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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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sagte Gillean lachend, als Ryan eintrat, und handelte sich dafür einen Rippenstoß seiner Freundin ein. „Schatz, du musst doch zugeben, er sieht scheiße aus.“
    Kimberlys ernste Miene verwandelte sich rasch in ein Lachen und gegenseitig zogen sie sich mit ihrem neuen Aussehen auf, bis Rossalyn sie daran erinnerte, dass es Zeit war aufzubrechen.
    „Es ist soweit“, sagte sie. „Passt gut auf euch auf und lasst euch nicht erwischen. Und bitte, bringt mir meine beiden Männer sicher zurück.“
    Nach diesen Worten umarmte sie jeden einzelnen, auch Duncan, sehr zu Ryans Missfallen. Anschließend machte sie Platz für Kendra.
    „Ihr habt meine Schwester gehört“, schloss sie sich lächelnd an, obwohl ihr die Sorge anzusehen war. „Wir werden euch auf keinen Fall aus den Augen lassen und benutzt bitte die Funkgeräte, wenn ihr in Schwierigkeiten kommt.“ Dabei deutete sie mit dem Kinn zum Peilsendergerät auf dem Tisch.
    „Keine Angst“, beschwichtige Ryan sie und tippte mit dem Finger an die Anstecknadel.
    Mit ein paar gut gemeinten Ratschlägen schickte Ophelia Buckley schließlich alle nach draußen, hielt Ryan jedoch zurück, sie wollte noch einmal kurz unter vier Augen mit ihm reden. Zu seiner Verwunderung zog sie unvermittelt eine Pistole aus einer ihrer Reisetaschen.
    „Was soll ich denn damit?“ Fragend musterte er die Waffe.
    „Ich habe lange mit mir gehadert, aber meine Entscheidung ist gefallen“, antwortete sie ruhig und drückte ihm das kalte Metall fest in die Hand. „Auf Llŷr gibt es mehr als nur Messer und Peitschen. Smith besitzt auch eine. Sie soll dir nur zur Verteidigung dienen, also setze sie nicht unbedacht ein. Und bitte – behalte es für dich, okay?“ Dann drehte sie sich um und folgte den anderen hinaus.
    Ryan blieb noch einen Moment nachdenklich stehen und betrachtete nervös die Pistole. Sie lag schwer in seiner Hand und hielt ihm deutlich vor Augen, auf welch gefährliche Mission sie sich begaben. Er würde mit seinen Freunden in die Höhle des Löwen einbrechen und hoffen müssen, dass das Raubtier sie nicht sah. Aber nicht nur das. Er würde in eine Festung eindringen, zwei Gefangene befreien und danach versuchen müssen, dort wieder heil herauszukommen, ohne dass einem von ihnen etwas passierte. Mit diesen Gedanken kroch auch die Angst zurück in seine Glieder. Angst vor dem Versagen. Angst, seine Freunde zu verlieren. Angst, nicht mehr lebend zurückzukommen. Und die Pistole vermittelte ihm den Eindruck, als würde sie die schwere Last auf seinen Schultern noch verstärken. Unruhig fuhr er sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, versteckte die Pistole hinten im Hosenbund und lief zu seinen wartenden Freunden hinaus.
     
    *
     
    Die Fahrt zur Küstenstadt Westport dauert nicht lange. Im dortigen Hafen folgten sie Duncan zu einem privaten Anlegesteg, von wo ihre Reise auf einem der vielen Motorboote des Ordens weiterging in Richtung Norden. Am frühen Mittag tauchten schließlich die ersten Schatten von Llŷr aus einer dichten Nebelbank am Horizont auf. Je näher sie kamen, desto düsterer wurde ihre Stimmung. Die zahlreichen schaurigen Erzählungen über die Gefängnisinsel reichten kaum an die Wirklichkeit heran.
    Tief hängende Wolken hüllten den Ort in eine erdrückende, klamme Atmosphäre. Der Wind blies eiskalt vom Atlantik herüber und peitschte das Wasser gegen die meterhohen, scharfkantigen Felsformationen der steilen Inselküste. Weit und breit gab es nichts Einladendes. Zentral auf dem Eiland ragte die mittelalterliche Gefängnisfestung in den Himmel, und ihr unheilvoller Anblick brachte die vier jungen Menschen zum Frösteln. Und dort wollten sie nicht nur unbehelligt hinein, sondern auch ohne Schwierigkeiten wieder hinaus? Mit einem Mal bezweifelte Ryan, dass sie das auch wirklich bewerkstelligen könnten, aber er dachte nicht daran zu kneifen und seinen Freund im Stich zu lassen – für Aidan würde er alles tun.
    „Auf der anderen Seite der Insel befinden sich die Wohnunterkünfte der Wachen“, flüsterte Duncan Ryan zu, damit die zwei Bootsmänner – die sie ohnehin bei ihrer Ankunft in Westport skeptisch begrüßt hatten – es nicht mitbekamen. Zum Glück hatten sie ihre Verkleidungen bisher nicht durchschaut.
    Ryan nickte kaum merklich zum Zeichen, dass er verstanden hatte und beobachtete, wie der Steuermann die Geschwindigkeit drosselte und der zweite Bootsmann routiniert die Ankerleine einer wartenden Wache am Holzsteg zuwarf. Dieser

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