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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Kollege. Und überhaupt: Sie verzetteln sich. Lassen Sie uns doch erst mal die naheliegendste Spur verfolgen. Und die ist und bleibt nun mal Claudia Mielke. Das ist eine ganz gewöhnliche Beziehungstat mit einem blitzsauberen Motiv. Die organisierte Kriminalität könnte hier allenfalls in zweiter Konsequenz eine Rolle spielen – also beim Begehen des Auftragsmordes. Aber der erste Mordimpuls ging meines Erachtens von Claudia Mielke aus.«
    »I weiß net«, murmelte Winterhalter leise. Sein Bauchgefühl sagte ihm immer noch, dass Frau Mielke nichts mit dem Mord an ihrem Ehemann zu tun hatte. »Es könnt aber au sei, dass Frau Mielke einfach nur e störrische Zeugin isch und ihren Liebhaber halt nit in die Sach mit nei’ziehe wollt. Und dass der Angriff auf Gerber mit dem Mord am Mielke gar nix zu tun hät«, konterte er ein letztes Mal.
    Müller nahm wortlos seinen Mantel aus der Garderobe und legte seinen Schal um.
    »Und wohin geht’s jetzt?«, fragte Winterhalter.
    »Natürlich zu Claudia Mielke. Ich will diesen Fall schnell abschließen und bin davon überzeugt, dass wir ein Geständnis aus dieser Frau herausholen können. Kommen Sie mit?«
    »Nei, i … i muss …« Winterhalter stockte und wirkte für einen Moment lang verlegen – was bei ihm wirklich selten vorkam. »I muss no was erledige.«
    »Wurst- und Fleischwaren verkaufen oder wieder einen Alleingang in die organisierte Kriminalität unternehmen?«, bemerkte Müller, der gerade Oberwasser hatte. »Halten Sie sich doch einfach an die Fakten. Und kehren Sie zum Teamwork zurück. Sie können ja schon mal beim Staatsanwalt die Möglichkeiten für einen Haftbefehl eruieren.« Müller zog die Bürotür hinter sich zu.
    Jetzt spielt er sich schon fast wie der Kripochef persönlich auf, dachte Winterhalter. Obwohl sie ja eigentlich gleichberechtigte Kollegen waren.
    Plötzlich sehnte er sich nach seinem Bauernhof, wo ihm keiner reinredete. Er schob die Fotos mit den Abdrücken über die grüne Schreibtischauflage zur linken Seite und den Schuh zur rechten, ehe er das Telefon zu sich heranzog.
    Die Rockerszene ließ ihm keine Ruhe. Sein feines Spürnäschen sagte ihm, dass die irgendetwas mit dem Fall zu tun hatte.
    Ob nun die »Heroes« oder die »Bulls« dahintersteckten, wusste er nicht.
    Aber das, was Müller gerade vom Stapel gelassen hatte, war auch nur eine Theorie – nicht viel solider als die vermutete Affäre von Frau Willy.
    Und überhaupt: Was war, wenn sich beim nun anstehenden entscheidenden Spiel zwischen Schwenningen und Ravensburg übermorgen noch mal ein Verbrechen ereignete?
    Wenn tatsächlich jemand im Umfeld der beiden Vereine durchgedreht war? Wenn Mielke nur ein Zufallsopfer gewesen war? Zugegebenermaßen eines, das ein durchaus schillerndes Leben geführt hatte …
    Winterhalter schnaufte tief durch. Das Leben als Nebenerwerbslandwirt war eminent zeitintensiv, wenn man außerdem noch einen Mord aufzuklären hatte. Und zusätzlich nebenher in die deutlich erhöhten Sicherheitsvorkehrungen für das entscheidende letzte Play-off-Spiel involviert war.
    Vielleicht wurde er allmählich zu alt für die Doppelbelastung als Landwirt und Kriminalbeamter. Dabei wusste er: Den Bauernhof würde er nie aufgeben – eher schon die Kriminalistik. Doch ein solcher Hof allein reichte im 21. Jahrhundert schon lange nicht mehr, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Situation der Schwarzwaldbauern war in den letzten Jahren nicht besser geworden. Sein Hof würde dem Höfesterben aber hoffentlich noch eine ganze Weile widerstehen.
    Winterhalter putzte sich geräuschvoll die Nase mit einem alten blau-rot-karierten Taschentuch und dachte über Müller nach.
    Beweisen konnte der momentan genauso wenig wie er selbst.
    Er brauchte erst mal Hintergrundwissen. Über die Konstanzer Kollegen hatte Winterhalter herausgefunden, dass sich die »Blue Heroes« und die »Silver Bulls« an verschiedenen Orten in Deutschland einen Bandenkrieg lieferten. Ein gutes Thema auch für die Medien.
    Eine kurze Internetrecherche brachte Dutzende Artikel. Einer der Schwerpunkte der Bandenauseinandersetzungen schien Norddeutschland zu sein. Und nicht nur das: Dort hatte es vor einigen Wochen auch den ersten toten »Hero« gegeben.
    Leitender Ermittler schien offenbar ein Kriminalhauptkommissar aus Kiel zu sein – denn der wurde gleich mehrfach in den Artikeln zitiert.
    Winterhalter machte sich schlau und wählte dann eine Nummer mit der Vorwahl 0431.
    »Kripo Kiel, KHK

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