewerbungen mit Lebenslauf und
Zeugnissen erbeten unter Chiffre 57391 an diese Zeitung .
     
    Julia Millert fand die Annonce recht interessant, und so
schickte sie ihre Bewerbung an die Anzeigenabteilung der Zeitung. Bereits nach
einer Woche bekam sie Antwort:
     
    Doktor Martin Curtius
    Studiendirektor a.D.
    Parkstrasse 20 - Burgstadt
    Tel. 87562
     
    Sehr geehrte
Frau Millert,
    ich habe Ihre Bewerbung
mit großem Interesse gelesen und würde Sie gern näher kennenlernen. Bitte rufen
Sie mich unter der obigen Telefonnummer an, damit wir einen Vorstellungstermin
vereinbaren können.
     
    Mit freundlichen
Grüßen
    M. Curtius
     
    Mit Bestürzung las Julia den Brief und erinnerte sich
sofort an den Mann, der ihrer Meinung nach Schuld an dem tragischen
Verschwinden ihres Bruders trug. Doch die Neugier siegte über ihre Vorbehalte
und sie stellte sich ihm vor. Sie gab sich aber nicht zu erkennen in der
Hoffnung, mehr über Doktor Curtius und seine – in ihren Augen –
verbrecherischen Experimente zu erfahren. Sie bekam die Stelle und Doktor
Curtius hatte sie nach so vielen Jahren nicht wiedererkannt.
    Mit dem alten Herrn kam sie sehr gut klar. Er war
inzwischen noch behäbiger geworden, aber stets von großer Liebenswürdigkeit.
Dieser Mann war vielleicht doch nicht der Bösewicht , für den sie ihn
immer hielt. Trotzdem würde sie ihn bei einer sich bietenden Gelegenheit zur
Rede stellen. Bislang fehlte ihr aber noch der Mut dazu.
    Eines Tages bemerkte sie beim Putzen in Doktor Curtius’
Arbeitszimmer eine etwas herausgezogene Schreibtischschublade. Der Hausherr war
gerade im Garten beschäftigt und die Gelegenheit erschien günstig, seine
privaten Sachen zu inspizieren. Sie zog die Schublade hervor und sah zwischen
verschiedenen Briefen und Aktenstücken etwas Rotes herausragen. Es war ein
kleines, dickes Tagebuch mit leuchtend rotem Rücken, das nun ihre Neugier
weckte. Gerade als sie es aufschlagen wollte, stürmten die Nachbarskinder Max
und Claudia Berger zur Tür herein. Julia konnte das Buch gerade noch in ihrer
Schürzentasche verstecken, legte es später aber wieder in die Schublade zurück.
     
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39
     
    Ein
überraschendes Ende
     
    J ulia
bewohnte während dieser Zeit eine kleine Einzimmerwohnung im Zentrum von
Burgstadt, denn sie zog es vor, unabhängig zu sein, anstatt die Freizeit im
Hause ihres Arbeitgebers zu verbringen.
    Als sie an einem sonnigen Morgen im Mai zur Arbeit
erschien, wunderte sie sich über die Stille, die überall im Haus herrschte.
Sonst war ihr Doktor Curtius immer mit einem fröhlichen ›Guten Morgen, Frau
Julia ‹ entgegengekommen, sie hatte vergnügt geantwortet ›Morning, Mr.
Curtius‹, daraufhin dann hatten beide herzlich gelacht. Heute fehlte diese
Begrüßung. Als sie ins Wohnzimmer trat, fand sie die Terrassentür weit
geöffnet. Das war seltsam, denn es war noch recht kühl. Julia ging sogleich in
den Garten, wo viele Ziersträucher bereits in voller Blüte standen; auch auf
Beeten und Rabatten blühten die ersten Frühlingsstauden. Und dann sah sie ihn.
Doktor Curtius lag auf der Seite, quer über einem Beet mit voll erblühten
Narzissen und Tulpen. Die Hand hatte er über die Brust gelegt, als ob er fühlen
wollte, ob sein Herz noch schlägt. Neben ihm stand ein Spankorb mit einigen
Blumen, und das kleine Messer, mit dem er zuvor die Stängel sorgfältig
abgeschnitten hatte, lag dabei. Julia erstarrte zunächst vor Schreck, aber dann
fasste sie sich ein Herz und beugte sich über den Mann, der nach ihrer
Auffassung so viel Unglück über ihre Familie und sie selbst gebracht hatte.
Aber es gab keinen Zweifel: Doktor Curtius war tot. Sie fühlte nach dem Puls,
aber seine Hand war nur noch mäßig warm. Da die Leichenstarre noch nicht
eingetreten war, konnte der Zeitpunkt des Todes noch nicht lange her sein.
    Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod bestätigen.
Da er keine

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