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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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Schwungvoll riss er die Tür auf und erstarrte. Konsterniert blickte er in das Gesicht eines jungen Mannes in seinem Alter. Zuerst glaubte er, es wäre ein schlechter Scherz. Er kniff mehrmals die Augen fest zusammen, aber nichts veränderte sich an dem Bild. Irgendetwas musste schief gelaufen sein, denn vor ihm stand niemand anderer als sein Cousin Duncan.
    „Was willst du hier?“, fragte er ruppig und stellte sich Duncan in den Weg, als dieser bereits eintreten wollte. „Für Volltrottel mit Stroh im Hirn ist hier kein Platz. Also verschwinde!“ Seine Stimme triefte vor Spott.
    „Danke für die nette Begrüßung, Cousin“, antwortete Duncan nicht weniger beißend. „Es ist immer wieder schön, deine hässliche Visage zu sehen.“ Dabei rückte er sein dunkelblaues Cap zurecht und zupfte etwas umständlich an seinem quer gestreiften grauweißen T-Shirt herum, welches seine dicklichen Rundungen unvorteilhaft betonte. Die Jeans und die Turnschuhe schienen dieselben zu sein wie noch vor ein paar Tagen.
    Ryan ballte die Hände und seine Fingerknöchel stachen weiß hervor. Er hätte Duncan gerne auf den Mond geschickt, ohne Rückfahrkarte selbstverständlich. Er holte mehrmals tief Luft, ließ sie mit einem langen Zischen entweichen und fixierte ihn wütend. Sein Cousin würde hier nur über seine Leiche hereinkommen. „Mach die Fliege, du bist hier nicht erwünscht!“
    Als Reaktion darauf geschah etwas, was Ryan noch mehr verstörte. Duncan grinste breit, stellte sich auf die Zehenspitzen und rief laut: „Mrs. Buckley, ich bin da, aber Ryan lässt mich nicht rein!“
    Überrumpelt schloss Ryan die Augen. Duncan sollte der Spion sein? Nein, das konnte nicht sein. Duncan konnte doch nicht –
    „Ah … Mr. Audley“, drang Ophelias erleichtert wirkende Stimme an Ryans Ohr. „Ich hoffe, es gab keine Zwischenfälle und alles verläuft nach Plan?“ Während sie sprach, schob sie ihren ehemaligen Schüler bestimmend zur Seite, der sprachlos zusah, wie Duncan eintrat und grinsend an ihm vorbeilief. Ryan verfolgte die beiden mit Adleraugen. Sie kannten sich und tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus. Sein schlimmster Albtraum wurde wahr. Schließlich verschwanden sie im Wohnzimmer, während Ryan wie ein begossener Pudel an der Tür stand und auf den Untergang der Welt wartete.
    „Ich bin in der Hölle“, murmelte er schockiert und gab der unschuldigen Haustür unwirsch einen kräftigen Schubs, sodass sie lautstark ins Schloss fiel. Im Flur hörte er wie Mrs. Buckley seinen Cousin den Anwesenden vorstellte. Er spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg und sein Hass auf Duncan unweigerlich wieder zu brodeln begann. Mit grimmiger Miene stürmte er ins Wohnzimmer. Die erschütterten Gesichter seiner Freunde brachten ihm ein wenig Seelenfrieden. Eilig setzte er sich zwischen sie und tauschte mit ihnen einen Blick aus, der jedem im Raum zeigen sollte, dass eine triftige Begründung folgen musste, bevor er Duncan auch nur ansatzweise glauben schenken würde.
    Diese ließ auch nicht lange auf sich warten. Nachdem alle bis auf Duncan und Ophelia wieder saßen, räusperte letztere sich. „Mr. Audley hat sich kurz nach seiner doch eher … unkonventionellen… Aufnahme in den Orden – deren Umstände ich immer noch sehr bedauere – uns angeschlossen. Aber vielleicht erzählen Sie besser selbst.“ Damit gab sie das Wort an Duncan weiter.
    Der Angesprochene sah sich ein wenig hilflos um, wobei er Ryan absichtlich ignorierte. „Also … es … es war so“, stammelte er zögerlich. „Vor einem Jahr bekam ich Besuch von einem Mann. Er sagte, er käme vom Orden und wolle gerne mit mir über Ryan sprechen, meine Eltern dürften jedoch nichts davon erfahren. Es war Bartholemeus Hinthrone. Wir haben uns danach ein paar Mal heimlich getroffen und … na ja … dann hat er mir versprochen, wenn ich in den Orden eintrete, werde ich reich.“
    „Und den Unsinn hast du tatsächlich geglaubt?“ Ryans Gesicht war zu einer hämischen Maske verzogen. Welche Lügen sein Cousin dabei über ihn erzählt hatte, wollte er besser nicht wissen.
    „Ja …“, kam es prompt zurück und nun schaute Duncan ihn direkt an. „Ich weiß selbst, wie dumm es von mir war. Aber ich wollte zuerst gar nicht; und das habe ich ihm auch gesagt. Tja, und dann fing er an, mich zu erpressen: Wenn ich ihm nicht helfe, Informationen über dich und noch ein paar andere Mitglieder zu sammeln, würde er meine Eltern umbringen.“
    „Und auch

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