Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
Vom Netzwerk:
ihn immer wieder besorgt an. „Geht es dir gut? Hast du Schmerzen?“
    „Höllen … Höllenschmerzen“, presste Gillean zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und war froh, als er sich mit dem Rücken an etwas anlehnen konnte. Sein unnatürlich weißes Gesicht war von kaltem Schweiß bedeckt und er fror.
    „Wir müssen die Blutung stillen.“ Kimberly schaute sich hektisch nach etwas Geeignetem um und blieb an Ryans T-Shirt hängen. „Zieh es aus.“
    Ohne Widerrede zog er sich das T-Shirt über den Kopf und reichte es ihr. Sofort machte sie sich daran den Stoff auseinanderzureißen Aus den Ärmeln faltete sie eine dicke Kompresse, die sie auf die Wunde drückte, währenddessen befahl sie Ryan, die Streifen des T-Shirts aneinander zu knoten. Diesen etwas eigenartigen Verband wickelte sie, so gut und fest es ging, darüber um die Blutung zu stoppen.
    „Wo habt ihr eigentlich die Waffen her?“, erkundigte sich Aidan, als Ryan aufstand.
    Von Ryans Stirn perlte Schweiß, der sich mit dem Staub in seinem Gesicht vermischte. Sofort wurde er sich der Todesangst in seinen hellblauen Augen gewahr und er fühlte sich nicht viel anders.
    „Meine hat mir Mrs. Buckley gegeben“, antwortete Ryan. „Ich erzähle es dir später ausführlich.“
    „Ich … sie … sie lag … im Kofferraum“, kam es stöhnend von Gillean, der versuchte, flach zu atmen, denn jeder Atemzug schickte eine erneute Schmerzenswelle durch seinen Oberkörper. „Da wo ich … den Schraubenzieher …“
    „Hör auf zu reden“, mischte sich Raoul ein, der von Hinthrone abgelassen hatte und sich ihnen rückwärts ein paar Schritte näherte, die Augen dennoch wachsam auf die Feinde gerichtet. „Jeder nimmt sich eine Waffe und dann sucht ihr euch etwas, womit wir sie fes –“
    Raoul brach mitten im Wort ab, als ein Schuss durch die Höhle peitschte. Alarmiert und überrascht taumelte er zur Seite und sah zum Höhleneingang. Sich selbst verfluchend traten Hinthrones Männer soeben die Flucht ins dunkle Labyrinth an, während Peter Smith im Licht eines brennenden Steinbrunnens auftauchte, im Anschlag seine halbautomatische Browning, aus deren Mündung ein kleines Rauchwölkchen emporstieg.
    Diesen Moment ausnutzend erhob sich Hinthrone. Doch er kam nicht einmal zwei Meter, da hallte ein zweiter Schuss durch die große Kaverne. Bartholemeus zuckte, blieb stocksteif stehen und verharrte einige Sekundenbruchteile in dieser Position. Schließlich gaben seine Beine unter ihm nach, und er fiel mit fassungsloser Miene tot zu Boden. Aus seinem Herzen quoll sein roter Lebenssaft auf den kalten Stein und bildete eine rasch größer werdende Lache.
    Raoul Jaramago starrte perplex auf den Leichnam und spürte dabei ein leichtes Schwindelgefühl. Eilig stütze er sich auf Ryans und Aidans Schultern ab, die links und rechts neben ihm auftauchten. Kimberly kniete immer noch bei Gillean und streichelte ihm tröstlich die klamme Hand. Er wurde deutlich schwächer, was an dem schnellen Blutverlust lag, aber wenigstens zeigte der Druckverband eine erste Wirkung, die Blutung verlangsamte sich allmählich.
    „Jetzt gehört der Schatz ganz allein mir.“ Smith lachte hysterisch und lief auf die kleine Gruppe zu, sein Gesicht zu einer höhnischen Fratze verzogen. In seinen Augen flackerte der pure Wahnsinn. „Wer will schon teilen, wenn es so einfach ist, jeden Mitwisser aus dem Weg zu räumen.“
    „Aber … er … war Ihr Vater“, stammelte Ryan irritiert, der zwar unendlich erleichtert war, dass Hinthrone ihnen nichts mehr antun konnte, aber trotzdem nicht verstand, wie der Sohn den eigenen Vater skrupellos hatte umbringen können. Er hatte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken und aus purer Habgier, getötet. Das überstieg Ryans Verständnis, aber dafür wusste er jetzt, dass Smith weitaus unberechenbarer war, als sie bisher angenommen hatten. Er zielte mit dem Lauf seiner Waffe abwechselnd auf Aidan und ihn, bereit für einen weiteren Schuss.
    „Ich korrigiere“, verkündete Smith grinsend und blieb in sicherer Entfernung stehen. Nur ein falscher Schritt oder ein unbedeutendes Räuspern und sie würden im Kugelhagel sterben. „Er war mein Erzeuger und Mittel zum Zweck. Aber er wurde langsam lästig, und jetzt brauche ich ihn nicht mehr.“
    „Und … und was haben Sie jetzt vor?“ Diese Frage kam ausgerechnet – ganz unerwartet – von Aidan, der sichtlich mit seiner Fassung rang. Die Erinnerungen an seine Pein versuchten ihn, von Angesicht zu Angesicht

Weitere Kostenlose Bücher