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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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versuchte sich einen Augenblick lang vorzustellen, dass Drummond zu so etwas auch nur annähernd in der Lage sein könnte. Es gelang ihm nicht. »Dennis, Sie vergessen, dass das nicht ganz dasselbe ist. Ich kann ihn nicht feuern. Das kann nur das F.-W.-Bingham-Komitee, wenn die Mitglieder zu dem Schluss kommen, ihm aus welchem Grund auch immer den Preis abzuerkennen.«
    »Sie sitzen in diesem Komitee.«
    »Ich habe nur eine Stimme.«
    »Aber Sie würden doch sicher gegen ihn stimmen?«
    »Tja …«
    »Ich kann das einfach nicht glauben.«
    »Es geht hier doch um Fragen der Integrität, nicht wahr? Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Privatleben.«
    »Eben, privat! «, brüllte Drummond und deutete auf die ausgebreiteten Zeitungen.
    Der Dekan pustete in seinen Tee, bevor er zu Drummond aufblickte und leise sagte: »Schreien Sie mich etwa gerade an, Dennis?«
    »Ich … nein. Das war definitiv nicht meine Absicht. Es ist ja bloß, dass diese ganze Angelegenheit, dieses Benehmen, es … tut mir leid.«
    »Entschuldigung akzeptiert. Ich werde mit ihm reden.«
    »Nun, ich weiß nicht, ob das reichen wird.«
    » Die können Sie hier lassen.« Der Dekan deutete auf die Zeitungen.
    »Nichts lieber als das.« Drummond zog die Tür hinter sich zu, stapfte davon und hatte nur noch einen einzigen Gedanken im Kopf: »Wenn die Mitglieder zu dem Schluss kommen, ihm aus welchem Grund auch immer den Preis abzuerkennen.«
    Der Dekan nippte an seinem Tee und blätterte in einem dieser Schmierblätter. »Grundgütiger, nun schau sich das einer an. Sogar mit entblößten Brüsten. Und das in einer Familienzeitung.«
    Während der Dekan sich mit der Boulevardzeitungskultur vertraut machte, stieg Kennedy auf dem Weg zu seinem Büro die Treppe des Anglistik-Instituts hinauf. Er hatte sich vorgenommen, die Jalousien herunterzulassen und ein wenig zu schlafen, bis es an der Zeit war, sich mit der Seminargruppe dieses Nachmittags herumzuschlagen. Er bog um eine Ecke und lief geradewegs in seine Exfrau hinein. Millie registrierte auf der Stelle, wie angeschlagen er noch aussah. In seinem Alter war man einfach nicht mehr für derartige Eskapaden geschaffen. Man musste schon verdammt darauf angewiesen sein, so etwas mit Mitte vierzig weiter durchzuziehen.
    »Millie …«, stammelte er los.
    »Meinen Glückwunsch. Wirklich, gut gemacht. Selbst nach deinen Standards ist das ein neuer Tiefpunkt. Erst belügst du deine eigene Tochter, und dann muss sie auch noch gleich nach dem Aufstehen all diesen Schmutz lesen.« Sie hatte tatsächlich eine Ausgabe der Sun unter dem Arm.
    Es war Montag, und er fühlte sich immer noch zum Kotzen. Weiß der Geier, wie er den Großteil des Sonntags verbracht hatte. Er erinnerte sich undeutlich an die Zugfahrt von Marylebone nach Banbury. Dort hatte der gute alte Keith ihn am Bahnhof abgeholt. (»Verdammte Hacke, Boss. Da sind Sie aber ordentlich versackt, was?«)
    So aufgebracht hatte er Millie noch nie erlebt. Den Mund staubtrocken, den Kopf kurz vorm Platzen, stand er mit hängenden Schultern vor ihr und ließ es über sich ergehen. Scott Spenglers Büro hatte heute Morgen auch schon siebenmal angerufen.
    »Es geht mir wirklich am Arsch vorbei, wen du vögelst, Kennedy. Aber könnte es nicht wenigstens jemand sein, der danach nicht in der Zeitung auftaucht?«
    Die Boulevardpresse hatte sich gnadenlos gezeigt. Vermutlich hatten sie jemanden vom Hotelpersonal geschmiert.
    Die Schauspielerin – 27 – verbrachte eine heiße Liebesnacht mit dem fast zwanzig Jahre älteren Schriftsteller.
    »Ach, das ist doch die reinste Schmierenkomödie.«
    »Schmierenkomödie? Ist das alles, was du dazu …«
    Millie hielt inne, als eine Gruppe Studenten vorbeikam, größtenteils Jungs. Kaum dass sie Kennedy erkannt hatten, brachen sie in Gejohle aus. Ein paar von ihnen huldigten ihm mit erhobenem Daumen oder jener seit Äonen unter spätpubertierenden Jungmännern gebräuchlichen pumpenden Bewegung der Faust.
    Kennedy seufzte. »Hör mal, lass uns bitte in mein Büro gehen, das hier ist peinlich.«
    Im selben Augenblick, in dem die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, bereute Kennedy es auch schon, Millie die Gelegenheit gegeben zu haben, in der Sicherheit seines Büros erst richtig Dampf abzulassen.
    »Du rufst deine eigene Tochter an, um auf den allerletzten Drücker eure Verabredung zum Essen abzusagen, weil du eine Grippe hast, während du stockbesoffen mit einer gottverdammten Schauspielerin in einer Londoner Hotelsuite

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