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Strafzeit

Strafzeit

Titel: Strafzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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– und sie verleihen das Geld neuerdings auch zu Wucherzinsen weiter. Überzeugende Mittel, damit die Leute alles mit Zins und Zinseszins zahlen, haben sie ja …«
    Winterhalter dachte an seinen Besuch im Singener Industriegebiet bei den Rockern und stimmte zu.
    »Jetzt wird’s interessant«, meinte er dann. »Mir hän do nämlich mit em Mord zu tue, wo des Opfer massive Spielschulde g’habt hät. Wär des denkbar, dass diese ›Heroes‹ dann letzschtlich au einen umbringe?«
    »Wie bitte?«
    Winterhalter musste den Satz noch einmal in einer etwas leichteren Dialektversion wiederholen.
    Mord? Thomsen runzelte die Stirn und wurde nun doch etwas interessierter. Bisher war er eher davon ausgegangen, dass es um eingeschlagene Scheiben gehe.
    Mord im Schwarzwald.
    Seltsam.
    So wie er sich den Schwarzwald vorstellte, musste das doch eine Ruhe und Idylle sein, um die der stressgeplagte Polizist aus der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt die Kollegen beneidete.
    Saftig grüne Wiesen. Blauer Himmel.
    Unzerstörte Natur. Sauberkeit.
    Ich bin urlaubsreif, dachte Thomsen. Vielleicht sollte ich wirklich einmal im Schwarzwald ausspannen – obwohl es da inzwischen auch Rocker gibt.
    Und sogar einen Mord.
    Das nächste Schnäuzen von Winterhalter machte seinen Vorsatz schon wieder zunichte. Schwarzwald, das bedeutete zweifelsohne auch Kuhställe.
    Dreck. Viele Fliegen.
    Neugierige Nachbarn in Dörfern, die alles argwöhnisch beäugten. Zumal, wenn man kein gebürtiger Einheimischer war. Und dieser Dialekt, der eigentlich nur als Beleidigung der Ohren zu bezeichnen war.
    »Ja«, beantwortete er dann die Frage. »Das wäre unter Umständen durchaus denkbar. Erst üben die Herren auf andere Art und Weise Druck aus – aber am Ende könnte tatsächlich sogar eine Tötung stehen. War das Opfer denn Mitglied bei den ›Heroes‹ – oder sogar bei den ›Bulls‹?«
    Bislang gebe es keinerlei Hinweise darauf, berichtete Winterhalter. Optisch würde er zu einem klaren Nein tendieren. Schulden habe das Opfer aber definitiv gehabt – und von daher danke er für den Tipp mit den Wucherzinsen.
    Ob denn Kontakte der norddeutschen »Heroes« zu denen am Bodensee bekannt seien?
    »Die ›Heroes‹ haben zu allen anderen ihres Schlages in ganz Europa Kontakte«, klärte Thomsen auf. Über genauere Informationen verfüge er nicht – es könne aber nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Rockermord im Raum Kiel geklärt sei.
    Thomsen überlegte, ob er Winterhalter noch konkreter nach dessen Fall ausfragen sollte – vielleicht gab es entgegen dem ersten Eindruck ja doch Parallelen.
    Ein zweimaliges Niesen Winterhalters sowie dessen Bemerkung, er habe sich »übel erkältet«, führten dazu, dass Thomsen von seinem Vorhaben absah. Obwohl er im Allgemeinen ein großer Anhänger logischen Denkens war, setzte dieses in solchen Fällen aus. Vielleicht war die Wissenschaft ja nur noch nicht dahintergekommen, dass sich Viren auch übers Telefon übertragen können.
    Er spürte jedenfalls schon eine nahende eigene Erkältung und verabschiedete sich rasch.

16. SPIEL PAROLI
     
    Riesle und Hummel jagten wieder im Kadett über die Autobahn A 81 in Richtung Singen/Konstanz. Es war genau einundzwanzig Uhr.
    Der Jeton aus Michael Gerbers Manteltasche, der Klaus in die Hände gefallen war, klickte im Aschenbecher hin und her.
    »Für mich weisen die Spuren eindeutig ins Zockermilieu«, theoretisierte Hubertus, während er sich mit der rechten Hand an der Tür festkrallte.
    Klaus brachte den Wagen mit Rückenwind und Schussfahrt kurz vor Engen auf hundertachtzig Stundenkilometer, was ihn aber nicht davon abhielt, parallel zu telefonieren – ohne Freisprecheinrichtung, versteht sich. Und dann auch noch mit der Polizei. Genauer gesagt: dem »Ö«, dem für die Öffentlichkeitsarbeit der Polizeidirektion Villingen-Schwenningen Zuständigen.
    Während Riesle das Lenkrad mit dem Oberschenkel fixierte und die Nummer eintippte, klärte er Hubertus darüber auf, dass er unbedingt noch neue Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen rund um das entscheidende Eishockeyfinale brauche. Und darüber, ob die kriminaltechnische Untersuchung in der Arena etwas ergeben habe.
    Hummel musste an seine Mutter und deren Predigt über die Gefahren des Handytelefonierens denken. Vor der Strahlung hatte er in diesem Moment jedoch weniger Angst als vor dem Halbirren neben ihm, der das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückte, gelegentlich mit der freien Hand in der

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