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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm gewichen. Aber er stand nicht auf, um gegen die nahen deutschen Gräben zu laufen. Er kroch weiter – und als er endlich ankam und aufstehen wollte, von einigen Landsern des Sturmbataillons umringt, brachte er es nicht mehr fertig. Er sackte wieder in sich zusammen und flüsterte mit gefühllosen, harten Lippen erstaunt: »Was ist denn, was ist los?«
    »Nichts ist los, du bist wieder zu Hause, Kumpel!« sagte ein Landser und gab ihm zu trinken. Schnaps. Es rann wie Feuer durch Krülls Adern, und er versuchte noch einmal aufzustehen. Aber es ging nicht. Seine Beine wollten ihn nicht tragen.
    Krüll hatte eine Nacht und einen Tag in der unbarmherzigen Kälte verbracht. Als er zurück ›nach Hause‹ kam, waren seine beiden Füße erfroren, einer mußte später amputiert werden.
    Auch Deutschmann und Schwanecke entkamen dem Gemetzel.
    Als die russischen Panzer in der Ferne, gegen Barssdowka verschwanden und die russische Infanterie in immer neuen Wellen hinter ihnen gegen Westen zog, krochen sie tiefer in den Wald und versteckten sich in einer Bodenmulde, die sie notdürftig vom Schnee säuberten.
    »So«, sagte Schwanecke, »das hätten wir geschafft. Hier kann man es aushalten.«
    »Wie lange?« fragte Deutschmann.
    »Ewig.« Schwanecke zuckte mit den Schultern. »Bis die Luft rein ist. Du hast gesehen, die Russen sind durchgebrochen, und wenn sie schlau genug sind, dann rollen sie weiter, bis Berlin – – –«
    »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Was glaubst du denn? Nee, nicht ganz bis Berlin«, verbesserte er sich dann, »unsere sind auch nicht dumm, und die Russen sind nicht sehr oft schlau, verstehst du? Sie sind große Krieger, aber hier oben, verstehst du –«, er zeigte gegen den Kopf, »– hapert es manchmal. Sie hauen drauflos, immer 'ran wie Blücher, boxen sich durch und fallen wie die Fliegen – wo ein schlauer General so 'ne Umgehung machen würde und einen Kessel und so, verstehst du?«
    »Ich bin kein General«, sagte Deutschmann überdrüssig. Er wollte Ruhe haben, er wollte nachdenken, aber dieser Schwätzer mußte immer reden und reden … Warum war er eigentlich hier?
    »Nee – und du wirst es auch nie werden«, sagte Schwanecke behaglich. »Du kannst höchstens ein prima Professor werden oder sonst was – aber nie ein General.«
    »Das ist mir auch recht.« Deutschmann fischte in seinen Taschen nach Zigaretten, holte eine heraus und wollte sie anzünden. Doch ein heftiger Schlag auf die Hand schleuderte die Zigarette und die Streichhölzer in den Schnee, und als er überrascht aufblickte, sah er gerade in Schwaneckes böse, drohende Augen.
    »Bist du verrückt – du Idiot?! Hier rauchen, was?«
    »Na, hör mal …«, begann Deutschmann, aber Schwanecke schnitt ihm das Wort ab.
    »Schnauze!« Und nach einer Weile unbehaglichen Schweigens: »Siehst du – deshalb kannst du nie ein General werden, obwohl es auch dämliche Generäle gibt, und eine Menge dazu! Wenn du hier qualmst … na, was glaubst du?«
    »Jaja …«, sagte Deutschmann. Schwanecke hatte recht. »Was wollen wir jetzt machen? Was hast du vor?«
    »Abwarten«, sagte Schwanecke lakonisch. »Wenn die Russen weit genug vorgestoßen sind, dann kommen die Trosse, verstehst du? Alte Knacker, die keine Wut im Bauch haben, so wie die vorne oder die Scheißpartisanen. Dann erkunden wir die Lage, und wenn sie günstig ist, heben wir die Hände hoch und ergeben uns. Was meinst du, wie so'n alter Troßsoldat stolz ist, wenn er zwei Gefangene macht?! Kennst du die Internationale?«
    »Nein. Warum?«
    »Ich kenn' sie, aber nicht ganz. Es wird genügen. Verstehst du: Wenn wir mit erhobenen Händen losmarschieren, singen wir die Internationale. Dann müssen die Brüder strammstehen – und können nicht schießen, ist doch klar, oder?«
    Schwanecke grinste breit, und Deutschmann konnte sich eines Lächelns nicht enthalten.
    Doch etwas später, gegen Nachmittag, wurde die Lage ungemütlicher. Von der Front her kam immer heftiger werdendes Schießen, das sich rasch näherte. Jetzt hörte man auch wieder Panzer, und in die alten russischen Stellungen schlugen einige deutsche Granaten.
    »Ich werd' verrückt«, kommentierte Schwanecke diese veränderte Lage überrascht. »Soll das heißen, daß die Kumpels einen Gegenangriff machen?«
    »Sieht so aus«, sagte Deutschmann trocken.
    Als am Ende auch noch russische Infanterie – Schwanecke kroch an den Waldrand, um die Lage zu erkunden – gegen den Wald zog, wurde auch er nervös. »Nichts

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