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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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schon nach wenigen Wochen in Ludwig verliebt, diesen klugen
und feinen Mann. Wie wohltuend unterschied er sich doch von den anderen
Männern, denen sie in ihrem Leben begegnet, aber immer ausgewichen war. Und nun
machte ihr dieser Mann einen Heiratsantrag! Aber wollte sie überhaupt noch
einmal heiraten? Würde sie mit ihm genauso glücklich sein können wie mit Paul?
Und was wäre, wenn auch diese Partnerschaft wieder so tragisch wie ihre Ehe mit
Paul endete? Nein, das würde sie nicht noch einmal ertragen können. Aber dann
fühlte sie Ludwigs Arme um sich und spürte noch immer seinen Kuss auf ihren
Lippen. Ja, doch, sie war sich jetzt absolut sicher, dass sie diesen Mann
liebte und dass alte Erinnerungen dieser neuen Liebe weichen mussten. Sie löste
sich aus seiner Umarmung und schaute ihm ins Gesicht:
    »Du, war das dir wirklich ernst mit dem Heiratsantrag?«
    »Ja, geliebte Julia, noch nie war mir etwas so ernst wie
die Frage, ob du meine Frau werden möchtest.«
    »Da sage ich schnell ja – ja – ja , ehe du es dir noch
anders überlegst!«
    Vor Glück strahlend schlenderten sie zu ihrem
Ferienquartier zurück. Die Kinder lagen noch wach, als Ludwig und Julia in ihr
Zimmer traten. Ludwig stand in der Tür und fragte: »Was glaubt ihr wohl, was
wir für Neuigkeiten für euch haben?«
    »Keine Ahnung«, meinte Tom leicht verdrießlich, weil er
sich beim Lesen gestört fühlte.
    »Ich ahne es!«, rief Beate. »Wir bleiben noch eine Woche
länger hier, stimmt’s?«
    »Nein, was ganz anderes.« Ludwig versuchte, ein wenig
ernsthaft zu wirken, aber er war so glücklich, dass ihm nur ein leichtes
Grinsen gelang: »Also, Julia wird eure neue Mutter! Wir haben uns soeben
verlobt. Was sagt ihr nun?«
    Die Kinder waren sprachlos und schauten mal auf ihren Vater
und mal auf Julia. Dann sprangen sie wie auf ein Kommando aus ihren Betten und
fielen abwechselnd Ludwig und Julia um den Hals. Beate sagte dann: »Papa, das
ist das schönste Geschenk, das du uns machen konntest. Tom und ich hofften
immer schon, dass ihr heiraten würdet!«
     
    Der restlichen Urlaubstage erlebten alle in heiterer
Stimmung, anders als in den Wochen davor. Aus der förmlichen Distanz, die
bisher zwischen Julia und Ludwig bestand, hatte sich eine von Liebesglück
erfüllte Freundschaft entwickelt. Als sie über den Hochzeitstermin sprachen,
sagte Julia:
    »Am 20. September feiern mein Bruder Robby und ich unseren
neunundzwanzigsten Geburtstag. Ich gab nie die Hoffnung auf, dass er noch lebt
und möchte, dass er unser Trauzeuge wird. Darum sollten wir die Hochzeit bis
nach diesem Termin verschieben.«
    Und dann erzählte sie Ludwig von dem jugendlichen
Versprechen, das Robby und sie sich vor rund vierzehn Jahren gaben.
    Ludwig hatte dafür volles Verständnis und sagte: »Jetzt
habe ich so lange auf eine Frau wie dich gewartet, da kommt es mir auf ein paar
Monate mehr oder weniger auch nicht an.«
    »Und was ist mit Cornelia, hast du sie ganz vergessen?«
    Da erzählte ihr Ludwig von seiner ersten Begegnung mit Cornelia,
die als Pharma-Assistentin arbeitete, während er sich als Praktikant auf seine
Approbation als Apotheker vorbereitete.
    »Sie war ganz unterschiedlich zu dir, natürlich habe ich
auch sie sehr geliebt. Aber das Schicksal wollte es anders und ich bin nach
langer Zeit der Vereinsamung dir begegnet und sehr, sehr glücklich darüber,
dass ich dich gefunden habe. Cornelia lebt in unseren gemeinsamen Kindern
weiter, aber du bist nun zu einem Teil von mir geworden. Doch um auf deine
Frage zurückzukommen: Natürlich werde ich Cornelia nie vergessen. Aber das hat
mit meiner Liebe zu dir gar nichts zu tun. Du brauchst daher auf meine erste
Frau nicht eifersüchtig zu sein.«
    »Bin ich auch nicht und finde es sehr gut, dass du so
darüber denkst. Wenn du Cornelia vergessen hättest, wäre ich schon etwas
nachdenklich geworden, denn das wäre einer Treulosigkeit post mortem
gleichgekommen.«
     
    Auf der Heimfahrt waren alle recht vergnügt und freuten
sich auf ihr Zuhause und die wunderschöne Zeit, die nun vor ihnen lag. Bald würden
sie eine richtige große Familie sein, und die Kinder hätten wieder eine Mutter.
    Sie fuhren die Nacht durch und trafen am Morgen in
Burgstadt ein. Der Schrecken war groß, als sie das Durcheinander im Wohnzimmer
entdeckten.
    »Mein Gott, wer hat sich denn hier zu schaffen gemacht?«,
rief Julia entsetzt. Alle Schränke standen offen, Schubladen waren
herausgezogen, Bücher und Akten lagen auf dem Boden,

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