Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
Vom Netzwerk:
anders als in der Schola, nur dass sich hier alle freundlich benahmen, statt dass Djamphire und Werwölfe sich gegenseitig anknurrten. Die älteren Wölfe aßen schnell, riefen und redeten gleichzeitig, nahmen ihre Teller und brachten sie in die Küche, worauf sich jemand anders auf ihren Platz setzte und begann, sich eine Riesenportion auf den Teller zu füllen. Alles lief wie am Schnürchen, sogar das Saubermachen, als ein ganzes Glas Sirup umkippte. Es war faszinierend anzusehen. Derweil stieß Graves mich immer wieder an und drängte mich, zu essen.
    Was ich auch tat. Ich war am Verhungern, wie mir beim Anblick des Essens bewusst wurde. Zuerst bemerkte ich nicht einmal, dass ich schlang, bis ich einen großen Schluck Orangensaft trank und beinahe erstickte. Meine Wangen wurden klatschnass. Graves reichte mir eine Serviette und blickte betont in die andere Richtung.
    Ich sah Dibs, der mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf dasaß, sowie ein paar der anderen Jungen, die ich kannte. Peter hockte ganz am anderen Ende des Zimmers und löffelte mürrisch einen kleinen Berg Grütze in sich hinein. Er hatte ein frisches blaues Auge. Wie er wohl zu dem gekommen war?
    Zwei Kleinkinder, die groß genug für Hochstühle waren, saßen mit am Tisch. Die Kleine, die nach meinen Knien gegriffen hatte, wurde ebenfalls in einen Hochstuhl gesetzt, angegurtet und bekam einen Teller mit klein geschnittenen Pfannkuchen hingestellt. Grinsend und gurrend matschte sie mit ihrem Babylöffel auf dem Teller herum. Die anderen beiden brabbelten. Wer gerade in der Nähe saß, passte auf die Kleinen auf, rettete weggeworfenes Besteck und bewahrte Schnabeltassen vor dem Auslaufen.
    Ging es so in normalen Familien zu? Oder aßen nur Wölfe so? Mir gefiel es besser als in der Schola, aber es war wahnsinnig laut. Ich wackelte in den Stiefeln mit meinen Zehen. Amelia hatte mir ein paar weiße fersenlose Socken gegeben. Es mochte idiotisch sein, doch ich staunte, wie viel menschlicher ich mich mit einem Paar bescheuerter Socken fühlte. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Beule befühlte, wo das Medaillon unter dem Pullover hing, und nahm rasch meine Hand herunter, wie es sich für ein anständiges Mädchen gehörte.
    Ich aß, bis ich nicht mehr konnte, dann saß ich mit meinem Kaffeebecher da und tupfte mir die Wangen. Die Tränen waren nicht schlimm, bloß heiß und peinlich. Ich wusste noch nicht einmal, wieso ich flennte. Aber hier war es laut und wohltuend, und niemand achtete auf mich. Shanks futterte immer weiter – eine große Schale Hafergrütze, einen Berg Eier, eine großzügige Portion Speck und noch mehr Toast.
    Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, schluckte er hastig und grinste. »Ich muss wieder fit werden«, rechtfertigte er sich, sobald sein Mund leer war. »Ich komme mit euch.«
    »Aha.« Ich nickte und trank von dem heißen Kaffee.
    »Der Blödmann denkt, er ist mir was schuldig«, schrie Graves mir ins Ohr.
    »Peter hätte mich zurückgelassen, das Schwein«, brüllte Shanks munter zurück. »Deshalb hockt er auch da hinten. Ich habe ihm heute Morgen ein paar verpasst.«
    Das glaubte ich ihm sofort.
    Ein Tisch wurde frei und im Blitztempo abgeräumt, gerade rechtzeitig für eine Gruppe Wolfsjungen mit harten Gesichtszügen, von denen einige nasses Haar und feuchte Pullover hatten. Sie alle sahen jung aus, zwischen dreizehn und Mitte zwanzig; trotzdem erkannte man die Älteren: an der Art, wie sie sich bewegten, und an ihren Augen, die ruhig blickten, statt aufgeregt hin und her zu huschen. Woran man es sonst noch merkte, konnte ich nicht sagen, denn ich wollte sie nicht anstarren. Hätte ich einen Block und einen Stift gehabt, hätte ich ein paar Skizzen angefertigt, um es herauszufinden.
    Zum ersten Mal seit zwei Wochen juckte es mich in den Fingern, endlich wieder zu zeichnen. Ich rieb die Finger der rechten Hand an meinem Becher, damit das Gefühl wegging.
    »Sie waren auf Wachpatrouille im Wald«, erklärte Graves. »Sie sind gerade in Ferien von der Schola weiter im Süden. Auf der weiß man nicht mal was von dir!«
    Mein Magen ballte sich wie eine Faust, und Christophe erschien in der Küchentür. Sofort wurden die Gespräche an den Tischenden vor ihm merklich gedämpft. Dann erschien Amelia, die sich zu ihm lehnte und ernst auf ihn einredete.
    Das war komisch. Selbst die offensichtlich erwachsene Wölfin sah nur wenig älter aus als der Djamphir. Überhaupt sah hier niemand älter als fünfundzwanzig aus,

Weitere Kostenlose Bücher