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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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verschlossen – einschließlich der Waffe, die ich bei mir getragen hatte, als ich gerettet wurde. Einzig das Klappmesser in meiner Tasche hatten sie übersehen, und ich erzählte keinem davon.
    Mir schien es einfach eine gute Idee, das Messer für mich zu behalten, sonst nichts.
    Ich drückte den Knopf, um die Klinge herausspringen zu lassen. Sobald es klickte, hörte das Klopfen auf.
    Wieder blinzelte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Dünne Streifen fahlen Tageslichts verschoben sich mit den Bewegungen des Dings vor meinem Fenster.
    Tag. Natürlich war es Tag, denn tagsüber schlief die Schola, weil es dann sicher war. Oder zumindest sicher vor Nosferatu. Manche der älteren Werwolfschüler patrouillierten das Gelände tagsüber in menschlicher und nicht ganz menschlicher Gestalt. Ich glaubte, ein paar Djamphir- Lehrer taten es ebenfalls, hatte aber bisher nicht gefragt. Mir genügte es, am Tag zu schlafen und die ganze Nacht auf zu sein, obwohl meine innere Uhr anfangs ganz schöne Probleme damit hatte.
    Mein Atem schmeckte schal. Ich hockte geduckt neben meinem Bett und überlegte.
    Klick. Der Fensterriegel kippte nach oben. Ich drehte das Messer in meiner Hand, so dass die Klinge flach an meinem Handgelenk lag. Die Silberlegierung würde so ziemlich alles Üble verletzen; in einem Kampf könnte ich mindestens ein oder zwei anständige Treffer damit landen. Ich atmete tief ein. Die Luft stand und war staubig, und mein Herz pochte, während mich zugleich eine seltsame Ruhe überkam.
    Alles andere in diesem Internat war mir unbegreiflich, aber etwas Schräges, das durch mein Fenster hineinzukriechen drohte?
    Damit konnte ich umgehen. Das war vertraut. Einmal hatten wir in Louisiana mit einem Voodoo-König zu tun gehabt und einem Fluch, der mit Kakerlakengeistern durch Fenster hereinkletterte. Aber ich hatte vorher Grans Eule gesehen und es meinem Dad gesagt, so dass wir bereit waren, als das Fenster mit einem silbrigen Klirren zerbrach und die ersten riesigen Schaben hindurchkamen.
    Wenn nun, was auch immer da draußen war, durchs Fenster kam, war ich gleichfalls bereit.
    Auf etwas wie das hier hatte ich unbewusst gewartet. Alles andere war unwirklich und sinnlos, aber wenn mir das Herz bis zum Hals pochte und ich von Kopf bis Fuß hellwach war und unter Strom stand, kribbelnd vor Angst – ja, das war wirklich!
    Solange ich Angst hatte, brauchte ich nicht darüber nachzudenken, dass ich allein oder einsam war.
    Ich hockte immer noch da. Mein Trägershirt war verdreht, und die Boxershorts, in denen ich geschlafen hatte, rutschten mir in die Poritze, als ich bemerkte, dass die dünnen blauen Energielinien in den Wänden weder aufblitzten noch knisterten. Es war eine höllische Arbeit gewesen, die Schutzzauber ohne Grans Ebereschenstab zu wirken, doch ich hatte es hinbekommen. Schließlich war der Stab bloß ein Symbol – wie Gran mich immer wieder erinnert hatte. Is’ nich’ halb so gut wie der Wille dahinter, Dru. Vergiss das nie!
    Dauernd hatte sie solche Sachen gesagt. Vergiss das nich’, Dru! Denk immer dran!
    Das war das Problem. In meinem Kopf liefen Bilder, die ich lieber vergessen wollte, in einer Endlosschleife. Wie ein Zombie an meiner Küchentür oder eine kleine dunkle Luke voller Stofftiere, in der es nach müdem, verängstigtem kleinen Mädchen roch.
    Auf was reagierten die Zauber nicht? Das war eine kurze Liste, die ich hektisch durchging.
    Das Fenster öffnete sich, und ein Schwall kühler regenschwerer Luft blies durch die Vorhänge herein, die gerade so weit auseinanderwehten, dass er hindurchpasste. Seine Stiefel landeten auf dem Teppich, ehe das Fenster sich mit einem leisen Quietschen schloss und er sich umdrehte. Das fahlgraue Tageslicht schien auf sein glattes schwarzes Haar mit den blonden Strähnen, die wie Finger in einem Moment hindurchkämmten und im nächsten fort waren.
    Er sah sich einmal kurz im Zimmer um, ehe sein Blick auf mir verharrte. Im Halbdunkel strahlten seine winterblauen Augen. Er trug eine hüftlange Rockstar-Lederjacke, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte das Regenwasser ab. Kaum sah er mich direkt an, nahm ich den Geruch von warmem Apfelkuchen wahr.
    »Hallo, Dru«, begrüßte er mich grinsend. Ich hatte vergessen, wie seine Gesichtszüge zusammenarbeiteten und ihn nicht bloß gutaussehend wirken ließen, sondern einfach … richtig. Wie seine Augenbrauen ein kleines bisschen nach oben gingen. Sein fransiger Haarschnitt schien

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