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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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nach hinten geschleudert wurde, doch er gab nicht auf. Der Reverend versuchte, die Tür zuzuschlagen, aber von der anderen Seite hielt der Zombie dagegen, und mit einem Ruck flog der Reverend dem Toten in die Arme.
    Der Revolver des Reverend fand seinen Weg unters Kinn des Zombies, der Reverend drückte ab, und der Tote klappte zusammen, diesmal endgültig tot.
    Aber nun waren sie alle über ihm. Versuchten ihn zu beißen und ihn niederzuringen wie Doc; der Reverend war jedoch schneller und nicht so leicht zu fassen. Er wand und drehte sich, schlug und trat in alle Richtungen, stieß mit dem Lauf seines Colts zu und versuchte sich freizukämpfen. Ein zwölfjähriger Junge, der ihn beißen wollte, bekam einen Tritt ins Gesicht, einen Mann schubste er mit dem Ellbogen weg, und gerade noch rechtzeitig bückte er sich unter einem zuschnappenden Gebiss weg.
    Dann tauchte David neben ihm auf und feuerte seinen Revolver dreimal ab – BÄNG – BÄNG – BÄNG –, und drei weitere Zombies lagen am Boden. Diese Lücke reichte ihnen, der Reverend schubste David zurück durch die Tür, sodass dieser kopfüber ein paar Stufen die Kellertreppe hinunterkullerte, dann packte er mit einer Hand den Türgriff, rammte mit der anderen seinen Navy in die Gürtelschärpe, zog dann mit beiden Händen am Türgriff, und von hinten kam David und umklammerte zur Unterstützung seine Taille.
    Eine Zombiehand klemmte zwischen Tür und Rahmen. Der Reverend zog mit aller Kraft, wobei er laut stöhnte, David ebenso, bis die Zombiefinger knackten, entzweibrachen und wie kleine Würstchen auf die oberste Treppenstufe fielen. Die Tür war endlich zu, und David stürzte nach vorne, um den schmalen, nicht eben vertrauenerweckenden Riegel vorzuschieben.
    Sicher.
    Für den Augenblick.
    Es wurde heftig an der Tür gerüttelt.
    »Was Besseres fällt denen wohl nicht ein, was?«, sagte David.
    Der Reverend nickte.
    »Lange wird es nicht halten, oder?«
    Der Reverend schüttelte den Kopf. Neben der Tür entdeckte er auf einem Regal eine Lampe und Streichhölzer, also machte er Licht.
    Die Tür zitterte und bebte.
    »Die machen Hackfleisch aus uns, was, Reverend?«
    »Wenn wir’s bis zum Morgen schaffen, haben wir eine Chance. Bald geht die Sonne auf.«
    Bei sich aber dachte er: »Und wie lange brauchen die noch für die Tür?«
    »Los«, sagte er, »gehen wir runter.«

(10)
    Eins
    Am Fuß der Treppe angekommen, erklomm der Reverend sogleich einige Kisten und griff nach den Vorhängen an den Fenstern. Er zog einen beiseite. Wie alle anderen Fenster war auch dieses vergittert. Hier kamen sie nicht so einfach raus. Sie saßen fest wie die Ratten im Bauch eines sinkenden Schiffs.
    Ein winziger Hoffnungsfunke regte sich in ihm. Draußen sah er das erste zarte Rosa der Morgendämmerung.
    Er ließ den Vorhang los und kletterte wieder herunter.
    »Gibt nur einen Weg raus«, sagte er zu David. »So wie wir reingekommen sind. Immerhin ist bald Sonnenaufgang. Wir könnten es schaffen.«
    Er stopfte die restlichen Patronen aus seiner Manteltasche in die Trommel seines Revolvers. Noch fünf Schuss. »Fast noch mal eine volle Ladung«, sagte er. »Und deiner?«
    »Leer«, sagte David.
    Der Reverend reichte David den Navy.
    »Nein«, sagte David. »Sie sind mit dem Ding viel besser. Mit ’ner Schrotflinte komm ich klar, und auf kürzeste Entfernung auch mit ’ner Pistole. Aber – na ja, behalten Sie sie lieber. Und, Reverend – lassen Sie nicht zu, dass ich so ende wie die – verstehen Sie mich?«
    Der Reverend nickte.
    Da hörte die Tür auf zu wackeln.
    David und der Reverend sahen die Treppe hoch.
    »Sind sie abgehauen?«, fragte David.
    Der Reverend warf einen Blick zum Vorhang. Von da, wo er stand, konnte er noch kein Tageslicht erkennen, nur den Schein der Lampe, die er auf einer Kiste abgestellt hatte.
    »Glaube ich nicht«, sagte der Reverend.
    Dann krachte es, als würde die ganze Welt einstürzen. Die Tür oben an der Treppe war zersplittert, und das Kopfende des großen Kreuzes, das an der Kirchenwand gehangen hatte, ragte zu ihnen herein.
    Das Kreuz wurde zurückgezogen und mit einem zweiten furchtbaren RUMS! wieder hindurchgestoßen. Die Tür zerfiel endgültig in ihre Einzelteile und gab den Weg frei, bis auf ein kleines Stück Holz, das noch an der oberen Angel hing.
    Der Indianer trat über die Schwelle. Er hielt das Kreuz fest in den Händen, obwohl weißer Rauch von ihnen aufstieg, wo sie das Holz berührten. Sogar seine Stiefel qualmten, wo sie

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