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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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wohnte.
    »Warte bitte noch kurz. Wenn sie nicht da ist, komme ich gleich mit ins Stadion«, meinte Hummel.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und klingelte an der hellbraunen Holztür. Eine junge Frau mit blonder Dauerwelle öffnete.
    Sie mochte höchstens Ende zwanzig sein.
    In diesem Moment fiel Hummel die Mahnung von Hauptkommissar Müller ein. Machte er sich eigentlich strafbar, wenn er sich hier als Detektiv ausgab? Verstieß er damit in irgendeiner Weise gegen das Beamtenrecht?
    Gefährdete er gar seine Karriere?
    Das Pathos, das ihn in den letzten Tagen nun schon zweimal ausgezeichnet hatte, fehlte ihm in diesem Moment gerade völlig …
    Er räusperte sich. »Entschuldigung. Frau Willy?«, flötete er. Das heißt, er versuchte zu flöten. Gewohnt war er diesen Staubsaugervertreter-Tonfall nicht.
    »Ja. Wir kaufen aber nichts«, antwortete die Blonde mit nordamerikanischem, leicht quäkendem Akzent.
    »Oh, Sie sprechen aber sehr gut Deutsch«, schmeichelte ihr Hubertus.
    »Ich habe Germanistik studiert«, antwortete Helen Willy etwas unwillig.
    »Ich will nichts verkaufen«, klärte Hubertus sie auf. Dann atmete er tief durch und sagte zumindest annähernd forsch: »Ich bin Privatdetektiv und weiß, dass Sie ein Verhältnis mit einem Lehrer haben, äh, hatten.«
    »Das ist ein schlechter Scherz«, entgegnete die Kanadierin nach einigen Momenten des Schweigens.
    »Dieser Lehrer ist umgebracht worden – am Freitag im Eisstadion«, fuhr Hubertus fort und kam sich dabei vor wie Matula in »Ein Fall für zwei«.
    Nur dass bei Matula die Szene vermutlich anders ausgegangen wäre.
    Zwar schien Frau Willy erst kurz zusammengezuckt zu sein, dann rief sie jedoch: »Wilbur!« Hubertus hörte ein Tapsen und sah dann die Schnauze eines Boxerhundes.
    Für lange Erklärungen schien keine Zeit zu sein. Und auch wenn es kopflos war: Hubertus gab Fersengeld, stürzte auf die Straße und spurtete hundert Meter in neuer persönlicher Bestzeit.
    Zehn Sekunden später klingelte das Handy von Klaus. Er las »Huby« auf dem Display, drückte den Empfangsknopf und fragte genervt: »Was ist denn los?«
    »Sie hat mich rausgeschmissen«, keuchte Detektiv Hummel am anderen Ende.
    Klaus wendete fluchend und sammelte seinen Freund ein.
    »Das war ’ne Scheißidee«, sagte Hubertus und schilderte seinen Kurzauftritt.
    Klaus trat derweil aufs Gaspedal und lenkte den Wagen quer durch die alte Industriestadt Schwenningen mit ihrem Stilmix aus Fachwerkhäusern und Zweckbauten.
    Auf den Straßen lag immer noch Schneematsch.
    Klaus überlegte. In der Alleenstraße meinte er schließlich: »Gut, dann sage ich es jetzt dem Gatten.«
    Als sie endlich an der Helios-Arena waren, kamen ihnen bereits ein paar Spieler entgegen. Auch in der Stadiongaststätte herrschte schon reger Betrieb.
    Doch sie hatten Glück: Willy war einer der Letzten, der – die riesige Sporttasche geschultert – aus dem Umkleidebereich kam.
    »Hallo, wir ermitteln in dieser Mordsache«, sprach Klaus den Eishockeycrack an, der einen guten Kopf größer als er war.
    »Just a moment«, sagte der. »Du bist doch vom Kurier und nicht von der Polizei, oder?«
    Hubertus griff ein: »Wir sind Detektive und …«
    Willy unterbrach ihn: »Ist einer von euch das Asshole, das vorhin bei meiner Frau war? Grade hat sie mich auf dem Handy angerufen.«
    Er baute sich drohend vor Hubertus und Klaus auf.
    Eins zweiundneunzig Meter groß, hundertzwei Kilo schwer, ging es Hummel durch den Kopf. Das waren die offiziellen Daten über Willy auf der Homepage des SERC. Zudem galt der Spieler als sehr zweikampfstark …
    »Und: Was hat sie gesagt?«, fragte Klaus nicht unfrech.
    »God damned. What do you want, sucker?«, fluchte der Kanadier.
    Hubertus reichte es für heute. »Sorry«, sagte er. »Eine Verwechslung.«
    Dann zog er Klaus schnell weg.
    Gemeinsam gingen, nein, spurteten sie zu Riesles Opel und schauten, dass sie Land gewannen. Willy hatte zunächst Anstalten gemacht, sie zu verfolgen, blieb dann aber nach wenigen Metern stehen.
    »Ist doch klar«, sagte Klaus, als er wieder Atem hatte. »Erst die Pleite in Ravensburg, und jetzt kriegt er mit, dass seine Frau ihn betrogen hat. Der ist mit den Nerven am Ende.«
    »Und wir sind noch immer keinen Schritt weiter«, meinte Hubertus. »Willy macht uns zu Hackfleisch, wenn er uns noch mal über den Weg läuft. Und möglicherweise wird er jetzt so in seiner Konzentration gestört, dass die das entscheidende Spiel morgen vergeigen.« Er

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