Straße der Toten
der so heftig schlotterte, dass man seine Kleider rascheln und seine Zähne klappern hörte.
Das Fenster, das der Tür am nächsten war, klirrte. Ein Brett wurde nach innen gedrückt, die Nägel darin flogen wie Pistolenkugeln heraus, und es fiel zu Boden. Der Indianer lächelte sie mit blutverschmierten Zähnen an. Seine Hände packten die Gitterstäbe, und er zog sein Gesicht heran und blickte ins Innere der Kirche.
»Buh!«, sagte er. Dünne Rauchfähnchen stiegen von seinen Händen auf, wo sie die Gitterstäbe berührten. Hastig ließ er wieder los, und winzige Flammen loderten in seinen Handflächen.
Der Reverend warf Doc einen fragenden Blick zu. »Geweihte Erde?«
Doc nickte. »So lange sie für uns geweiht ist, ist sie es auch für ihn. Aber noch sind sie draußen. Wenn sie erst mal drin sind und wir ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, dann wird unser Glaube wirklich auf die Probe gestellt. Und wenn sein Glaube stärker ist ...«
»Sterben wir.«
»Schlimmer.«
Der Reverend sah auf seine Uhr. In weniger als einer Stunde wurde es hell. Kaum hatte er die Uhr wieder eingesteckt, gingen die Zombies auch schon zum Angriff über.
Die Tür wölbte sich nach innen, als würde ein großer Brustkorb tief Luft holen. Die Bretter an den Fenstern zerbrachen, und stattdessen waren plötzlich überall Zombiegesichter zu sehen, die durch die Gitterstäbe hereinglotzten. Einer der Zombies biss blindwütig auf einen Metallstab, bis ihm die Zähne aus dem Mund bröselten. Andere zogen und zerrten wild an der Vergitterung.
Dann erschien ein großes Paar Hände. Die Hände des Indianers. Obwohl sie bei jeder Berührung des Metalls rauchten, riss er – begleitet von ohrenbetäubendem Knirschen und Kreischen – nacheinander alle Gitterstäbe aus den Fensterrahmen.
»Reverend?«, sagte David, der nun ganz nah bei Jeb stand.
»Ja?«
»Nett, Sie kennengelernt zu haben.«
»Gib nicht auf, bevor nicht alles vorbei ist, mein Junge. Vertraue auf Gott und auf dein Gewehr. Drück es einfach fest an deine Schulter und ziel auf die Köpfe. Und bloß nicht in Panik geraten. Ruhig bleiben, und wenn du deine beiden Schüsse abgegeben hast, nachladen und notfalls zurückweichen, wenn’s sein muss. Falls du zu sehr in Bedrängnis bist, vergiss das Gewehr. Zieh den Revolver und schieß drauflos. Kapiert?«
»Ja, Sir.«
»David?«
»Ja, Sir?«
»Ich hab dich gern, mein Junge.«
»Ich hab Sie auch gern, Reverend.«
»Jeb. Sag wenigstens Jeb zu mir.«
»Jeb.«
Zombies quetschten sich jetzt überall um sie herum durch die Kirchenfenster.
Der Reverend hob seine Schrotflinte an die Schulter. »Geheiligt sei dein Name, o Herr – und nun, Gewehr, tu deine Pflicht!«
Der Reverend blies einem der hereinkletternden Zombies den Kopf weg. Die enthauptete Leiche kippte rückwärts aus dem Fenster und ward nicht mehr gesehen. Damit begann der Sturm auf die Kirche.
Vier
Zombieköpfe zerbarsten. Die Toten fielen wie ein wildgewordenes Wolfsrudel über sie her. Anfangs hielten die Verteidiger noch stand, streckten jeden zu Boden, der hereinstürmte. Aber es waren zu viele, um sie alle aufzuhalten, so viele, dass es binnen Kurzem in der Kirche nur so wimmelte von diesen Kreaturen, die alle keine Furcht kannten, nur ihren Hunger und das brennende Verlangen des Indianers.
Die Waffen der Verteidiger krachten, und bald war die Luft von ätzendem Pulverqualm erfüllt, und die Waffen in ihren Händen wurden heiß. Doch sie luden nach und feuerten immer wieder, und es schien fast so, als könnten sie ewig standhalten.
Vor ihnen türmten sich die Leichen wie Hundehaufen, und links und rechts von ihnen lagen sie kreuz und quer über den Kirchenbänken und verstopften die schmalen Gänge dazwischen. Noch blieb ihnen genügend Zeit zum Nachladen, noch mähten sie die Zombies schneller nieder, als diese sich ihnen näherten. Der Reverend schöpfte Hoffnung, vielleicht würde ja doch alles gut ausgehen – vielleicht würden sie aushalten, bis die Sonnenstrahlen sie retteten.
Da flog die Tür auf, Holzsplitter prasselten herab, und wie kleine Kieselsteine vor einer gewaltigen Meereswelle taumelten Zombies zu ihnen herein. Doc und der Reverend versuchten, die Stellung zu halten, schossen und luden nach, immer wieder, doch zu wütend waren die Angreifer, die sie umzingelten, und jedes Mal, wenn sie neue Kugeln aus ihren Taschen holten, waren davon etwas weniger übrig, sodass sie zuletzt ihre Waffen wegwarfen (nur seinen Navy behielt
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