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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Umstände. »Und gibt es Kaffee?«
    »Ja und ja. Christophe hat mich geschickt, dich zu wecken. Wir ziehen in einer halben Stunde oder so los, wenn du fertig bist und die Sonne richtig aufgegangen ist.«
    Ich unterdrückte den Drang, mehr Fragen zu stellen. »Okay«, murmelte ich und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Locken klebten an meinen Fingern. Ich musste aussehen wie Frankensteins Braut. »Dann beeil ich mich.«
    Graves ließ seine Hände herunterbaumeln. Er sah mich an, ich sah ihn an, und ein wahrscheinlich dämliches Grinsen trat auf mein Gesicht. »Was ist?« Ich klang gereizter, als ich war.
    Was seinem Grinsen allerdings keinen Abbruch tat – eher im Gegenteil. So waren Jungen eben. »Nichts.« Er machte auf dem Absatz kehrt und tänzelte mit wehendem Mantel davon.
    Das Bad war sauber. Mir war gar nicht wohl dabei, eine fremde Zahnbürste zu benutzen, aber wenn der Mund sich anfühlt, als wäre etwas darin verwest, und man einen Atem hat, mit dem man auf zwanzig Schritte Entfernung einen Kaktus killen kann, sieht man die Unantastbarkeit von Hygieneartikeln in einem anderen Licht. Das warme Wasser auf meinem Rücken fühlte sich so gut an, dass ich hätte heulen können, wohingegen die interessanten neuen Muster aus blauen Flecken und Kratzern ein bisschen brannten. Mir kam es vor, als heilten sie schneller. Aber genau konnte ich es nicht sagen, denn ich war derart übersät von Blutergüssen, dass ich wie eine Schecke aussah, und ich hatte längst nicht mehr den Durchblick, welcher wie alt war.
    Die neuen Sachen passten erstaunlich gut: Jeans, Slip, ein blaues und ein graues T-Shirt sowie ein blauer Pullover, der selbstgestrickt schien. Keine Socken, kein BH, und meine Stiefel waren verdreckt. Aber es war so herrlich, saubere Kleidung anzuhaben, dass mir nicht einmal das seltsame Gefühl etwas ausmachte, weil sie jemand anders gehörten.
    Einer der Vorzüge, wenn man sich in Schichten kleidet, besteht darin, dass man nach einer schlimmen Nacht fast immer eigene Sachen hat, die man anziehen kann. Leider stanken meine sämtlichst nach Rauch, Blut und Angst, von Schmutz und Schweiß ganz zu schweigen. Ich bildete mir sogar ein, den Mief aufsteigen zu sehen. Meine Tasche war weg, und ich fragte mich, wo sie sein mochte.
    Diese Frage wurde beantwortet, als ich die Badezimmertür öffnete, meine stinkenden, aber ordentlich zusammengelegten Sachen in einem Arm, und Christophe entdeckte, der gegenüber an der Wand lehnte. Meine Tasche baumelte lose in seiner einen Hand. Als er lächelte, blitzten seine blauen Augen. »Deine Kleidung kannst du hierlassen. Sie ist sicher hinüber.«
    Sein Blick wanderte von meinem Gesicht tiefer, aber ich hatte das Medaillon unter die T-Shirts gestopft. Mir war wohler, wenn ich es auf der Haut trug, obwohl es neuerdings komische Dinge anstellte.
    »Sie muss bloß gewaschen werden, dann ist sie wieder in Ordnung.« Außerdem habe ich nicht mehr so viele Sachen übrig. Ich bemühte mich, nicht auf meine Tasche zu starren. Mein Haar war schwer, auch nachdem ich alles Wasser herausgedrückt hatte, soweit ich konnte. »Darf ich die haben, bitte?«
    »Selbstverständlich.« Er reichte mir die Tasche und nahm mir meine schmutzigen Sachen ab. »Dann lege ich die ins Auto. Du musst etwas essen. Komm mit!« Er schritt den Korridor hinunter zu einer Tür und einer Treppe, die in perlgraues Regenmorgenlicht getaucht waren.
    Wenigstens wurde ich nicht rot. Nein, daran durfte ich nicht einmal denken. Es half sehr, dass Christophe sich völlig geschäftsmäßig gab. »Wieso sind hier unten keine Fenster?«, fragte ich seinen Rücken, während ich mich hinunterbeugte, um meine Stiefel aufzunehmen.
    Er verlangsamte nicht einmal seine Schritte. »So ist es für die Nosferatu schwerer, ins Haus einzudringen. Und die Eltern, Onkel und Tanten können die Kleinen besser schützen. Komm jetzt, Dru!«
    Die Küche war geräumig, hell und voller Wölfe. Es waren Unmengen. Zum ersten Mal sah ich weibliche Werwölfe. Sie bewegten sich in perfekt choreographierten Wellen durch die Küche. Einige der Jungen und Mädchen trugen Teller und Platten mit Essen hinaus in ein riesiges Esszimmer mit drei Tischen, die jeweils um die fünf Meter lang sein mussten.
    »Guten Morgen!« Eine große schlanke Frau mit braunen Haaren, die eine Schürze über ihrer Jeans und dem Pulli trug, löste sich aus dem Gewusel. Christophe hingegen war im Chaos verschwunden. »Du musst Dru sein. Freut mich, dich kennenzulernen!«

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