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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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die Silberbestecke aus der
Vitrine waren auf dem Sofa verstreut, es herrschte das reinste Chaos. Da hatte Julia
einen Verdacht, den sie aber für sich behielt.
    Ludwig verständigte gleich die Polizei. Es erschienen
Kriminaltechniker, die das Haus nach verwertbaren Spuren durchsuchten. Einer
der Beamten erklärte: »An den Bestecken fanden wir deutliche Fingerabdrücke,
die müssen wir noch auswerten und feststellen, ob sie von Ihnen oder einer
fremden Person stammen. Wir hoffen, dass wir bald den oder die Ganoven zu
fassen bekommen.«
    Sie sahen überall im Haus nach, ob etwas gestohlen wurde,
aber allem Anschein nach fehlte nichts. Was mochte der Einbrecher wohl gesucht
haben? Die Polizeibeamten versprachen, alles daran setzen, um Klarheit in
diesen mysteriösen Vorfall zu bringen.
     
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48
     
    Wiedergefunden
     
    S eit
ihrer Rückkehr aus der Toskana waren einige Wochen vergangen und Julia fühlte
sich so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Ludwig hätte sie am liebsten auf
der Stelle geheiratet, aber sie blieb bei ihrem Wunsch, dass die Hochzeit erst
nach ihrem Geburtstag stattfinden sollte. Als Ludwig sie bedrängte, ihn doch
nicht länger warten zu lassen, sagte sie:
    »Bitte, Ludwig, lasse mir noch etwas Zeit. Du weißt doch,
der 20. September ist Robbys und mein Geburtstag. Da werde ich, wie immer seit
seinem Verschwinden, zu unserem verabredeten Treffpunkt nach München fahren.
Ich rechne zwar nicht wirklich damit, ihn wiederzusehen, aber ich gebe die
Hoffnung noch immer nicht ganz auf.«
    Ludwig erklärte daraufhin: »Ist schon gut, Julia, ich
verstehe dich ja. Aber was ist, wenn du deinen Bruder auch diesmal nicht
antriffst, muss ich dann wieder ein ganzes Jahr warten, bis du endlich meine
Frau wirst?«
    Julia lachte und sagte nach kurzem Zögern: »Nein, ganz bestimmt
nicht. Sobald dieser Zwanzigste herum ist, werden wir heiraten, so oder so.«
    Ludwig gab sich damit zufrieden und begleitete sie am 20.
September zum Bahnhof.
    »Hoffentlich klappt’s diesmal, ich drücke dir jedenfalls
die Daumen!«, rief er ihr noch zu, als die Regionalbahn langsam anfuhr.
     
    Wie oft schon war Julia an der verabredeten Stelle gewesen
und hatte auf ihren Bruder gewartet. Kein einziges Jahr hatte sie seit Robbys
spurlosem Verschwinden ausgelassen. Stets hatte sie sich ab 12 Uhr mittags
stundenlang vor der Mariensäule die Beine in den Leib gestanden und sich
schließlich geschworen, dass dies das endgültig letzte Mal sei. Und doch fuhr
sie auch diesmal wieder hin.
    Sie nutzte den Vormittag zu einem Einkaufsbummel. Sie
schlenderte durch die Straßen mit den teuren Boutiquen, warf einen kurzen Blick
in die Theatinerkirche und nahm dann den Weg zurück an Feldherrnhalle und
Residenz vorbei zum Marienplatz. Gerade hatte das mittägliche Geläute des
Glockenspiels begonnen, als sie am Fischbrunnen den großen Platz mit seiner zum
Rathausturm hinauf starrenden Menschenmenge erreichte. Würde er wohl da sein? ›Lieber
Gott, mach, dass er da ist, lass mich nicht wieder enttäuscht zurückfahren!‹ ,
waren ihre Gedanken, als sie zu der die Mitte des Platzes beherrschenden
Mariensäule hinsah. Langsam ging sie auf die 1638 zum Dank für die Bewahrung
der Stadt vor der Zerstörung durch die Schweden errichtete Säule mit der
vergoldeten Marienfigur zu. Schon von weitem sah sie einen recht großen Mann
davorstehen, der auf jemanden zu warten schien. Sollte das Robert sein? Sie sah
ihn noch vor sich, diesen Jungen mit dem blonden Lockenkopf. Ob sich ein Mensch
in vierzehn Jahren so verändern kann? Nein, das konnte unmöglich ihr Bruder
sein. Sie versuchte, den Fremden möglichst unauffällig zu betrachten, wobei ihr
eine große, von der Stirn her quer über die Nase bis zur linken Wange
verlaufende Narbe auffiel. ›Er könnte es doch sein‹ , sagte sie sich, ›eine
derartige Narbe verändert nun mal das Gesicht eines Menschen‹ . Sie fasste
sich ein Herz und ging nun auf den Unbekannten zu:
    »Ach, entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen wie
spät es ist?«
     
    Markus Mayrhöfer hatte seiner Frau Susanne immer alles
erzählt, woran er sich erinnern konnte. Als der 20.September nahte, sagte er:
    »Mein Gott, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist! Ob
Franzi wohl an unseren Geburtstagen immer auf mich gewartet hat, so wie wir es
uns als Kinder hoch und heilig versprachen? Hier, sieh dir mal die Gravur auf
der Unterseite meiner Armbanduhr an. Wie

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