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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Der Morgen war erst klar und sonnig gewesen, aber inzwischen war es bedeckt, und die Wolken hingen tiefer, die unteren dunkelgrau wie verwischte Tinte vor den helleren, höheren.
    Ich trat auf die Veranda hinaus, die Arme überkreuzt, so dass meine Ellbogen von meinen Händen geschützt waren. Es war totenstill, ausgenommen das unangenehme leise Pfeifen des Winds an den Verandapfosten und den Hausecken, die dem Rütteln der Böen standhielten wie der Bug eines Schiffes peitschenden Wellen.
    Wir könnten genauso gut auf dem Mond sein, ging es mir durch den Kopf. Das Haus lag weit abseits von den anderen. Genauso im Abseits wie der eine Teenager in der Schule, der immer ein kleines bisschen falsch angezogen war.
    Kein Wunder, dass uns nach dem Einzug keiner begrüßen gekommen war oder die Schüsse und Schreie gehört hatte.
    Die Straße war eine einzige glattgefrorene weiße Decke. Auf den beiden Zuwegen, die nicht in eine Garage führten, ragten autogroße Schneeklumpen auf, unter denen hier und da kleine Farbflecken hervorschienen: der blaue Minivan an der Ecke und der grüne wuchtige Ford gegenüber. Und von den Garagen führten unberührte Schneeschleifen die ganze Straße hinab.
    Wieso fühlt sich das falsch an? Ich musste genauer hinsehen, ehe mir aufging, was ich bereits geahnt, aber noch nicht begriffen hatte. Dann aber wurde die Disharmonie klar.
    Keine Reifenspuren. Es waren überhaupt keine Spuren im Schnee. Die Straße wirkte so verlassen wie die Hauptstraße in einem alten Western, bevor der Schurke zum alles entscheidenden Duell in die Stadt einreitet.
    Das Sonnenlicht wurde schwächer, und mir lief ein Schauer über den Rücken, der eisiger war als der Wind. Ich bibberte, was ich gar nicht fühlte, und Graves steckte seinen Lockenkopf zur Tür heraus. »Was machst du denn? Willst du dich zu Tode frieren? Du hast nicht mal eine Jacke an!«
    Ich nahm mir trotzdem die Zeit, die Straße zu beobachten. Hier fühlte sich nichts unheimlich an.
    Bloß ruhig. Leer.
    Tot.
    Der Schneefall musste in den frühen Morgenstunden nachgelassen haben, denn als wir nachts auf gewesen waren, nachdem komische Schlangen mit Flügeln zu Besuch gekommen waren, und wir heiße Schokolade tranken, hatte es heftig geschneit. Hatten deshalb alle beschlossen, heute zu Hause zu bleiben? Vielleicht. Aber …
    Das letzte Puzzlestück fügte sich ins Bild, als Graves ungeduldig mit der Zunge schnalzte. »Was ist denn los? Dru?«
    Ich trat einen Schritt zurück, verlagerte mein Gewicht allerdings ungern, weil ich fürchtete, die Verandadielen könnten unter mir einbrechen. »Die Verandalichter«, sagte ich mit einer auch in meinen Ohren seltsamen Stimme. »Sie sind alle an, und es ist helllichter Tag.« Es ist elf, und zu dieser Jahreszeit wird es früh dunkel, richtig früh, richtig dunkel.
    »Ja«, bestätigte er, »das fiel Christophe auch auf. Was willst du …«
    »Wir müssen weg.« Meine Zähne verklapperten die Silben ein bisschen, und ich rannte nach drinnen, wobei ich ihn mit ins Haus schubste und die Tür zuschlug. Wärme umfing mich. Ich verriegelte und lehnte mich gegen die Tür. Wie lange noch bis Sonnenuntergang? Ich weiß nicht. Ich muss nachsehen. »Pack deine Sachen, okay? Und hilf mir mit der Waffenkiste und …«
    »Dru?« Christophe, aus der Küche. Ich kannte ihn nicht, aber ich erkannte diesen Tonfall.
    Das war der typische »Oh, Scheiße, es gibt ernste Probleme. Pack alles zusammen, und dann los!« -Ton. Er tauchte am Ende des Flurs auf, sein Gesicht steinern und die Stirn gerunzelt, was ihn viel älter aussehen ließ.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich muss die verfluchte Munition packen.« Als er mich schweigend ansah, schluckte ich meine Angst und große Teile meines Stolzes herunter und fragte: »Würdest du … ich meine, kannst du uns helfen, den Truck zu beladen?«
    Leider musste ich mich weiter an die Tür lehnen, denn meine Knie beschlossen gerade wieder einmal, keine Knie zu sein, sondern lieber überkochte Spaghetti. Und was ich tatsächlich fragte, war eher: Kannst du uns bitte helfen? Bitte!
    Christophes blauer als blaue Augen schwenkten zu Graves, und ich war sicher, dass er antworten würde: Klar kann ich, aber wir nehmen ihn nicht mit. Er ist uns nur ein Klotz am Bein.
    O Gott! Was tat ich, wenn er das sagte? Graves spannte sich sichtlich an, was ich deutlich merkte, auch wenn bei mir »alle Stärke rausgewaschen« war, wie Gran gesagt hätte. Ich griff nach Graves’ dünner Schulter und hielt

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