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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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legte das Buch auf den Nachttisch. Dann schnappte er sich Ryan, zog ihn zu sich heran und verwickelte ihn in eine wilde Knutscherei, in deren Verlauf ihre T-Shirts in die Ecke flogen. Mehr hatten sie bisher auch nicht getan, aus Rücksicht auf Aidans noch nicht lange zurückliegende Erlebnisse.
    „Ryan?“, fragte Aidan nachdenklich, als sie sich schläfrig aneinanderkuschelten. „Meinst du, meine Mutter war nur so tolerant, weil ich ein verfluchter Sträfling bin?“
    „Blödsinn!“ Ryan rückte ein Stück nach unten und bettete seinen Kopf auf die Brust seines Freundes. „Hast du Rossalyn nicht gehört? Sie freut sich. Wirklich.“
    „Ja, schon, aber es war ganz schön peinlich und vielleicht wollte sie heute nur keinen Streit. Immerhin bin ich …“
    „Du bist Aidan!“, beendete Ryan für ihn den Satz und hob den Kopf. Aidan sah plötzlich traurig aus. „Ich liebe dich und du liebst mich. Deine Mutter weiß es und freut sich für uns. Freust du dich denn nicht?“
    Einen Moment herrschte Schweigen, dann löste sich Aidan von Ryan und rückte ein Stück von ihm weg. Dieser war überrascht, sagte aber nichts dazu, sondern drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf mit der Hand ab. „Irgendwas bedrückt dich doch. Komm schon … raus mit der Sprache.“
    Aidan starrte an die Decke und seufzte. „Es ist nichts, ich bin einfach nur müde.“
    „Das kannst du deiner Großmutter erzählen, aber nicht mir“, gab Ryan zurück. „Ist es wirklich wegen deiner Mutter? Hey, sie hat dir nichts vorgespielt, glaub mir doch. Sie hat sich wirk–„
    „Das ist es nicht“, unterbrach ihn Aidan schroff. „Lass uns lieber schlafen.“
    „Oh nein!“, schnaubte Ryan und die eben noch spürbare Romantik war verflogen. „Sag mir, was los ist … jetzt … bitte.“
    „Alles ist los! Alles ist beschissen! Ich bin hier in diesem Haus gefangen. Ich kann nicht einfach rausspazieren oder sonst was machen. Immer muss ich aufpassen, dass ich nichts Falsches mache; und die Leute vom Orden können auch jederzeit hier auftauchen. Und dann sagst du mir, du liebst mich … das … das ist doch alles Scheiße, Ryan. Ich bin doch nichts mehr wert! Ich kann mir jetzt auch denken, warum Hinthrone das zwischen uns egal ist. Er weiß, wie schwer mir das fällt und das nutzt er zu seinem eigenen Vorteil aus. Verstehst du nicht …“ Aidans Stimme schwoll an. „Er spielt mit uns … mit dir und mir.“ Darauf wandte er sich ab und zeigte Ryan seinen nackten Rücken, auf dem noch immer blass die Peitschenhiebe zu erkennen waren.
    In diesem Augenblick hätte Ryan die Narben am liebsten tröstlich gestreichelt, um ihm zu verdeutlichen, dass er gründlich auf dem Holzweg war. Stattdessen holte er tief Luft und seine Antwort fiel strenger aus, als eigentlich beabsichtigt. „Verfluchter Mist! Lass Hinthrone Hinthrone sein und mache dich verdammt noch mal nicht selbst fertig! Du reduzierst dich gerade auf ein Nichts; und das bist du verdammt noch mal nicht! Wenn du das wirklich glaubst, dann hat Hinthrone gewonnen, und das willst du doch bestimmt nicht. Du darfst nicht einfach so aufgeben … hast du gehört? Er will uns nur am Boden sehen; und genau das dürfen wir ihm niemals geben. Das werde ich nicht zulassen!“ Er schluckte merklich und versuchte seine Wut zu zügeln. Gleichzeitig wollte er Aidan in seine Arme ziehen, traute sich aber nicht. „Und ja … ich liebe dich, und du liebst mich, das weiß ich genau. Und bevor du es vergisst, hier hast du Freunde, die für dich da sind. Kapier das endlich mal … und rede nicht so eine Scheiße, das macht mich echt sauer. Mann, du bist ein McGrath, wo bleibt denn dein Ehrgefühl? Und wenn du unbedingt Dampf ablassen willst, dann tu es eben bei mir, aber lass niemals zu, dass Hinthrone und seine Wachhunde dich in die Ecke treiben, wo du ihnen ausgeliefert bist.“
    Erneut erfüllte Schweigen das Zimmer. Ryan bekämpfte seinen inneren Zorn. Er wollte Aidan unterstützen, wo er nur konnte. Aber hatte er ihm nicht schon geholfen, indem Kimberly, Gillean und er ihn nicht alleine auf Omey Island zurückgelassen hatten?
    Langsam drehte sich Aidan auf den Rücken zurück. Er hatte die Augen geschlossen, und dennoch sah Ryan die feuchten Spuren von Tränen auf seinen Wangen glitzern.
    „Der Stolz der McGraths war ab dem Moment, als mein Vater mit MacDermot auf die Insel kam, nur noch eine hohle Fassade“, flüsterte Aidan mit brüchiger Stimme. „Ehre, Stolz, Pflichtbewusstsein,

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