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Strange Love (German Edition)

Strange Love (German Edition)

Titel: Strange Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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antun!
    Dann begann sie mit der Herzmassage – wie in Trance. Es war ihr gleich, ob sie seine Rippen brach. Mechanisch wiederholte sie die Bewegungen, die sie gelernt hatte. Wenn er sie verließ, würde sie ...
    »Du verdammter Dreckskerl!«, schrie sie ihn an. »Atme endlich. – Fang sofort an zu atmen!«
    Während ihr der Schweiß über die Stirn lief, schrie sie ihn an. Sie musste irgendeinen Kontakt bekommen.
    »Du egoistisches Arschloch! Du hast kein Recht, einfach abzuhauen!«
    Sie heulte gequält auf. Dann begann sie auf ihn einzuschlagen. Hart traf ihre Faust seinen Brustkorb. Sie schlug ihn und weinte und auf einmal löste sich ein heftiger, gequälter Atemzug, mehr ein Stöhnen aus Nicks Lungen. Er riss die Augen weiter auf und starrte sie an.
    Cerys verharrte einen Moment, dann schrie sie ihn wieder an. »Atme, verdammt, du musst weiteratmen!«
    Wieder ein schmerzhafter Atemzug. Nicks Augen waren auf sie gerichtet. Sie sah die Angst in ihnen. Es tat ihr so leid, aber sie schlug ihn wieder, boxte ihre kleinen Fäuste in seinen Brustkorb, solange, bis Nick den Mund öffnete und heiser »Hör auf!« keuchte.
    Sie fühlte seinen Puls, der Herzschlag war hart und unregelmäßig. Sie brach fast neben ihm zusammen. Ihr Gesicht war tränenüberströmt.
    »Du Scheißkerl! – Warum hast du das getan?« fragte sie ihn und versuchte, sich wieder in den Griff zu kriegen.
    Doch Nick sah sie nur an, mit großen, erschrockenen Augen. Die Muskeln in seinem Gesicht arbeiteten. Er war so grau.
    »Nick, kannst du mich hören?«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den Mund öffnete und »Ich weiß nicht« krächzte.

8. Kapitel

    Die Straßen waren dunkel. Glänzend überzog der Regen den schwarzen Asphalt. Feinste Tropfen verfingen sich in Nicks Haar. Er fühlte sich gut, erfrischt wie schon lange nicht mehr. Die Luft roch würzig, nicht nach Herbst, aber rein.
    Er war noch immer ein wenig wacklig auf den Beinen. Doch wen wunderte das nach seinem Herzstillstand vor zwei Tagen?
    Cerys war bei ihm gewesen, hatte an seinem Bett gewacht. Natürlich wusste er, was sie für ihn empfand. Natürlich. Aber es hatte keine Zukunft. Er mochte sie – doch seine Zukunft war Torian ... Verdammt – wo war er gewesen, als sein Herz auf einmal aufhörte zu schlagen? Warum war er nicht da gewesen, um ihn zu retten?
    Eine leichte Gänsehaut überzog Nicks Arme. Er hätte sterben können. Wäre Cerys nicht da gewesen. Und er konnte ihr doch nichts geben.
    Chris war noch immer nicht aufgetaucht. Er galt als vermisst, offiziell, doch Nick wusste, dass er tot war. Vielleicht spürte er so etwas wie Trauer – er wusste es nicht. Er hatte sich immer auf Chris verlassen können. Jetzt blieb ihm nur noch die Band – und Cerys.
    Die Band, seine Musik, sein Leben. Cerys – war eine süße Nichtigkeit, lediglich eine Randfigur. Aber er wünschte sich, dass sie immer zu ihm halten würde, immer da war, wenn er sie brauchte. Und was gab er ihr? – Er wusste es nicht.
    Kalte Regentropfen rannen ihm in den Kragen. Er zog seine schwarze Cordjacke enger zusammen.
    Wie merkwürdig es gewesen war, am Rand des Abgrunds, dem Tod ins Auge sehend. Es war so anders, als mit Torian – der vermutlich auch direkt aus der Hölle kam. Nick lachte über diesen Gedanken.
    So einsam.
    Und das fürchtete er – Einsamkeit. Und Dunkelheit. Warum er jetzt so unbeschwert, gedankenverloren diese Straße entlanggehen konnte, wusste Nick nicht. Seit seiner Kindheit hatte er die Dunkelheit gefürchtet.
    Die Erinnerung an seine Kindheit ließ ihn erschaudern. Eigenartige Gedanken machten sich in seinem Hirn breit, wabernde Visionen, die er nicht unterdrücken konnte. Chris war dort, irgendwo in der Dunkelheit. Er wartete an der nächsten Ecke, das Gesicht grausam entstellt.
    Eisige Kälte kroch in Nicks Kleidung und umfasste sein hastig schlagendes Herz.
    »Verschwinde Chris«, sagte Nick leise, sich bewusst, dass Chris dort nicht sein konnte.
    Aber es ergriff von ihm Besitz, jagte Stromstöße durch seinen Körper und spielte ein grausames Spiel mit ihm.
    Nick atmete tief durch. Diesmal stand er es durch. Auch wenn die Angst sich wie eine Schlange um seinen Hals legte und der Schrei in seiner Kehle kaum mehr zu unterdrücken war.
    Mit einer fahrigen Nervosität schlang er die Arme um seinen Körper, als könne er ihn so schützen. Mühsam zwang er sich langsam zu gehen. Er konnte nicht sein Leben lang wegrennen, nicht immer fliehen vor einer Gefahr, die er nicht in Worte

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