Sträflingskarneval
Bettdecke bis zum Kinn, um weiterzuschlafen. Im Bett war es viel zu gemütlich, um sich über irgendein Geräusch Gedanken zu machen. Als es erneut lärmte, hielt er sich leicht genervt die Ohren zu, doch im selben Moment wurde die Zimmertür aufgerissen und eine muntere Männerstimme rief enthusiastisch: „Alles Gute zum Geburtstag!“
Kaum hatte Aidan die Augen geöffnet, wurde er auch schon stürmisch umarmt und geküsst.
„Schlafmütze, aufwachen! Wir haben schon fast Mittag, und du verschläfst deinen Geburtstag.“ Ryan lachte.
„Was? Schon so spät?“ Aidan erschrak und war schlagartig hellwach. „Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Das habe ich doch gerade.“ Sein Freund schmunzelte spitzbübisch und zog ihn schwungvoll aus dem Bett. Er schob ihn in Richtung Badezimmer und wartete ungeduldig davor, bis Aidan zwanzig Minuten später angezogen wieder herauskam. In der Zwischenzeit hatten sich auch Kimberly und Gillean vor der Tür versammelt, grinsten um die Wette und gratulierten ihm mit einer Geburtstagstorte, die mit reichlich Sahne und Schokostreuseln garniert war.
„Also eines kann man euch nicht nachsagen, nämlich, dass ihr Spaßmuffel seid. Die Überraschung ist euch voll gelungen.“
„Das ist doch noch gar nichts … deine Mutter kommt auch gleich“, sagte Kimberly, während sie ihn umarmte, und deutete anschließend mit dem Daumen in Richtung Garten. „Und wenn jemand was dagegen hat, dann muss er uns anzeigen, denn wir ... – Ryan, Gillian und ich – haben sie zwanglos eingeladen. Was für ein Pech für den Großmeister, dass du bei uns wohnst.” Dann zwinkerte sie frech.
Neugierig geworden schnappte Aidan Ryans Hand und rannte mit ihm nach unten ins Freie. Kimberly und Gillean folgten mit der Torte. Hinter dem Haus, auf der Terrasse, fanden sie einen gedeckten Tisch und sechs Stühle.
„Das war ganz bestimmt deine Idee“, stellte Aidan lächelnd fest und umarmte seinen Freund.
„Woher weißt du das nur“, flüsterte er ihm ins Ohr und küsste ihn liebevoll auf die Wange.
„Alles Gute zum Geburtstag, mein Sohn“, riefen plötzlich Rossalyn und Kendra und kamen um die Ecke des Hauses auf die Terrasse zugelaufen.
Erschrocken fuhren die beiden jungen Männer auseinander. Hatten sie den Kuss gesehen? Aidan war sich unsicher, denn seine Mutter wusste nicht, was sich zwischen Ryan und ihm entwickelt hatte, und sie sollte es auch vorerst nicht erfahren. Doch anscheinend hatten sie nichts bemerkt und gratulierten Aidan herzlich, bevor sie sich Kimberly und Gillean zuwandten.
„Weiß deine Mutter von uns?“, fragte Ryan im genau demselben Augenblick, in dem Aidan es dachte.
„Keine Ahnung“, flüsterte Aidan. „Wenn sie etwas gesehen hat, hat sie sich jedenfalls nichts anmerken lassen. Und ich werde sie sicher nicht darauf ansprechen.“
„Okay“, stimmte Ryan ihm zu, der sich Aidans Willen schon vor Wochen gebeugt hatte. „Sie hat bestimmt nichts gemerkt.“
„Keine Ahnung“, wiederholte Aidan. „Lassen wir es lieber nicht drauf ankommen. Ich will es meiner Mutter schonend beibringen. Ich frage mich gerade, ob ihnen Spione gefolgt sind.“
„Keine Ahnung“, meinte nun Ryan und sah sich unauffällig um. Aber er konnte weit und breit nichts Verdächtiges erkennen. „Und wenn, dann sehen sie nur, dass wir Geburtstag feiern; und das können sie uns ja wohl nicht verbieten.“
Wenig später saßen sie am gedeckten Tisch, unterhielten sich und hatten Spaß. Sie erzählten sich Anekdoten aus ihrer Schulzeit, wie verbissen sie sich doch gegenüber dem anderen benommen hatten, was für viel Gelächter sorgte. Dann rissen sie Witze auf Kosten des neuen Großmeisters und amüsierten sich köstlich.
Aidan verspeiste den letzten Bissen der köstlichen Sahnetorte und lehnte sich dann satt und zufrieden zurück. Ohne nachzudenken, griff er nach Ryans Hand, die auf dem Tisch neben ihm lag. Als er jedoch den amüsierten Blick seiner Mutter bemerkte, die ihn schon die ganze Zeit aus den Augenwinkeln seltsam gemustert hatte, starrte er sie entgeistert an und ließ die Hand sofort los.
„Wegen mir müsst ihr keine Rücksicht nehmen, ihr könnt euch ruhig küssen“, sagte Rossalyn im Plauderton und nippte elegant an ihrer Tasse mit schwarzem Tee. „Jetzt schau nicht so, als hätte dich ein Auto überfahren, oder meinst du, ich wüsste nicht, wie das geht.“
„Mum!“, mehr brachte Aidan nicht über die Lippen, er war sichtlich geschockt.
„Das sah vorhin doch schon
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