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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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der Reverend bei sich) und zu den Reservewaffen griffen, die an den Kirchenbänken lehnten.
    Zuweilen war der Pulverdampf so dicht, dass sie einen Zombie erst sahen, wenn sein fahles Gesicht mit klapperndem Gebiss direkt vor ihrer Nase die Rauchwolken zerteilte.
    Sie gaben ihre tödlichen Schüsse jetzt nur noch aufs Geratewohl ab. Der Boden war über und über mit Blut, Gehirnfetzen und Fleischbrocken bedeckt. In diesem Matsch drohten ihnen die Füße wegzurutschen, doch der Reverend und die anderen hielten aus.
    Während einer kurzen Atempause, als der Ansturm einmal nachließ und die Schüsse verhallten, wehte ein kühler, feuchter Wind vom Gewitter draußen durch die Kirche, und der Rauch verzog sich. Da sahen sie, dass die Kirche vollständig mit Toten gefüllt war, dicht an dicht, wie die Zecken an einem Kuheuter.
    Draußen verharrte der Indianer am Fuß der Treppe. Die zerbrochenen Türflügel schlugen im Wind auf und zu wie zerfetzte Vogelschwingen, als wolle der Indianer ein Spiel mit ihnen treiben.
    Er hob die Hände zum stürmischen Himmel empor, und kleine blaue Lichtfäden züngelten zu ihm herab und berührten seine Fingerspitzen. Fast schien es, als würde er Kraft aus dem Gewitter schöpfen. Er öffnete den Mund, weiter und weiter, bis sich der Kiefer ausrenkte und die schrecklichen spitzen Zähne sichtbar wurden. Ein Geräusch wie ein vielfach verstärkter Todesschrei entrang sich seiner Kehle und wurde eins mit dem Brausen des Windes, und der Sturm heulte mit einem Mal noch wütender. Als hätte das Gewitter nicht nur dem Indianer, sondern auch allen Zombies neue Kraft verliehen, rückten diese nun geschlossen gegen die Verteidiger vor.
    Einen Augenblick lang (einen allzu entsetzlichen Augenblick) erkannte der Reverend in ihnen wieder die Menschen, die Männer, Frauen und Kinder, die sie gewesen waren. Montclaire, Caleb, Cecil aus dem Café und andere, denen er irgendwo in der Stadt begegnet war, ohne ihre Namen zu kennen, und sie alle schrien zum Reverend mit schrillen, hässlichen Stimmen, riefen nach ihm, dem Mann Gottes, er solle sich ihrer annehmen und ihre Seelen erretten.
    »Hören Sie nicht auf sie«, brüllte Doc. »Sie sind rettungslos verloren, solange nicht der Indianer stirbt.«
    Die Toten stürzten vorwärts, ihre Stimmen zu einer Litanei von Namen und flehentlichen Bitten verwoben, die dem Reverend pausenlos ins Ohr drang.
    Calhoun erblickte zwei Zombies, die zwischen den Sitzbänken hindurch auf ihn zustolperten. Sie schoben ihre wahrhaft toten Gefährten beiseite und wirkten entschlossener denn je.
    Calhoun traf den hinteren mit einem schnellen Schuss, verfehlte aber dessen Kopf und zerfetzte dem vorderen nur die rechte Schulter. Er spannte den Hahn seiner Doppelläufigen erneut, feuerte noch einmal und erwischte diesmal den Kopf der vorderen Kreatur, sodass ihre Schädeldecke in einem Nebel von Gehirnmasse und Blut zerstob.
    Calhoun klappte das Gewehr auf, kramte in seiner Tasche nach weiteren Patronen, und das alles mit gesenktem Blick, um bloß nicht die näher kommenden Zombies vor ihm und hinter ihm sehen zu müssen.
    Seine Tasche war leer.
    Er hob den Kopf.
    Der Zombie stand direkt vor ihm und bleckte die Zähne.
    Calhoun warf das Gewehr beiseite und versuchte seinen Revolver aus dem Gürtel zu ziehen, aber der faulige Atem des Zombies ließ ihn einen entscheidenden Moment zu lange zögern. Die Zähne des Zombies schossen vor und rissen ein großes Stück aus Calhouns Gesicht. Calhoun heulte laut auf. Der Zombie umarmte den schreienden Priester so fest, als wären sie zwei Liebende, und begann an seinem Gesicht zu knabbern wie ein pickendes Huhn. Abby hörte Calhoun schreien. Sie fuhr herum und sah, wie der Zombie den Priester festhielt.
    »Tut mir leid«, sagte sie, und als er ihr in die Augen sah, verpasste sie ihm eine Kugel in den Kopf. Calhoun sank in den Armen des Zombies.
    Dieser richtete nun seinen Blick auf Abby, als wolle er sich über die unverhoffte Wendung beschweren, doch er brachte nur noch ein Grunzen heraus, bevor Abby ihm ins rechte Auge schoss. Der Zombie und Calhoun gingen gemeinsam zu Boden.
    Die Toten kamen nun über sie wie ein Bienenschwarm. Wieder stach ihnen dicker Pulverqualm in den Augen. Das Krachen der Schüsse ließ sie fast taub werden. Die Waffen in ihren Händen wurden immer schwerer, bis ihre müden Arme sie kaum noch halten konnten. Und es kamen immer mehr Tote. Drängten vorwärts. Drängten die Verteidiger zurück. Bis zur Tür des

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