Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
Vom Netzwerk:
geeignete Frau. Das ist –“
    „NEIN!“, rief Aidan energisch und sprang so abrupt auf, sodass sein Stuhl scheppernd auf die Bodenfliesen kippte. Seine Furcht, die er soeben noch verspürt hatte, verwandelte sich in Sekundenbruchteilen in blanke Wut, und er blitzte Lawren – der jetzt gut zwei Köpfe kleiner wirkte als sein Sohn – zornig von oben herab an. Er hatte geahnt, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er dieses Thema ansprach, aber es so kurz nach seiner Rettung zu tun, machte Aidan gleich noch wütender. „Ich bin Achtzehn!“, schrie er fast und war sich der entsetzten Blicke der anderen wohl bewusst. „Ich bin volljährig und lasse mir von dir nicht mein Leben vorherbestimmen. Und komm mir bloß nicht mit der ‚McGrath-Ehre’, denn die gibt es nämlich nicht mehr! Unser Name ist nur noch ein Name, sonst nichts. Von dir lasse ich mich nicht mehr wie ein Ding behandeln, mit dem du machen kannst, was du und wie du es willst. Und du kannst mich auch nicht mehr bestrafen, hast du gehört!“ Er holte tief Luft und spürte, wie Ryan unterstützend seine Hand ergriff und sich ebenfalls erhob. „Und außerdem: Seit wann machst du dir überhaupt solche Gedanken um mich? Du hast es nicht einmal für nötig gehalten, mir zu sagen, dass wir beide Wächter sind. Nein, natürlich nicht! Das musste ich erst von Anderen erfahren! Du hast mir – deinem eigenen Sohn! – nicht vertraut! Und dann sagt mir Mum, dass du tot bist, was sich im Nachhinein auch noch als Lüge herausstellt! Ich habe es endgültig satt! Wer bin ich hier eigentlich? Man sollte meinen, dass ich als euer Sohn das Recht hätte, gewisse Dinge zu erfahren, vor allem, wenn ich darin eine so wichtige Rolle spiele! Du sagst, ich soll mich nicht wie ein dahergelaufener Tunichtgut verhalten, aber ihr behandelt mich wie einen … Ich bin es einfach leid!“
    Er schnaubte und ballte seine freie Hand zur Faust. „Und damit du es weißt, ich liebe Ryan; und er liebt mich. Entweder du akzeptierst es; oder das war unser letztes Gespräch. Egal was du sagst oder tust, daran wird sich nichts ändern! Sonst kannst du dir einen neuen Sohn suchen.“
    Nachdem Aidan seinem Vater diese letzten Worte verbittert entgegen geschleudert hatte, drehte er sich um und zog den sprachlosen Ryan einfach mit sich. Er gab nicht einmal seiner geschockten Mutter die Gelegenheit etwas dazu sagen zu können, sondern rauschte mit Ryan im Schlepptau davon. Erst als sie das Schilfufer des kleinen Sees erreichten, welcher sich nur fünfzig Schritte vom Haus entfernt befand, ließ Aidan seinen Freund los und plumpste erschöpft auf einen Baumstamm, der schon einige Jahre hier liegen musste, denn er war stark mit Moos bewachsen.
    Ryan setzte sich neben ihn und nahm Aidan, der nun leise weinte, fest in die Arme. „Scht … es wird wieder gut“, versuchte er, ihn zu trösten und hätte beinahe mitgeweint. Aidan tat ihm unendlich leid, und obwohl sein Freund ihn vorgewarnt hatte, hatte Ryan sich das irgendwie anders vorgestellt. In dieser Sache schien Lawren tatsächlich sehr verbohrt zu sein und tat damit Aidan – bewusst oder unbewusst – sehr weh. Ryan fragte sich unwillkürlich, ob seine Eltern wohl genauso reagiert hätten? Doch diese Frage konnten sie ihm niemals beantworten. Er dachte, sie hätten sich sicherlich gewünscht, dass er glücklich wäre, egal mit wem. Das musste Aidans Vater doch auch verstehen, immerhin war er sein einziger Sohn. Beruhigend fuhr er seinem Freund mit den Fingerspitzen durchs Haar und sagte nach einigen Minuten leise: „Wenn er es nicht kapieren will, dann rede ich mit ihm. Vielleicht braucht er ja nur Zeit. Er kann doch nicht –“
    „Zeit benötige ich wirklich“, schreckte Lawrens Stimme die beiden auf. Sie schauten erschrocken über ihre Schultern und entdeckten ihn schwer atmend und leicht zitternd auf seine Astkrücken gestützt. Lawren McGrath musterte die jungen Männer mit einer Mischung aus Verwirrung, Kummer und Respekt.
    „Hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen“, rief ihm Aidan verheult zu. Dabei wischte er sich hastig über das gerötete, feuchte Gesicht und wollte schon aufstehen, als Ryan ihn bestimmend zurück hielt. „Hey, was wird das, wenn es fertig wird?“, fauchte er. „Ich will hier weg, los mach schon!“
    „Nein“, antwortete Ryan ernst. „Ich glaube, ihr zwei klärt das besser jetzt und auf der Stelle, bevor noch mehr Dinge unausgesprochen bleiben. Denk dran, wir sind auf der Flucht und haben weitaus

Weitere Kostenlose Bücher