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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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wirklich leid. Es ist bloß … ich glaube, ich hab mir eine Grippe eingefangen. Die geht am Set offenbar gerade um. Sorry, Schatz, aber können wir ein andermal essen gehen? Irgendwann diese Woche?«
    »Na klar. Ich hoffe, dir geht’s bald besser.«
    Er sank auf die Couch und starrte in das Gesicht in dem riesigen Spiegel über dem Kamin. Das Gesicht eines Mannes, der gerade sein einziges Kind belogen hatte. Als könnte es seine Gedanken lesen, zirpte in exakt diesem Augenblick sein Handy. Es war eine SMS von Millie. Darin stand nur: »Grippe. Soso.«
    War er in der Lage, um fünf nach Dublin zu fliegen? Er unterzog Körper und Geist einem kurzen Check. In seinem Alter? Ihn erwartete ein mindestens drei Tage währender Kater. Ein Rockfestival von einem Kater. Keiner dieser Matinee-Kater seiner Jugend, die am frühen Nachmittag vorbei waren. Erst der Flug? Dann das deprimierende Krankenhaus? So wie er sich fühlte, sollte er selbst im Krankenhaus liegen, anstatt eines zu besuchen. Er fasste sich ein Herz und rief Patrick an, um ihm dieselbe Geschichte zu erzählen, die er gerade Robin erzählt hatte.
    Sein Bruder lachte. Er lachte ihn wirklich aus.

neununddreißig
    »Wir sind das Gespött der Leute. Eine Lachnummer.«
    »Nun, ich finde, das ist etwas übertrieben, Dennis.« Das hier war exakt das, was der Dekan an einem Montagmorgen am wenigsten gebrauchen konnte: einen aufgebrachten Dr. Dennis Drummond. Er hatte gerade seine zweite Tasse Darjeeling geleert, der Tee dampfte in der Kanne, da kam Drummond ohne Voranmeldung in sein Büro marschiert. Unter dem Arm trug er einen bedrohlich dicken Stapel Morgenzeitungen, die er auf dem Schreibtisch des Dekans ausbreitete, als würde er Beweisstücke im Gericht vorlegen.
    Der Mirror präsentierte unter der Überschrift »Teals feuchtfröhliches Techtelmechtel mit dem Schriftsteller!« ein Foto von Julie Teal und Kennedy, wie beide Arm in Arm aus dem Groucho gewankt kamen. Ein Einklinker zeigte die riesige Suite im Mandarin Oriental mit der Bildunterschrift »Das Liebesnest!«.
    Die Sun tönte marktschreierisch: »Zugedröhnter Star pöbelt in der Öffentlichkeit«, begleitet von dem Schnappschuss einer wahnsinnig betrunkenen Julie Teal, die einem Fotografen den Stinkefinger zeigte – im Hintergrund Kennedy, ein unglaublich versoffenes Grinsen im Gesicht.
    Der Star hatte ein schlecht aufgelöstes Standbild aus einem von Teals frühen Filmen ausgekramt, das sie oben ohne zeigte. Darin einmontiert war ein kleineres Foto von ihr gemeinsam mit Kennedy. Die Überschrift lautete »Feel the Teal!«.
    Selbst die Times leistete sich auf Seite drei einen kleinen Kasten, betitelt mit »Hollywood-Starlet feiert mit Literaturpreisträger«.
    In sämtlichen Artikeln stand über Kennedy mehr oder weniger dasselbe: »Der für sein ausschweifendes Leben bekannte irische Schriftsteller … fast zwanzig Jahre älter als sie … Drehbuchautor von Teals neuem Thriller, der gerade in London gefilmt wird … ist zurück in England, wo er an der Universität von Deeping unterrichtet … die umstrittene Auszeichnung mit dem F. W. Bingham Award … der mit einer halben Million Pfund dotierte Preis … hat eine sechzehnjährige Tochter aus erster Ehe …«
    Der Dekan hielt die aufgeschlagenen Seiten mit spitzen Fingern, als wären sie mit Exkrementen beschmiert, und stieß angewidert Luft durch die Zähne. »Gute Güte, wer liest diese Dinger? Wer schreibt so etwas? Sehen Sie, hier! Das ist ein getrennter Infinitiv! Im Vortext!«
    Drummond starrte ihn ungläubig an. »Ein getrennter Infinitiv? In sämtlichen Artikeln wird der Name unserer Universität erwähnt. Und zwar neben Wörtern wie ›Kokain‹, ›Marathon-Sex-Session‹ und weiß Gott was sonst noch. Das reicht jetzt ein für alle Mal. Genug ist genug.«
    »Wie meinen Sie das? Tee?«
    »Nein, danke. Ich meine … Sie werden diesen Mann doch ganz sicher nicht hierbehalten wollen?«
    Seufzend goss sich der Dekan seine dritte Tasse ein. »Und was genau sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Lassen Sie ihm dieselben disziplinarischen Maßnahmen angedeihen, die jeder von uns zu spüren bekäme. Wollen Sie mir etwa erzählen, dass ich, wenn ich mich betrunken in einem Flugzeug geprügelt hätte, wenn ich auf dem Titelblatt so ziemlich jeder Zeitung mit Drogenkonsum und allem, was dazugehört, in Verbindung gebracht worden wäre … wollen Sie mir ernsthaft erzählen, dass ich mich damit nicht vertragswidrig verhalten hätte?«
    Der Dekan

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