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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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zuwarf. »Dort sollten wir Nachtquartier nehmen.«
    »Aber wir wollten doch bis Castrojeriz!«, wandte Estrella ein.
    »Hast du wirklich Verlangen nach noch mehr Mönchen?«, sagte er knapp. Sein Blick ließ sie augenblicklich verstummen.
    Die Siedlung der Quellen machte ihrem Namen alle Ehre. Über den Fachwerkhäusern mit ihren steinernen Grundfesten erstreckten sich luftige Terrassengärten, überall mit Grün umwachsen. Das kleine Hospiz mitten im Ort war geschlossen, aber ein Bauer bot seine Scheune an. Er ruhte nicht, bis sie sich an Eiern mit roter Wurst und Brotsuppe satt gegessen hatten.
    Moira ging bald schlafen. Auch Tariq konnte das Gähnen nicht unterdrücken.
    »Du solltest dich auch niederlegen, mi niña«, sagte er, als Pilar keinerlei Anstalten dazu machte. »Morgen wird es nicht leicht werden. Für keinen von uns.«
    »Aber wir haben doch schon Berge und Schluchten überwunden«, sagte sie. »Bleibt es jetzt nicht eine ganze Weile eher flach?«
    »Die Ebene ist härter als alles zusammen. Sie zehrt an der Hoffnung. Und dagegen kann man sich nur schwer wehren.«
    »Bleib doch noch«, sagte Armando, als Pilar zögernd aufstehen wollte. »Die Nacht ist so schön! Über uns unzählige Sterne, der Himmel ist so klar wie ein ruhiges Meer.«
    »Ich kann, wie du weißt, nicht sehen.« Pilar drehte sich abrupt um. »Weder den Himmel noch das Meer.«
    Sie bemühte sich um einen festen Schritt, als sie sich von den anderen entfernte.
    »Jetzt hast du sie gekränkt«, sagte Estrella, nachdem auch Camino gegangen war. Endlich mit Armando allein. Der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. »Du solltest nicht mit ihren Gefühlen spielen. Das hat die kleine Blinde nicht verdient. «
    »Aber das tue ich doch gar nicht!«, sagte er empört.
    »Wirklich? Schmeichelt es dir nicht, wie sie ihren Kopf nach dem Klang deiner Stimme dreht? Und wie sie selig lächelt, wenn du in ihre Nähe kommst?«
    »Das bildest du dir nur ein. Nichts weißt du. Pilar und ich ...«
    »Ja? Was ist mit Pilar und dir? Das würde mich interessieren. «
    »Davon verstehst du nichts!«
    »Aber davon.« Sie war auf seinen Schoß geklettert und umarmte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Ihre Zunge glitt in seinen Mund. »Und davon.« Ihre Hände wanderten zu seinen Hinterbacken. »Und wenn du willst, dann zeig ich dir ...«
    »Nein!« Es klang wie ein Hilfeschrei. »Ich kann das nicht. Und ich will es nicht. Ich bin ein Mönch. Ich wollte es dir schon längst sagen. Bitte lass mich in Frieden!«
    Er spürte die Frische der Nacht, als Estrella in einer geschmeidigen, raschen Bewegung von ihm herunterglitt.
    »Ein Mönch? Damit hättest du auch früher rausrücken können«, sagte sie mit schmalen Lippen. »Estrella läuft keinem Mann nach. Die Männer laufen ihr nach. Aber um das zu kapieren, fehlt es dir wohl an Erfahrung.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen.« Ihr kalter Blick machte ihm plötzlich Angst. »Ich wollte dir nur ...«
    »Sei endlich still«, sagte sie scharf.
    *
    Castrojeriz. Itero del Castillo. Boasillo del Camino. Fromista. Die Orte, durch die sie zogen, bedeuteten lediglich eine kurze Abwechslung, die viel zu schnell wieder vorüber war. Weit und einsam war die Meseta. Es schien, als seien nicht nur Tage vergangen, sondern Wochen, seit sie hier entlang wanderten, und wenn die Sonne sich versteckte und ein grauer Himmel tief über der kargen Landschaft hing, breitete sich eine Trostlosigkeit aus, gegen die keiner gewappnet war. Westwind blies ihnen den Staub in die Augen, die so stark zu tränen und zu schmerzen begannen, dass Pilar sich an die frühen Tage ihrer Erkrankung erinnert fühlte.
    Einerseits war sie hellwach, von fast schon schmerzhafter Aufmerksamkeit. Kein Laut entging ihr, nicht das kleinste Geräusch. Andererseits fühlte sie sich wie benommen, überschattet von einer Schwermut, die sie sich nicht erklären konnte. Tariq versuchte sie durch kleine Bemerkungen aufzuheitern, hatte aber wenig Glück. Und auch Camino und Moira, die sich immer wieder um sie bemühten, prallten an dem Schutzschild ab, mit dem sie sich umgeben hatte.
    » Was ist mit dir ?«, fragte Estrella ungewöhnlich freundlich. Sie hatten in Villalcazar de Sirga Halt gemacht. Die beiden jungen Frauen ließen sich am Brunnen nieder, an dem Walli gerade getränkt wurde. Camino und Tariq waren ins Hospiz vorausgegangen. Armando besuchte die Kapelle, um zur Weißen Jungfrau zu beten. »Man erkennt dich ja kaum wieder.«
    »Was weißt du schon

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