Strafzeit
fielen Hubertus und Riesle auf, vor allem Hummel mit seiner extravaganten Kleidung.
»Na, Süßer, heute Abend zum ersten Mal alleine unterwegs?«, flirtete ihn eine der leicht bekleideten Damen mit osteuropäischem Akzent an. Hubertus blieb die Spucke weg.
Riesle reagierte cool: »Keine Chance, Süße. Wir wollen zu Häringer.«
Ein Blick zur Bar, ein Nicken des Kellners – und plötzlich tauchte ein Mann auf, den Hummel und Riesle lieber nicht getroffen hätten: der Rausschmeißertyp, der ihnen schon im Casino Konstanz unangenehm aufgefallen war.
Während Hubertus auf dem Absatz seiner Moonboots kehrtmachen wollte, was gar nicht so einfach war, blieb Riesle weiter cool.
»Wie, Sie gehören zu Häringer?«
Der bullige Typ forderte das Duo mit einem Wink auf, ihm zu folgen.
Er war mindestens so groß wie Kirk Willy, dafür aber deutlich breiter. Nein, fetter.
»Ich geh da nicht mit«, flüsterte Hubertus. »Der führt uns in irgendeinen dunklen Raum, und dann machen die uns dort fertig.«
Riesle wisperte: »Los, komm jetzt. Schlimmstenfalls kannst du sie ja dann mit deinem Schnurrbart erschlagen.«
Allzu wohl schien ihm dabei jedoch auch nicht zu sein.
Der Weg führte eine Wendeltreppe hinauf, dann durch einen langen Gang. Der Rausschmeißer hielt vor einer Eisentür an und forderte sie auf, stehen zu bleiben.
Nach etwa zwanzig Sekunden wurden sie eingelassen.
Hinter einem Eichenholzschreibtisch saß ein Mann von Mitte sechzig. Er hatte eine Glatze und war eher untersetzt. Von Schnurrbart keine Spur, auch von Sonnenbankbräune nicht. Den Betreiber eines solchen Etablissements hatte sich Hubertus anders vorgestellt.
»Und?«, fragte der Alte.
»Sind Sie Häringer?«, fragte Riesle.
»Laut Suney und Mukmin duzt ihr mich doch, oder?«, konterte Häringer. »Nennt mich doch einfach Dietmar.«
Während Hubertus errötete, was man nur wegen seines gewaltigen Schnurrbarts nicht sah, redete Riesle weiter: »Also, Dietmar …«
»Das war ein Scherz«, kam es scharf zurück.
Nun schien auch Klaus ratlos.
Hubertus fühlte sich in der Pflicht. »Herr Häringer, entschuldigen Sie, aber wir ermitteln im Mordfall Mielke …«
»Wenn mich nicht alles täuscht, seid ihr zweitklassige Privatschnüffler. Was sollte mich also daran hindern, euch einfach von Marian« – er wies in Richtung Tür, wo mit verschränkten Armen der Rausschmeißer stand – »im hohen Bogen rauswerfen zu lassen?«
»Ihr reines Gewissen«, meinte Klaus.
»Gut, meine Herren«, sagte Häringer nach einer kurzen Pause und schaute verächtlich auf Hubertus. »Auch kleine Tiere können Ärger machen. Ich habe nichts zu verbergen. Ihr habt drei Minuten. Was wollt ihr wissen?«
Hubertus atmete auf. »In welchem Verhältnis standen Sie zu Mielke?«
»Wir waren verheiratet«, antwortete Häringer. Marian lachte roh, ehe sein Boss ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte.
»Um es kurz zu machen«, fuhr Häringer fort. »Mielke war einer unserer besten Kunden. Er ging regelmäßig mit Suney und Mukmin auf Tour und bezahlte stets pünktlich. Manchmal musste er sich zwar Geld bei anderen dafür leihen, aber er bezahlte immer.«
»Warum soll er bei Ihnen immer bezahlt haben, aber sich bei anderen Geld geliehen haben?«, fragte Klaus.
»Weil wir überzeugende Mittel gehabt hätten, das Geld von ihm zu bekommen«, meinte Häringer und wies auf Marian.
Hubertus nickte und lächelte gequält. Das konnte er sich vorstellen.
»Mielke war verrückt nach Suney und Mukmin«, fuhr Häringer fort. »Kein Wunder. Aber in den letzten sechs Wochen machte er keinen Gebrauch mehr von ihnen.«
Gebrauch, dachte Hubertus. Wie sich das anhört. Widerlich.
»Ich nehme an, Mielke war zuletzt endgültig pleite. Schade. Ein guter Kunde. Wollt ihr ihn nicht ersetzen?«, meinte Häringer.
»Wollen schon«, meinte Riesle zum Entsetzen von Hummel, »aber leider fehlt uns das nötige Kleingeld.«
Häringer nickte und zeigte auf Hubertus. »Ja. Kauf deinem Kumpel erst mal vernünftige Kleidung.«
Klaus prustete los.
»War’s das?«, fragte Häringer.
»Noch eine Frage«, bat Klaus. »Waren Sie zufällig letzten Freitag beim SERC?«
Häringer nickte: »Ich verpasse selten ein Heimspiel.«
Hubertus dachte eine Sekunde nach. Dass der Mann über ein Alibi verfügte, hatte nichts zu sagen. Häringer würde sich kaum selbst die Finger schmutzig machen.
»War er hier« – er deutete mit dem Kopf zu Häringers Gorilla – »im Stadion?«
Häringer
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