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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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über …
    »Ach, Huby«, beschwichtigte Elke. »Es gibt schon genug Menschen, die im Unreinen mit sich sind. Lass uns doch freundschaftlich miteinander umgehen. Du hast zurzeit ein ungeheuer schlechtes Karma.«
    »Pah«, entgegnete Hubertus. »Karma.«
    Er spuckte das Wort regelrecht aus.
    »Wenn du dich ausgesponnen hast, wirst du dich ja eh wieder reumütig bei mir … ich meine, bei uns melden. Du hast nämlich eine Tochter – und die braucht mehr als ein Piercing!«
    Das hatte gutgetan, denen mal ordentlich einzuschenken, dachte er, während er sich eilig und wortlos davonmachte, zumal er drei Stände weiter den blassen Lehrerkollegen Ziegler erblickt hatte. Das Gemüse konnte warten, der Fall Mielke hatte Vorrang.
    Zeit dafür habe ich nach Elkes Auszug ja eh genug, dachte er sich und atmete tief durch.
    »Mein Gott, was findet die bloß an diesem ekelhaften Typen«, murmelte er vor sich hin. »Wenn er wenigstens einigermaßen sympathisch wäre.«
    Noch ein tiefer Atemzug, dann fasste er sich wieder und marschierte schnurstracks auf Ziegler zu, um ihm auf die Schulter zu tippen: »Morgen, Kollege, wie geht’s?«
    Ziegler zuckte zusammen. »Herr Hummel«, sagte er mit seiner leisen Stimme. Ziegler war eher ein Mann der kontrollierten Defensive. Er nahm seine Brille ab und rieb sie mit einem Taschentuch sauber. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan«, berichtete er dann.
    Das konnte sich Hubertus gut vorstellen. »Wie gut kannten Sie Mielke denn?«, fragte er.
    »Nicht sehr gut. Ein-, zweimal im Jahr gingen wir zum Eishockey. Aber manches habe ich schon mitbekommen.«
    »Was denn?«
    »Ich will nicht in Mielkes Privatleben wühlen, jetzt, wo er …«
    Hubertus legte eine Hand auf Zieglers Schulter. »Die Frauengeschichten, schon klar …«
    »Ich weiß nur von einer«, sagte Ziegler.
    »Welcher?«
    »Der Spielerfrau.«
    »Der Spielerfrau?«
    »Na, die Frau des neuen Kanadiers der ›Wild Wings‹. Willy.«
    Hubertus war so verblüfft, dass er ganz vergaß, Ziegler zu korrigieren und »des SERC« zu sagen.
    »Ich hätte das vielleicht besser nicht erwähnen sollen«, versuchte Ziegler zurückzurudern. »Aber ich war gestern Abend noch lange im Stadion, weil ich das alles nicht begreifen konnte. Und da habe ich einen Ravensburger Fan getroffen, der ein paar Plätze neben mir gesessen hatte. Der wohnte früher mal in Villingen und kannte Mielke wohl noch. Die beiden haben sich in den Drittelpausen miteinander unterhalten.« Ziegler blickte Hummel mit Augen an, denen man tatsächlich ein gewisses Schlafdefizit ansehen konnte. »Auf jeden Fall sagte mir dieser Mann hinterher, dass Mielke und Frau Willy …«
    Er unterbrach sich. »Entschuldigen Sie. Ich bin noch ganz durcheinander.«
    Hubertus spürte Mitleid mit dem Kollegen.
    »Wie hieß dieser Ravensburger denn?«, wollte er wissen.
    Ziegler versuchte sich zu erinnern. »Ehrlich gesagt: Ich habe nicht genau hingehört, als er sich vorstellte …«
    »Wissen Sie, ob der Mann das der Polizei melden wollte?«, fragte Hubertus. »Theoretisch hätte ja dann Kirk Willy ein Motiv gehabt …«
    Ziegler sah Hummel verblüfft an.
    Es war nicht der ideale Ort, um solche Gespräche zu führen. Ständig liefen andere Marktbesucher im Slalom um sie herum, nickten mal dem einen, mal dem anderen zu, lupften Hüte und tippten sich zur Begrüßung an die Mütze. Man kannte sich hier – und dennoch schien es Hummel, als habe die Kunde des Mordes einen Schatten auf das spätwinterliche Szenario geworfen.
    »Aber Willy war doch die gesamte Zeit auf dem Eis oder an der Bande«, wandte Ziegler ein.
    »Das ist das beste Alibi überhaupt«, meinte Hummel zustimmend. »Außerdem kommt ein echter SERCler für so etwas nicht infrage. Und Kirk ist ein echter SERCler – auch wenn er erst seit einem halben Jahr bei uns spielt.«
    Ziegler nickte langsam. »Das denke ich auch.«
    »Es sei denn, es war ein Auftragsmord …« Hubertus schüttelte gedankenverloren den Kopf.
    Plötzlich regte sich in ihm wieder ein ähnliches Pathos wie am Vorabend im Bistro. »Ich werde den Fall lösen«, eröffnete er nun auch Ziegler.
    Wenn er gedacht hätte, der Kollege würde ihn nun dazu beglückwünschen, sah sich Hubertus getäuscht. Der starrte ihn nämlich nur an und seufzte: »Ist das nicht alles schrecklich?«
    Dann nickte er kurz zum Abschied und ging in Richtung Benediktinerring davon.
    Hubertus sah ihm nach. Dem Kollegen fehlte es eindeutig an Dynamik. Andererseits: Er war froh, dass

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