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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Mittelkonsole kramte und offenbar der Ansicht war, seine Schenkel eigneten sich genauso gut zum Steuern eines Fahrzeugs wie seine Hände.
    Zu Wort kam Hummel mit seinen Bedenken aber keineswegs, denn aufgrund der lauten Motorgeräusche brüllte Klaus so sehr in sein Handy, dass doch eigentlich auch dem Mann am anderen Ende klar sein musste, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging.
    »Ausverkauft – na, das ist ja kein Wunder«, schrie Riesle gerade. »Aus Sicherheitsgründen dreihundert Zuschauer weniger? Und dafür mehr Polizei? Da wird der Verein ja begeistert sein!«
    Hubertus setzte sich bescheidene Ziele: Wenn sie heil von der Autobahn kämen, wäre das ein Teilerfolg. Auf der Bundesstraße war ein Unfall auch schlimm – vor allem aufgrund des potenziellen Gegenverkehrs. Aber da würde Klaus wegen des Verkehrsaufkommens immerhin nur maximal hundert fahren können.
    »Wo ich bin?«, brüllte Riesle gerade. »A81 Richtung Süden.«
    Nicht zu fassen. Der Ö müsste doch eigentlich spätestens jetzt die Autobahn sperren lassen.
    »Freisprecheinrichtung?«, rief Klaus nun. Und log, ohne mit der Wimper zu zucken: »Klar!« Dann setzte er das Geschrei unvermindert fort: »Sag mal, gibt’s denn im Mordfall Mielke was Neues? Es kursieren ja Gerüchte, dass die Ravensburger eventuell was damit zu tun haben könnten. Oder Spielerfrauen!«
    In diesem Moment war Hummels Teilziel erreicht – die Autobahn war zu Ende.
    Dort den Wagen sich überschlagen zu lassen war aber vermutlich auch noch tödlich. Zumal sich kurz vor Allensbach eine scharfe Rechtskurve ankündigte.
    »Moment!«, brüllte Klaus, warf das Handy in die Mittelkonsole, nahm quietschend die Kurve und ergriff es schließlich wieder.
    »Alles klar – bin wieder da!«
    Hummel war fix und fertig. Die schöne Abendstimmung inklusive Alpenblick entlang des Untersees ging komplett an ihm vorbei. Ein paar Boote kurvten zwischen der Gemüseinsel Reichenau und dem Allensbacher Ufer. Hubertus registrierte nicht einmal, dass hier im Gegensatz zu Schwarzwald und Baar der Frühling bereits in vollem Gange war. Von Schneeresten keine Spur mehr.
    »Was?«, hörte er Klaus noch rufen, ehe dieser – weiter das Handy am Ohr – einen Wagen überholte und munter zwischen den Gängen drei und fünf hin und her schaltete. »Das ist ja der Hammer!«
    Jetzt war Schluss!
    »Klaus! Fahr langsamer!«, brüllte Hubertus den Freund aus Leibeskräften an, sodass diesem nun tatsächlich fast das Lenkrad entglitt.
    Erschrocken schaute Klaus auf, fasste sich dann wieder, wechselte noch drei Sätze mit dem Ö und beendete das Telefonat mit dem Versprechen, »die Geschichte« für sich zu behalten.
    »Du hättest durch dein hysterisches Geschrei fast einen Unfall verursacht!«, schrie Klaus.
    Hubertus schwieg zunächst und starrte resigniert in den dichten abendlichen Verkehr vor ihnen. Zum Glück war auch auf der Gegenspur so viel los, dass Klaus sich weitere Überholmanöver abschminken konnte. Prinzipiell jedenfalls …
    Dem Freund war offenbar auch nicht an einem Zerwürfnis gelegen, denn er sagte nach einigen Sekunden des Nachdenkens: »Ich hab noch was Tolles!«
    »So?«, machte Hubertus und entspannte sich allmählich wieder etwas, zumal Klaus nun annähernd wie ein zivilisierter Mensch fuhr.
    Ohne Handy am Ohr schien es ihm keinen Spaß mehr zu machen, Vollgas zu geben.
    Immerhin berichtete er nun außer über die intensiven Vorbereitungen aufs Eishockeyfinale auch noch über das, was der »Ö« ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt hatte.
    »Du erinnerst dich doch an diese ›Blue Heroes‹ – die Rockertypen, die letztes Mal vor dem Casino aufgetaucht sind.«
    Hummel nickte. Und ob.
    »Kommissar Winterhalter, dieser Typ in Kniebundhosen, der aussieht, als habe man ihn eben aus einem Stall gezogen, war wohl vorgestern bei diesen ›Heroes‹ – allein und in Zivil. Mit seinem alten Motorrad, im Clubheim in Singen!«
    Hummel staunte: »Ganz allein? Und warum?«
    »Keine Ahnung. Das eigentlich Erstaunliche ist, dass er da wieder heil rausgekommen ist«, meinte Riesle, während sie die Ortseinfahrt von Konstanz passierten. »Es muss irgendwas mit dem Mord an Mielke zu tun haben. Aber was genau, damit wollte der ›Ö‹ nicht rausrücken.«
    »Na ja – wenn Mielke im Rotlicht- oder im Zockermilieu zu Hause war, dann könnte es doch durchaus sein, dass er diesen Leuten mal begegnet ist. So wie wir letztes Mal auf dem Casinoparkplatz.«
    »Vielleicht hat er sich

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