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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Sie ergriff meine freie Hand, schüttelte sie und musterte kurz meine nackten Füße und die dreckverkrusteten Stiefel. »Ich bin Amelia. Willkommen in unserem Lager!«
    »Ähm.« Vor lauter Lärm und Durcheinander war ich sprachlos. »Hallo. Hi.« Kaffee. Eier, die in einer Pfanne brutzelten. Speck. Das verlockende Geräusch von Pfannkuchenteig, der in heißes Fett rann. Und war das Orangensaft, was ich roch, und Jalapeños? Cheddar?
    »Ist ein bisschen viel hier, was? Hier entlang.« Sie warf sich das schimmernde dunkelbraune Haar nach hinten und zog mich zum Esszimmer, wobei sie elegant den Kleinkindern auswich, die auf dem Boden herumkrabbelten. »Schön, dass die Sachen dir passen! Ich dachte mir, dass du ungefähr Danicas Größe haben musst. Irgendwo hier müssen auch Socken sein, also keine Sorge!« Sie blieb stehen und wandte den Kopf zu mir. »Wir sind froh, dass du bei uns bist. Und besonders freut uns, dass du Andy und die Jungen mitgebracht hast.«
    »Na ja, gebracht habe ich sie eigentlich nicht«, murmelte ich unsicher. Aus meinem Haar tropfte Wasser auf den Pullover, und die Locken begannen, sich zu einem krausen Gewirr aufzuplustern. »Die meiste Zeit war ich gar nicht richtig da. Graves hat …«
    »Er sagt, du hast alles gemacht«, unterbrach sie mich mit einem glockenhellen Lachen. »Danke jedenfalls, dass du Andy zu uns gebracht hast und dass du uns vertraust. Auf uns kannst du dich verlassen.«
    Bei der Art, wie sie das sagte – ein wenig zu betont –, schrillte ein Alarm in meinem Kopf. Der gestrige Tag war eine Collage aus seltsamen Schnappschüssen und körperlosen Stimmen, die mich verwirrte, wenn ich zu sehr an sie dachte. »Ja, das hat er … Andy … auch gesagt. Danke, dass wir hier schlafen konnten. Ich …«
    Wie sagte man jemandem: »Wow, super, dass wir bei euch pennen konnten, denn wir werden von irren Vampiren und einem Verräter im Orden gejagt, also riskiert ihr alle euer Leben« ? Mir fehlten die richtigen Worte, zumal etwas an meinen Knien war. Als ich nach unten sah, griente mich ein Kleinkind an, dessen Pyjama sich über der prallen Windel spannte. Es war ein winziges Mädchen mit strahlenden dunklen Augen und zerzaustem braunem Haar. Kreischend hielt die Kleine sich an meinen Beinen fest.
    »Bella!« Amelia hob sie hoch. »Guter Gott, wer sollte auf sie aufpassen?«
    »Ich nicht.« Ein Wolfsmädchen in einem langen weiten Knitterrock und einem gelben Pullover nahm ihr das Baby ab. »Aber ich kümmere mich darum.«
    »Du bist ein Schatz, Imogen! Komm, Svetocha, geben wir dir etwas zu essen. Du bist doch keine Veganerin, oder?«
    Was? »Nein.« Ich sah dem Mädchen nach, das sich das Baby auf die Hüfte schwang und im Küchenchaos untertauchte. Der Lärmpegel war unglaublich. »Ich bin in den Appalachen aufgewachsen.«
    Ich wusste nicht, wieso ich das sagte.
    »Ach ja? Daher kommt wohl dein Akzent.« Sie führte mich ins Esszimmer und gab einem größeren Jungen einen Klaps auf den Hinterkopf, dass er aufjaulte. »Finger weg von der Zuckerschale, und iss deine Eier auf! Du da, hör auf, deine Nichte zu ärgern! Und du, ab mit dir, und schrubb dir die Pfoten!«
    Die Szene erinnerte an einen General, der auf dem Schlachtfeld stand und mittels energischer Befehle Ordnung ins Chaos bringen wollte. Plötzlich musste ich an Dad denken, und meine Augen brannten. Ich sagte ihr nicht, dass mein Akzent eher aus den Jahren stammen dürfte, die ich in den Südstaaten verbracht hatte – auf der Jagd mit Dad.
    Übrigens glaubte ich nicht, dass ich überhaupt einen Akzent hatte. Oben im Norden redeten sie bloß alle komisch.
    Sie setzte mich an einen langen Tisch zwischen Graves und Shanks, der sich über einen Stapel extragroßer Pfannkuchen hermachte. Shanks nickte mir zu. Die Blutkrusten waren verschwunden und seine Blutergüsse im Gesicht nur noch blasse Schatten.
    »Mann, du siehst echt gut aus!«, platzte es aus mir heraus.
    »Mir geht’s auch um Klassen besser.« Er schaufelte sich einen großen Bissen von einem sirupgetränkten Pfannkuchen in den Mund, und Graves schob mir einen Teller hin.
    Eier. Knuspriger Speck. Drei Pfannkuchen. Zwei Ecken gebutterter selbstgebackener Toast. Als Nächstes erschienen ein Glas Orangensaft und ein großer getöpferter Becher mit Kaffee vor mir.
    »Iss!« Graves stupste mich mit der Schulter an. »Ist unhöflich, wenn du es nicht machst.«
    Alle waren geduscht, trugen saubere Kleidung und quasselten durcheinander. Es war im Grunde nicht

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