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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Lagerraums. Sie verloren nun so schnell an Boden, dass sie gar nicht mehr nachladen konnten. Stattdessen nahmen sie immer neue Waffen von den Kirchenbänken (und immer weniger davon waren noch übrig), schossen sie leer und ersetzten sie durch die nächsten.
    »Wir schaffen es nicht«, rief Abby.
    »Flieh in den Keller«, rief Doc.
    David und Abby stellten sich – offenbar instinktiv – Rücken an Rücken mit Doc und dem Reverend auf, hielten ihnen so den Rücken frei, indem sie also vorwärts gingen, während Doc und der Reverend rückwärts gingen und die Meute schießend in Schach hielten.
    Doc versetzte einem Zombie, der aus dem Nebel hervorgesprungen kam, einen schwungvollen Schlag mit dem Gewehrlauf. Der Aufprall auf dem Schädel des toten Mannes krachte so laut wie ein Schuss. Es war Nolan. Sein Schädel platzte, und Doc wurde mit Gehirnmasse vollgespritzt wie mit einem Schwall Erbrochenem.
    Nolans Leiche fiel zwischen Doc und den Reverend, der dadurch ein wenig weiter nach hinten gedrängt wurde, Abby dagegen ein wenig weiter nach vorne.
    Der Reverend brauchte keine himmlische Offenbarung, um zu erkennen, dass ihr Verteidigungstrupp auseinandergerissen wurde, und so wie es aussah, würden sie die Tür des Vorratsraums nicht mehr erreichen, denn inzwischen hatten sich Zombies auch zwischen den Kirchenbänken hindurchgequetscht und vor der Tür Stellung bezogen.
    Davids Schulter schmerzte, als würde sie ihm gleich abfallen. Der Rückschlag der Schrotflinte hatte sie wundgescheuert. Einen Moment lang hielt er inne, um seinen Arm zu entlasten.
    Die Flinte enthielt nur noch eine Patrone, die letzte, und ansonsten hatte er bloß noch seinen Revolver im Gürtel und ein paar Kugeln dafür in der Tasche. Danach würden sie ihre Waffen nur noch zum Draufhauen benutzen können, und zuletzt wohl nur noch ihre Ärsche und Ellbogen, und das war es dann – allerdings nicht das Ende, sondern schlimmer, nur ein neuer Anfang.
    Aus dem Qualm und Gedränge streckte sich eine Hand nach Davids Flinte aus, bekam sie zu fassen, entrang sie dem Jungen und warf sie irgendwo zwischen die Kirchenbänke, wo sie klappernd inmitten von Zombieleichen landete.
    David wirbelte herum – und blickte in die Augen seines Vaters. Der sah ihn, mit seinem entstellten und blutverschmierten Gesicht, seltsam ruhig an. David riss den Revolver hoch und zielte damit auf seinen alten Herrn.
    Und zögerte.
    Er konnte nicht abdrücken.
    So oft schon hatte er einen solchen Hass auf seinen Vater gehabt, dass er ihm den Tod gewünscht hatte; doch jetzt, als sein eigenes Leben davon abhing und ihm obendrein klar war, dass er seinem Vater ja nicht wirklich das Leben nehmen würde – da konnte er es nicht tun. Rhine schlug den Revolver beiseite, packte David an den Schultern und beugte sich ruckartig vor. David schrie und hoffte im selben Moment – er wusste, was ihm bevorstand –, dass er es noch schaffen würde, sich selbst die Birne wegzuschießen, um nicht auch so wie diese Toten zu werden. Dann tauchte plötzlich ein Gewehrkolben zwischen ihm und den Zähnen seines Vaters auf. Rhine biss ein Stück Holz aus dem Gewehrkolben, bevor dieser ihm tief in den Rachen gestoßen wurde. Blut spritzte, Zähne brachen heraus, und Rhine ging zu Boden. An seiner Stelle stand der Reverend vor David.
    »Zurück, Junge«, sagte der Reverend. »Los, los.«
    David begann sich wieder zu bewegen, setzte erneut seinen Revolver ein, kam aber nur zentimeterweise voran. Hier hatte es so viele Zombies wie Bussarde auf einer toten Kuh.
    Hände grapschten aus der Menge nach dem Grüppchen, das sie verzweifelt beiseiteschlug, alle Angriffe abwehrte in dem Bemühen, sich zur letzten Bastion – dem Lagerraum – zurückzuziehen. Die Zombies waren eine einzige lebende Wand von beißenden Leibern.
    Der fette und bluttriefende Montclaire packte Abby am Kragen, hob sie von den Füßen und zerrte sie zu sich her, auf sein geiferndes Maul zu. Sie zog ihm den Lauf ihres 45ers über die Stirn, mit aller Wucht, und Montclaire kam ins Wanken. Ihr Kleid zerriss, Abby stürzte zu Boden, kroch über einen Brei aus Leibern, Blut, Gehirnmasse und Patronenhülsen und hielt dabei Ausschau nach der Waffe, die sie hatte fallen lassen.
    Sie entdeckte sie auf Rhines Brustkorb, griff nach ihr, doch Rhines Hand umklammerte plötzlich ihren Arm. Rhine hob den Kopf. Sein Schädel war geborsten, aber der Stoß des Reverend war nicht tödlich gewesen. Rhines Mund schnappte nach Abbys Hand, erwischte ihren

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