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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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– Sie erinnern sich«, ergänzte Riesle.
    Müller sagte überhaupt nichts, stand den beiden lediglich schweigend gegenüber, während links und rechts die Fans in beiden Richtungen an ihnen vorbeiströmten und sie dabei auch schon mal leicht anrempelten.
    Plötzlich hob Müller schweigend ein gefaltetes Papier auf, das Klaus offenbar beim letzten Rempler aus der Tasche gefallen war.
    Der Hauptkommissar starrte es dann an und fragte: »Was ist das?«
    »Moment«, fiel Winterhalter ein. »Da isch doch drauße de gleiche Zettel g’hängt. Mit einer Handynummer druff! Hab ich mir glei notiert und wollt nachher da a’rufe, wenn weniger Lärm isch.«
    Es war das Phantombild. Offenbar hatte Riesle sein Versprechen nicht ganz gehalten, die Kopien wirklich alle im Auto zu lassen.
    Hubertus sandte ein Stoßgebet gen Himmel. Es würde laufen, wie er es befürchtet hatte: Jetzt, wo die Mannschaften zum Anpfiff aufs Eis kamen und die Stimmung explodierte, würden sie von Winterhalter und Müller auf ein Polizeirevier mitgenommen werden. Er würde den Aufstieg doch nicht live miterleben, würde weder Martina noch seinen zukünftigen Enkeln davon berichten können …
    Es wurde nicht ganz so schlimm.
    Sie verpassten aber immerhin das erste Drittel des Spiels, in welchem sie den Beamten in der VIP-Lounge die Hintergründe des Phantombilds erklären mussten. Dabei erfuhren sie, dass Ziegler nach dem Gespräch mit Riesle die Polizei doch über den Unbekannten und seinen Hinweis auf die Affäre von Kirk Willys Frau in Kenntnis gesetzt hatte.
    »Verräter«, schimpfte Klaus den Lehrerkollegen von Hubertus und fing sich dafür eine Rüge von Müller ein.
    Hummel war stets mit einem Ohr am Eis, versuchte, Pfiffe, Schreie, Jubel und Trommeln zu deuten. Da die SERC-Fans akustisch mit den Ravensburgern mithielten, war das jedoch alles andere als einfach. Und als ein orkanartiger Jubel ertönte, hatte Hubertus zunächst noch die Hoffnung, seine Mannschaft könne das Führungstor erzielt haben. Eine Servicekraft in der VIP-Lounge klärte ihn dann aber freudestrahlend auf: »Mir führet! De Alex Leavitt war’s.«
    Mir, das waren ohne Zweifel die »Tower Stars« – und so wurde es kurz darauf auch durchgesagt.
    »Ich habe Ihnen schon einmal deutlich gemacht«, meinte derweil Hauptkommissar Müller und deutete mit seinem schlanken Zeigefinger auf Riesle: »Halten Sie sich da raus! Sie behindern die Ermittlungen! Und wenn wir morgen früh etwas davon im Kurier lesen, werden Sie die Konsequenzen tragen!«
    »Wie gehen Sie denn jetzt in Ihren Ermittlungen weiter vor?«, wollte der Journalist statt einer Antwort wissen.
    Müller schwieg mit wütendem Gesichtsausdruck, doch Winterhalter sagte: »Mir werdet natürlich au de Herr Willy befrage müsse – und sei Frau.«
    »Aber nur, wenn der SERC heute gewinnt und die Saison dann beendet ist«, bat Hummel.
    Das Pfeifkonzert im Hintergrund deutete auf ein Überzahlspiel der Schwenninger oder eine strittige Schiedsrichterentscheidung hin.
    »Wir ermitteln in einem Mordfall und können dabei nur bedingt Rücksicht auf Sportveranstaltungen nehmen«, belehrte Müller mit sauertöpfischer Miene.
    »Mir wartet jetzt zumindescht emol de Schlusspfiff vo dem Spiel ab«, beschwichtigte Winterhalter.
    Dann wurden Hummel und Riesle mit einer weiteren Müllerschen Ermahnung entlassen. Zu Beginn des zweiten Drittels hatten sie dann endlich ihre Sitzplätze eingenommen.
    Sie merkten rasch: Es war irgendwie nicht der Tag der »Wild Wings«. Auch Kirk Willy, der am Freitag in Schwenningen noch so aufgetrumpft hatte, setzte diesmal kaum Impulse.
    Warum nur?
    Er und seine Mitspieler schienen nach dem zweiten Gegentor zunächst beinahe demoralisiert, ehe sie zu Beginn des Schlussabschnitts die berühmte Schwenninger Kampfkraft aufblitzen ließen.
    Das Tor der »Tower Stars« war jedoch wie vernagelt. Und dreizehn Minuten vor Schluss fiel gar das drei zu null.
    Wo andere Mannschaften wohl die Kräfte für das nun alles entscheidende letzte Spiel gespart hätten, hielten die »Wild Wings« aber weiter dagegen. Drei Minuten vor dem Abpfiff wurden sie mit dem eins zu drei belohnt, und der Trainer setzte nun alles auf eine Karte: Er nahm den Torwart heraus und brachte dafür einen sechsten Feldspieler.
    Hubertus biss in seinen Schal. Bestand doch noch Hoffnung?
    Es kam, wie es in einer solchen Situation immer kommen konnte: Die Ravensburger vermochten sich zu befreien und trafen unter dem ohrenbetäubenden Jubel fast

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