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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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gewarnt hatte. Und ausgerechnet an diesem Tag war er Ryan begegnet. Wäre er nur zu Wort gekommen, um sich erklären zu können, wäre es heute vielleicht nicht so schwer, sich seinem Cousin gegenüber zu behaupten.
    „Wird’s bald mal“, drängte Ryan auf eine Antwort.
    „Ich habe ihn nur dreimal gesehen, aber da ging es ihm den Umständen entsprechend gut“, antwortete Duncan ein wenig säuerlich, denn ihm schmeckte Ryans aufmüpfige und überhebliche Art nicht. Nur weil er durch seine Eltern ein richtiges Ordensmitglied und sein Urgroßvater väterlicherseits einst der Großmeister des Ordens gewesen war, war Ryan nicht automatisch berechtigt, mit ihm umzuspringen, wie es ihm beliebte. „Und auch wenn es dich vielleicht nicht interessiert: Bevor ich heute hierher kam, habe ich ihn noch vor dem Schlimmsten bewahrt, du Ignorant!“
    Das brachte Ryans kochende Wut zum Überschäumen. Er verkrampfte sich und starrte Duncan kalt an. „Was heißt da Ignorant, du Hohlbirne!“, keifte Ryan. „Du bist doch ein Feigling, wie er im Buch steht. Und was meinst du mit ,du hast ihn vor dem Schlimmsten bewahrt’ ?“
    „Halt!“, unterbrach Rossalyn die beiden Streithähne laut. „Das kann man ja kaum mit anhören. Ich möchte genau wissen, wie es meinem Sohn geht. Duncan, würden Sie mich bitte aufklären; und du, Ryan, hältst jetzt den Mund.“
    Duncan fühlte sie wie der Sieger nach einem Marathon und wandte sich mit triumphierender Miene an Aidans Mutter, während Ryan sich sauer und zugleich beschämt auf die Zunge biss.
    „Nun ja“, begann er, „Smith hat sich … wie soll ich sagen … er hat sich gestern Nacht ordentlich betrunken, kurz nachdem er eine persönliche Nachricht vom Großmeister bekam. Keine Ahnung was drin stand, er hat sie sofort verbrannt. Dann hat er sich zwei Flaschen Schnaps geschnappt und sie gesoffen, bis er nicht mehr stehen konnte. Heute Morgen ist er dann in Aidans Zelle gegangen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass er Aidan vergewaltigte.“
    Alle schreckten auf und schauten sich tief getroffen der Reihe nach an. Rossalyn kämpfte gegen aufsteigende Tränen und Ryan geisterten alle mögliche Foltermethoden für dieses perverse Schwein im Kopf herum. Und zum ersten Mal, seit Duncan die Türschwelle überschritten hatte, empfand er für Smith wieder mehr Hass als für ihn. Obwohl er es niemals aussprechen würde, war er froh und dankbar, dass Duncan Aidan vor der schändlichen Tat beschützt hatte.
    „Wo ist Aidan jetzt? Wie geht es ihm? Und was ist mit Smith passiert?“, wollte Rossalyn wissen und versuchte ihre Fassung zu wahren, was ihr nicht sehr gut gelang. Sie zitterte wie Espenlaub, und Kendra stand auf, um sie tröstend in die Arme zu nehmen.
    Duncan lächelte schelmisch, was in dieser Situation eigentlich total fehl am Platz war. „Aidan ist in seiner Zelle und dort vor Smith erst mal sicher“, teilte er mit stolzgeschwellter Brust mit. „Ihm geht es eigentlich wieder ganz gut, er war zwar ziemlich schlecht gelaunt und hat mich aufs Übelste beschimpft, als ich meinte, ich würde jetzt Ryan besuchen, aber ich konnte ihn ja schlecht einfach mitbringen, nicht wahr?“
    „Und was ist jetzt mit Smith?“, kam Gillean den Frauen und Ryan zuvor und wusste nicht, wie er Duncans Aussage bewerten sollte. Er hatte bei der ganzen Sache kein gutes Gefühl.
    „Tja, das ist jetzt das Problem.“ Duncan räusperte sich und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Dieses winzige Hindernis konnte er nicht ewig verschweigen und den damit mit großer Wahrscheinlichkeit verbundenen Ärger noch weniger. Dabei hatte er es doch nur gut gemeint.
    „Was für ein Problem?“ Ophelia Buckley musterte ihn verwirrt. „Das hat hoffentlich nichts mit unserem Plan zu tun?“
    Duncan steckte in der Zwickmühle. Auf dem Weg hierher hatte er sich alles so gut zurechtgelegt. Doch ausgerechnet jetzt war sein Gehirn wie leer gefegt, und er kaute fahrig auf seiner Unterlippe herum.
    „Hab ich es euch nicht gesagt“, sagte Ryan. „Verlässt man sich auf Duncan, ist man schon längst verlassen, man weiß es nur noch nicht!“ Dann schnaufte er verärgert. „Ist Smith schon auf dem Weg zu seinem Daddy? Weiß er von dir, wo wir gerade sind und lässt uns gleich verhaften?“
    „Nein, ist er nicht!“, erwiderte Duncan schroff. „Smith liegt bewusstlos in einer Zelle und schläft seinen Rausch aus. Ich hab ihm mit seinem eigenen Prügel eins über die Rübe gezogen. Nun zufrieden, du

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