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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Graves trat zwei große Schritte vor. Sein Haar knisterte fast vor Elektrizität. »Sie ist schon mit dem Ding gefahren, im Schneesturm und quer durch die Stadt. Außerdem ist es ihr Truck.«
    »Lass das Gekläffe, Hundejunge!« Christophe machte eine blitzschnelle Bewegung, die ich jedoch rechtzeitig bemerkte, so dass ich die Schlüssel zurückreißen konnte. Es war knapp. Seine Finger streiften meine, und nervös sprang ich zur Seite, vorbei am Frühstückstresen. Der Gurt meiner Tasche verfing sich in meiner freien Hand, und drinnen fiel alles durcheinander. Nun stand ich zwischen den beiden, direkt im kalten Luftzug aus der Garage.
    Krieg die Lage in den Griff, Dru! »Stellen wir mal eines klar.« Ich musste mich räuspern, denn Christophe machte ein Gesicht – Brauen zusammengezogen, glühende Augen, zusammengekniffener Mund –, mit dem er doppelt gefährlich wirkte.
    Und ich musste zugeben, dass es sehr hübsch war, vor allem mit dem leicht wehenden Haar. Sein Geruch hätte mir grotesk vorkommen müssen, doch ich wurde davon bloß hungrig.
    Nervös benetzte ich meine Lippen. »Es ist mein Truck. Ich fahre. Und du hörst auf, meinen Freund so dämlich anzublaffen! Wir vertragen uns, bis wir aus der Stadt sind, okay? Danach kannst du zu deinem Orden zurück, und Graves und ich fahren allein weiter.« Draußen drehte der Wind wieder, dessen Heulen zu einem Crescendo anschwoll. In dem gelbgrünen Licht sah alles heruntergekommen aus, und ein seltsames Klingeln in dem Windgeräusch drohte meinen Kopf vollständig auszufüllen.
    Ich schmeckte Wachsorangen, und für einen Sekundenbruchteil schwand mir die Sicht.
    Nicht jetzt, verflucht! Das hier ist wichtig. Ich verdrängte es und sah Christophe herausfordernd an.
    Einmal, in dem kleinen Nest außerhalb von St. Petersburg, waren wir über einen riesigen Hund gestolpert, der ein Haus bewacht hatte, in das wir unbedingt hineinmussten. Dad hatte zwar nicht die Gabe besessen, aber an jenem Tag zeigte er mir etwas anderes. »Erst niederstarren, dann niederschlagen, Kleines!«, hatte er gesagt. Man starrte das, was sich einem in den Weg stellte, so an, als wäre es nur erbsengroß, und redete sich dabei ein, dass es einem weder Angst machen noch einem sonst wie etwas anhaben könnte.
    Hunde konnten Angst riechen, und manche Leute oder Dinge aus der Echtwelt ebenfalls. Aber in neunundneunzig von hundert Fällen rochen Hunde auch, wenn man ein Alphatier war. Denselben ruhigen Blick und dieselbe Entschlossenheit, keine Angst zu haben, brauchte man, um einen Haufen Schulprügler abzuwehren.
    Ich straffte meine Schultern, befahl meinem Herzen, nicht zu wild zu pochen, und setzte diesen Blick auf, von dem ich hoffte, dass er Stärke signalisierte. Den hatte ich schon unzählige Male vor dem Spiegel geübt, wobei ich so tat, als wäre ich Dad, der lässig grinsend in einer Bar voller Echtweltgestalten hockte: die Hände locker und entspannt, eine auf der Waffe, die andere lose um ein Schnapsglas. Derweil nippte ich an einer Cola und gab vor, nichts mitzubekommen.
    Dad hätte hier sein müssen. Er hätte Christophe problemlos in Form gestutzt.
    »Und wo willst du hin, wo Sergej dich nicht findet?« Wieder griff er nach dem Schlüssel. Gleichzeitig verlangsamte sich alles, und ich wurde wieder schneller – nur ein klein wenig, aber immerhin. Graves rang hörbar nach Luft, während ich zurückwich und betete, er wäre klug genug, sich in Bewegung zu setzen.
    »Ich bin mir nicht sicher, dass er das Problem ist, Chris.« Ich duckte mich unter meinem Taschenriemen hindurch und richtete mich wieder auf. Zur Garagentür waren es noch einige Schritte, und ich bezweifelte, dass er stehen blieb, sollte ich die Augen von ihm abwenden.
    Es gab eine Menge Dinge, deren ich mir neuerdings nicht mehr sicher war.
    Abermals bewegte sich die Djamphir -Hand rasch. Unwillkürlich sah ich hin. Dann geriet alles durcheinander. Ich hörte ein Knurren und Scheppern, die Beine wurden mir weggeschlagen und die Schlüssel aus der Hand gerissen. Etwas sehr Warmes, Hartes klemmte mir den Hals zu, und Graves stieß einen hohen jaulenden Schrei aus. Glas zerbarst.
    Christophes Hand drückte nur ganz leicht. Würgend blickte ich zu seinem Dreiviertelprofil, als er zu dem anderen Fenster sah, das zu dem schmalen Grünstreifen neben dem Haus hinauszeigte.
    Das Fenster, gegen das er Graves gerade geschleudert hatte, drüben, über dem wackeligen Küchentisch, der schon im Haus gestanden hatte, als wir

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