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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie krank waren, und wenn ich mich recht erinnere, hat er auch dich einmal verbunden. Und du willst ihn töten! Verschwinde. Los, hau schon ab!«
    Tartuchin trollte sich schweigend, mit einem bösen verbissenen Gesicht davon.
    »Danke«, sagte Dr. Hansen aufatmend.
    »Schon gut«, sagte Denkow, noch vor Wut kochend. »Geh mir jetzt aus dem Weg.«
    »Was wollen Sie tun?«
    »Du sollst mir aus dem Weg gehen!«
    Dr. Hansen trat beiseite und sagte: »Wenn Sie nicht gekommen wären …«
    Denkow, der an ihm vorbei in die Scheune treten wollte, blieb stehen, drehte sich zu ihm und sah ihn lange an. Dann sagte er: »Dann wären alle die …«, mit dem Kopf zeigte er gegen die Scheunentür, hinter der die Verwundeten lagen, »… alle die tot. Ich weiß. Sehr oft kommt niemand dazu, um es zu verhindern. Es gibt solche und solche. Bei euch und bei uns. Kommen Sie mit!«
    Die Verwundeten kamen in Gefangenschaft, Dr. Hansen an ihrer Spitze.
    Auch das Haus der alten Marfa überrollte der Krieg. Die Panzer fuhren in einer langen, dröhnenden Kolonne daran vorbei. Tanja stand am Fenster und sah mit leeren Augen auf die Stahlkolosse. Sie haben mir meinen Michael genommen, dachte sie in grenzenloser Traurigkeit. Sie haben mir das Glück genommen … ich hasse sie … ich hasse sie!
    Aber sie wußte eigentlich nicht, wen sie damit meinte. Die Deutschen? Die Russen? Den Krieg zwischen den Deutschen und Russen? Ihr Schicksal – oder ihre Schwäche und ihre Liebe dem deutschen Soldaten gegenüber?
    Sie blickte sich nicht um, als sie hinter sich die Tür aufspringen hörte und ein eisiger Luftzug ins Zimmer kam. Aber auch ohne hinzusehen, wußte sie mit Sicherheit, wer gekommen war. Einen kleinen Augenblick lang hatte sie die unsinnige Hoffnung, sie würde sich irren. Aber als sie Denkows Stimme hörte, wußte sie, daß es vergeblich war zu glauben, sie könnte ihm entkommen.
    »Du?« fragte Denkow heiser.
    Tanja lehnte die Stirn gegen die eisige Scheibe.
    »Dreh dich um!«
    »Warum? Du bist gekommen, um mich zu töten. Also tu's!«
    »Was tust du hier bei den Deutschen?« Denkows Stimme zitterte. Sie hörte seine Schritte näher kommen. Seine Hand riß sie herum.
    »Seit wann ist Marfa eine – Deutsche?« fragte sie spöttisch.
    Er starrte schweigend, mit harten, unbarmherzigen Augen in ihr Gesicht.
    »Tu's schon – frag nicht soviel!« sagte sie.
    »Du bist ihm nachgelaufen, was? Du hast hier mit ihm geschlafen, während wir …« Jetzt schüttelte er sie und schrie ihr ins Gesicht: »Warum hast du das getan? Warum?«
    »Ich liebe ihn«, sagte Tanja schlicht. Sie schloß die Augen und flüsterte: »Kannst du das nicht verstehen?«
    Denkow zögerte. Er wußte nicht, was er tun sollte. Draußen vor der Tür und durch das eroberte Dorf stürmten johlend und lachend seine Leute. Fanatische Hasser, in diesen Augenblicken blutgierige Bestien, die nach versteckten deutschen Soldaten suchten. Jetzt haßte er sie beinahe und haßte seine Aufgabe, sie zu befehligen. Er war ein Offizier. Er war nicht einer von denen. Es stimmte: Man mußte die Deutschen hassen, wenn man sie vertreiben wollte – aber man durfte keinen Augenblick vergessen, ein Mensch zu sein. Man mußte die Schuldigen bestrafen, je härter, desto besser. Aber man durfte nicht ehrlos werden. Die Schuldigen … dachte er. Auch Tanja war schuld!
    Die Tür ging krachend auf, und der riesige Mischa Serkonowitsch Starobin stürzte in das alte Haus. Seine Augen leuchteten, als er mit breitlachendem Gesicht schrie: »Genosse Oberleutnant – die Deutschen sind erledigt! Wir haben sie vertrieben – wir können die Wälder verlassen!« Erst jetzt sah er Tanja und blieb mit offenem Mund stehen. »Du?« fragte er langgedehnt.
    Ein Schauer flog über Tanjas Rücken, als sie dieses Du hörte. Sie war bereit zu sterben, aber hinter diesem Laut verbarg sich nicht nur der Tod.
    »Was willst du mit ihr machen, Genosse Oberleutnant?« fragte Starobin. Er wischte sich über das schweißnasse Gesicht.
    »Was soll man mit ihr machen?« fragte Sergej.
    »Sie ist eine Verräterin!« schrie Starobin, aber seine kalt abschätzenden Augen teilten die Empörung, die er spielte, nicht mit.
    »Ja …«, sagte Denkow schwer, »ja …«
    »Gib sie mir!« sagte Starobin.
    Tanja wich langsam an die Rückwand des Zimmers. Die Blicke der vier Augen, die sich an sie hefteten, waren das Grauenhafteste, was sie je gesehen hatte. »Nein«, flüsterte sie, »– tötet mich, aber nicht das, nicht das!«
    »Gibst du

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