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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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sie wieder blass und perfekt.
    Mein Herz vollführte eine seltsame Purzelübung. »Oh, bitte, wenn du mich so dringend sehen wolltest, hättest du wohl kaum bis heute gewartet.« Und du würdest dich nicht durch mein Fenster einschleichen, wenn alles okay wäre. Ich nahm mir ein großes kariertes Flanellhemd, das Graves auf einer seiner Einkaufstouren besorgt hatte, und zog es mir über. Ungeschickt fingerte ich an den Knöpfen herum. Dem Stoff haftete eine vage Note von Zigarettenrauch, Junge und strenger Deoseife an. Noch ein komischer Erleichterungsschauer überkam mich. »Wo warst du? Bist du hergefahren? Bist du okay?«
    »Bestens. Deine Sorge ist rührend.« Er rieb sich hinter den Ohren und machte ein zufriedenes Gesicht wie eine Katze. Die blonden Strähnen in seinem Haar waren dunkler von der Feuchtigkeit, aber immer noch sichtbar. Er streifte seine Jacke ab und blickte sich um, wo er sie hinlegen könnte. Also zeigte ich auf den alten Holzstuhl vor dem Computer, über dessen Rückenlehne Christophe sie hängte. Seine Muskeln bewegten sich fließend unter dem dünnen schwarzen V-Ausschnitt-Pullover.
    Rasch sah ich zu den Vorhängen vor dem Fenster. Es war ziemlich dunkel im Zimmer, und ich war sogar fast froh darüber.
    Andererseits gab es eine Menge Gründe, sich nicht über die Dunkelheit zu freuen. Deshalb schaltete ich die Nachttischlampe an, eine antike Messinglampe mit blaugeschecktem Glasschirm. Als ich mich wieder umdrehte, bemerkte ich, dass Christophe mich beobachtete. Seine Augen waren noch blauer als das Zimmer, allerdings seltsam ausgeblichen.
    Winteraugen.
    »Wie alt bist du eigentlich?« Ich verschränkte nicht meine Arme, nahm jedoch mein Messer wieder auf. Die Klinge war noch ausgeklappt, und ich hielt es lose in der Hand.
    So fühlte ich mich besser. Mein Haar war eine einzige Katastrophe, und in den Boxershorts kam ich mir blöd vor, aber ich bildete mir ein, besser mit der Situation umgehen zu können, solange ich mein Messer hatte.
    Wieso? Er tut mir nichts. Da bemerkte ich wieder eine kribbelnde Erleichterung, nur lauerte gleich hinter ihr nackte Angst. Immerhin hatte ich inzwischen gesehen, wozu Djamphire fähig waren.
    Ich wäre dämlich gewesen, keine Angst vor ihnen zu haben.
    Christophe blieb ganz still. Er starrte auf meine Brust, wo das Medaillon meiner Mutter funkelte. Als ich das Flanellhemd oben weiter zuzog, musterte er stattdessen mein Gesicht. Prompt wurden meine Wangen heiß.
    »Bloß ein bisschen älter als du, Dru.« Nochmals blickte er sich im Zimmer um. Erwartete er, dass sich irgendwo im Schatten jemand versteckte? »Das erinnert mich an das Zimmer deiner Mutter. Sie war die letzte Svetocha, die wir retten konnten.« Also, schien sein Unterton zu sagen, beantwortet das deine wahre Frage? Er schüttelte das Handtuch aus und sah sich wieder im Zimmer um. Apfelduft wehte mir entgegen. »Sie hatte Bücher, einen ganzen Haufen Bücher. Wahrscheinlich sind sie irgendwo gelagert und warten auf dich.«
    Unweigerlich wollte meine Hand zu dem Medaillon wandern, doch ich zwang sie zurück. »Die bringen mir nichts bei!«, platzte es beinahe jammernd aus mir heraus. »Du hast gesagt, dass sie mich ausbilden, aber ich kriege kein Kampftraining, gar nichts! Sie behandeln mich, als wäre ich …«
    »Aus Glas?« Er neigte den Kopf zur Seite. Seine regennasse Haut war vollkommen, wie feuchte Seide. »Als wärst du zerbrechlich? Kostbar? Es gibt Schlimmeres, Moj ptaszku. «
    Nicht für mich. »Wie soll ich denn besser werden, wenn sie mit mir umgehen wie …«
    Ich hatte nicht einmal gesehen, wie er sich bewegte. Eben noch hatte er auf der anderen Seite des Zimmers gestanden, das Handtuch in den Händen und den Kopf seitlich geneigt. Nun befand er sich Nase an Nase mit mir, so dass mir ein warmer Schwall von Äpfeln und Zimt über Haar und Wangen strich.
    Vor Schreck kippte ich halb nach hinten, und mein Arm mit dem Messer schoss nach oben. Warmer Stahl schloss sich um mein Handgelenk und drehte sich. Mein Arm kreischte vor Schmerz, und das Messer fiel mir aus den auf einmal tauben Fingern. Zugleich gaben meine Knie nach. Mit seiner anderen Hand griff Christophe mir unter meinem Haar in den Nacken. Meine Schulter krampfte, weil sie sich in eine Richtung verzog, für die sie nicht gemacht war.
    Mach schon, Dru! Dads Stimme hallte durch meinen Kopf. Es gab nur einen Ausweg, und den nahm ich: nach vorn beugen und zum Tritt hochspringen. Es knackte laut und hart in meiner Schulter, als

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