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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Zentrale in New York haben laufen lassen.“
    „Wie bitte?“. Sandra verstand nur Bahnhof. Er reichte ihr ein Schreiben der Zentrale des internationalen Werbeagenturnetzwerkes, dem ihre Agentur angehörte. Sandra wollte ihren Augen nicht trauen. Da stand, dass sie als Kreativ Direktorin von der Filiale in Boston angefordert worden sei, und man ihn bitte, dieser Versetzung zuzustimmen. „Also dann gratuliere ich Ihnen zu ihrem neuen Job.“
    Sie fühlte sich immer noch wie in einem Traum, als sie am Abend die Agentur verlies. Deshalb dachte sie auch, noch zu träumen, als sie plötzlich in zwei blaue Augen blickte. Vorsichtig, ganz langsam ging sie auf die Fata Morgana zu. Er öffnete die Arme und dann rannte sie. Zu ihm, zu ihrem Traummann. „Ich habe dir keine Chance gegeben, nein zu sagen“, flüsterte er atemlos nach einem ersten, langen Kuss. Er schmeckte so vertraut, als ob sie nie einen anderen Mann geküsst hätte. „Marc hat mir angedroht mich zu verlassen, wenn ich dich nicht bald heranschaffe“, sagte er. „Wie?“ war alles, was Sandra noch rausbrachte, während er ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich. „Es hat ein bisschen gedauert, bis ich herausbekommen habe, bei welcher Agentur du arbeitest, der Rest waren gute Beziehungen“, sagte er, als sie eng umschlungen durch den Schneematsch stapften.

Bullshot

    Adele Frey lag auf dem Chaiselounge in der Bibliothek und schlürfte ihr Morgensüppchen.
    „Ramona, sind Sie taub? Es hat geklingelt!“
    „Aha, guten Tag, Herr Frey.“ Ramona ließ den Überraschungsgast eintreten.
    ‚Verdammt, ausgerechnet jetzt. Dabei kommt er sonst immer dienstags. Wahrscheinlich braucht dieser Nichtsnutz wieder Geld. Schriftsteller, dass ich nicht lache.’
    „Ramona, wer ist da?“
    „Ihr Großneffe, gnädige Frau.“
    „Rainerlein, komm’ rein. Ramona, steh hier nicht rum und starre Gucklöcher in die Wand. Los, bring Rainer sein Süppchen.“
    Ramona verzog sich in die Küche. Das war nicht eingeplant gewesen. Dabei hatte sie doch alles so gut geplant. Es war ganz leicht, viel leichter als bei den letzten vier Frauen. Ein paar Tröpfchen Truxal in Adeles Morgensüppchen und bald würde sie ihren Mund halten. Der Rest wäre ein Kinderspiel. Anruf bei der Feuerwehr. Der Notarzt würde ihr einen natürlichen Tod bescheinigen. Schließlich war Adele 87 und schwer herzkrank. Ramona schmiss einen Würfel Addi in den Becher und schäumte ihn mit kochendem Wasser auf, gab ein bisschen Selleriesalz in die Brühe und dekorierte sie mit einem Stück Staudensellerie. Adele hatte höchstens noch eine Stunde zu leben, bevor der Herzkaspar ihr den Atem nehmen würde. Für immer.
    Ramona servierte die Suppe. Rainer saß neben dem Caiselounge. Die zwei kicherten wie Teenager.
    „Bringen Sie mir mal das Scheckheft.“
    Ramona ging an den Sekretär und kramte das Scheckheft hervor. ‚Habe ich doch gewusst, dass der wieder Geld will.’
    „So Rainerlein, hier ist Dein Vorschuss. Und jetzt mach was Schönes draus. Aber erst müssen wir noch unser Süppchen trinken.“ Adele zwinkerte ihrem Großneffen zu.
    „Ramona, schauen Sie mal, wie die Palme aussieht. Los nehmen sie sie mit und sorgen sie für neue Erde!“
    Ramona schleppte die Palme aus dem Zimmer. Wenn er jetzt nicht bald ginge, dann....
    „Tschüß Ramona, seien Sie lieb zu meiner Tante“, hörte sie ihn aus dem Flur.
    Gott, sei Dank, das war knapp.
    „Ramona!“
    Ramona eilte in die Bibliothek. „Gnädige Frau?“
    „Bringen Sie mir die Schatulle“.
    Ramona ging zum Kamin. Die Schatulle war schwer.
    „Darin ist das bestgehütete Geheimnis meines Lebens. Der Reichtum meiner Familie. Das wird alles einmal mein Großneffe erben,“ sagte Adele und strich liebevoll über das glänzende Wurzelholz. Irrte sich Ramona oder nuschelte sie schon?
    „Und ihre Kinder?“
    „Die haben mehr als genug. Nur Rainer nicht, er ist der einzige aus der Familie, der sich nicht auf den Lorbeeren seiner Eltern ausruht. Ein begabter Junge.“
    „Der nimmt Sie doch aus wie ‚ne Weihnachtsgans.“
    „Ramona, was bist Du doch für ein dummes Geschöpf!“
    Noch bevor Ramona etwas antworten konnte, fiel Adeles Kopf zur Seite.
    ‚Sehr gut’, dachte Ramona. Jetzt musste sie nur noch ein paar Minuten warten. Sie fühlte Adeles Puls, der sich nur noch schwach bemerkbar machte. Jetzt der Schlüssel. Adele trug den Schlüssel zur Schatulle um den Hals.
    Ramona musste sich ganz schön anstrengen, um die alte Dame hochzuheben.

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