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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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denen ist nicht zu spaßen. Nie im Kurier darüber gelesen? Gab doch öfter mal Schlägereien zwischen denen und verfeindeten Gruppen …«
    Hummel schüttelte den Kopf. Er stellte sich gerade vergeblich vor, wie er reagieren würde, wenn Martina ihm einen solchen Typen als neuen Freund vorstellen würde. Dann flüsterte er: »In dem Aufzug kommen die aber nicht ins Casino.«
    »Ich glaube fast, die kommen überall rein, wo sie wollen.«
    Hummel machte einen weiten Bogen um das Quartett, von dem die eine Hälfte trotz der Dunkelheit eine Sonnenbrille trug. Dann warf er einen scheuen Blick auf die Kutten und wisperte: »Was bedeutet denn ›1%‹ auf dem Aufnäher?«
    Riesle war nicht so leicht einzuschüchtern. »Das ist deren durchschnittlicher Alkoholgehalt im Blut«, scherzte er. Dann wurde er wieder ernst. »Nein – das bedeutet, dass sie ihrer Meinung nach zu dem einen Prozent gehören, das wirklich kompromisslos die Ideale der Rockerszene lebt.«
    Hubertus konnte es kaum erwarten, endlich die Eingangstür des Casinos zu berühren. Auch wenn die Männer auf den Maschinen sie nur regungslos anstarrten, war ihm einigermaßen mulmig zumute.
    »Du solltest nicht alle Motorradfreaks über einen Kamm scheren«, beruhigte ihn Klaus. Die ›Heroes‹ sind allerdings schon ein wilder Haufen. Könnte ich eigentlich mal was drüber schreiben.«
    »Aber nicht jetzt«, wehrte Hummel ab und betrat als Erster das vornehm anmutende Casinofoyer, das einen umso größeren Kontrast zu den Männern auf dem Parkplatz darstellte: rote Ledersessel, schweres Eichenmobiliar, die Wände fast vollständig verspiegelt.
    »Dem Spieler soll wohl seine gierige Fratze vor Augen geführt werden«, witzelte Klaus.
    Hubertus’ Blick fiel auf den linken Rezeptionstisch, wo sich gerade ein Mann in einer Kniebundhose mit dem Personal stritt, das ihm den Zutritt zur Spielbank verweigern wollte. Seine Kleidung sei »nicht standesgemäß«, argumentierte der zuständige Bedienstete sachlich.
    Das sei ihm »so ebbes von egal«, antwortete der Mann in der Kniebundhose und zückte irgendein wichtiges Papier. Dem Begleiter des rustikal Gekleideten schien der Auftritt des Kompagnons einigermaßen peinlich zu sein.
    Hummel und Riesle passierten jedenfalls ohne Beanstandung die Einlasskontrolle und betraten durch eine schwere Schwingtür den Spielsaal. Der Kartenkontrolleur hatte ihnen noch eine Spielanleitung in die Hand gedrückt. Offenbar hatte er erkannt, dass sie keine Profis waren.
    »Nichts geht mehr«, vernahmen sie am ersten Tisch. Sie hörten die Kugel rollen, fallen und auch das Klackern der Jetons, als anschließend einer der Croupiers das Spielgeld mit einem länglichen Kunststoffrechen, dem »Rateau«, einzog und ein anderer die Plastikchips fein säuberlich wieder in die Bankkassette einsortierte.
    Elegant in Zwirn und Habitus wirkten die Croupiers.
    Hektisch hingegen sprangen die spielenden Gestalten zwischen den Tischen hin und her, schrien merkwürdige Kommandos wie »Paroli« oder »Spiel sieben-neun«, von denen Hubertus und Klaus noch nie etwas gehört hatten.
    Hier und da hörte man ein freudiges Lachen oder einen derben Fluch.
    »Gott verdälli«, schimpfte ein kleiner weißhaariger Mann mit Brille und hochgekrempelten Sakkoärmeln – ein Schweizer, der sich offenbar über seine verjubelten Franken ärgerte.
    Viele seiner Landsleute waren nicht mehr hier, im Gegensatz zu früher. Durch die Casinos, die in den letzten Jahren auf Schweizer Seite eröffnet worden waren, zogen es viele eidgenössische Stammkunden vor, ihr Geld im eigenen Land zu verspielen – sehr zum Leidwesen der Konstanzer Croupiers.
    Auch deshalb war eine Modernisierung des Casinos geplant. Statt mit elegantem französischem Roulette sollte nur noch mit schnellen amerikanischen Stehtischen das Geld gemacht werden.
    »Möchten die Herren sich nicht setzen?«, fragte einer der Croupiers freundlich. »Zwei Plätze sind hier gerade frei geworden. Bitte, Messieurs.«
    Fünfzig Euro hatte jeder von ihnen an der Kasse umgetauscht. Viel Sitzfleisch würden sie wohl nicht benötigen, um ihr Spielgeld wieder loszuwerden. Sie zögerten einen Augenblick, konnten dem Angebot aber nicht widerstehen und ließen sich nieder.
    »Sind wohl zum ersten Mal in Casino«, sprach sie ein korpulenter schwarzhaariger Mann mit buschigen Augenbrauen und kräftigem Bartwuchs in unverkennbar ausländischem Akzent an.
    Einer der »Heroes«?
    Falls ja, hatte er sich mit seinem Anzug recht schick

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