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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fort und drang bis zu dem kleinen Revierbunker, in dem Deutschmann gerade einem Soldaten die Hand verband. Eine Quetschwunde.
    »Deutschmann zum Kommandeur!« brüllte jemand in den Bunker, Deutschmann nickte:
    »In zehn Minuten. Ich muß erst verbinden.«
    »Telefon aus Berlin, du Knallkopf!«
    »Aus Ber…« Deutschmann sprang auf, »…lin«, beendete er tief ausatmend. Er kümmerte sich nicht mehr um den Verletzten. »Ich bin in fünf Minuten wieder hier!« schrie er, während er hinauslief. »Berlin … meine Frau … ich komme wieder … halte die Binde solange … ich …«
    Er stolperte über die Straße, über Schneehaufen, über Eisbuckel. Er rannte wie um sein Leben.
    »Ei – guck mal an, wie er laufen kann!« kam von irgendwoher Krülls Stimme, aber er achtete nicht darauf. Berlin, dachte er, Berlin – Julia – Julia!
    Atemlos stürzte er in den Kompaniegefechtsstand. Barth hielt den Hörer immer noch ans Ohr, und auch Obermeier lauschte, tief über den Tisch gebeugt.
    »Herr Hauptmann!« keuchte Deutschmann atemlos. Das Zimmer, die Uniformen der Offiziere, der Tisch, die Wände drehten sich um ihn.
    Barth winkte ab. »Hallo – Berlin! Berlin! Schütze Deutschmann ist hier. Wo ist Berlin? Was? Divisionsvermittlung – wo haben Sie Berlin? Weg? Sie Idiot – halten Sie die Verbindung fest!«
    Er wartete. Deutschmann lehnte zitternd neben ihm am Tisch, und dann kam wieder eine kaum hörbare, quäkende Stimme, er steckte die Hand aus. Barth gab ihm den Hörer.
    »Hier Deutschmann – Schütze Deutschmann!« sagte der schmale, zitternde Mann mit klangloser Stimme.
    »Hier Divisionsvermittlung. Gespräch mit Berlin ist unterbrochen. Ich bekomme ihn nicht mehr 'ran. Soviel ich verstehen konnte, war ein Dr. Kilill oder Krumbill …«
    »Dr. Kukill …«, sagte Deutschmann heiser.
    »Richtig, das war's. Der war am Apparat. Er sagte etwas von einer Frau – Julia oder so ähnlich – und einem Serum, ich habe es nicht genau verstanden – und etwas von tot sagte er auch, es war alles sehr unklar. Kannst du damit etwas anfangen, Kumpel?«
    »Können Sie mich nicht mehr verbinden?«
    »Nee, geht nicht. Ist zu weit. Es ist endgültig weg. Kannst du damit etwas anfangen?«
    »Ja – ich habe verstanden.«
    Deutschmann legte den Hörer zurück und sagte vor sich hinstarrend noch zweimal: »Ich habe verstanden – ich habe verstanden – Julia ist tot.«
    Hauptmann Barth sah hinüber zu Obermeier und zuckte mit den Schultern. Er verstand nichts von dem, was sich hier abspielte, aber soviel verstand er, daß dieser schmächtige leichenblasse Mann jetzt die Nachricht über den Tod einer Frau erhalten hatte, die Julia hieß. Und wenn er sich recht erinnerte, stand in Deutschmanns Papieren, daß er mit einer gewissen Julia verheiratet war …
    Bitter. Aber was konnte man tun? In solchen Fällen war es – das wußte er aus Erfahrung – am besten, die Leute zu beschäftigen. Und sie sollten beschäftigt werden, diese Männer aus der 2. Kompanie, bei Gott! Er hob das Handgelenk und sah auf die Uhr.
    »In einer Stunde rücken Sie zu den Ausgangsstellungen ab, Herr Oberleutnant«, sagte er dienstlich. »Und Sie, Schütze Deutschmann, haben Sie noch eine Frage?«
    »Nein, Herr Hauptmann.«
    »Es tut mir leid …«, murmelte Barth, »aufrichtig leid. Wenn ich recht verstanden habe … Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen …«
    »Danke.«
    Deutschmann ging hinaus, ohne zu grüßen, stand auf der Straße ohne Kopfbedeckung und mit offenem Uniformrock, so wie er aus dem geheizten Bunker herausgestürzt war. Von der Unterkunft her kam Schwanecke auf ihn zu. Als er Deutschmann sah, stutzte er und raffte den offenen Uniformrock vor Deutschmanns Brust zusammen.
    »Mensch, du siehst aus wie eine Wasserleiche. Was ist denn los? Was wollen die aus Berlin?«
    Deutschmann schwieg.
    »Sind sie dir auf den Pelz gerückt? Laß uns abhauen, Kumpel!« flüsterte Schwanecke, während er sich vorsichtig umsah. »Heute nacht, verstehst du, jetzt ist's viel einfacher … keine Rotkreuzfahne mehr … Wir bleiben einfach hinten … So 'n Erkundungsstoß ist genau das richtige für uns. Machst du mit?«
    Deutschmann sagte immer noch nichts.
    Schwanecke rüttelte ihn: »Was ist passiert? He – hörst du eigentlich? Bist du taub geworden? Was ist passiert?«
    »Julia ist tot«, flüsterte Deutschmann.
    »Was?« Schwanecke fuhr zurück. »Ja, dann …«, stammelte er verwirrt, »… komm weg von hier, du holst dir den Tod. Hast du schon alles

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