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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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trotzdem wieder. Sie warteten weiter auf irgendwas. Auf mehr Fleisch, denke ich. Ich weiß nicht, warum sie nicht weitergezogen sind, aber sie haben’s nun mal nicht getan. Vielleicht waren die Bäume, wo meine armen Freunde und ich sie gefunden hatten, so was wie eine Grenze, über die sie nicht rauskonnten. In einer Nacht hab ich nämlich den Großen dort oben auf dem Hügel gesehn, wie er den Mond angeheult hat, vielleicht weil er so hungrig war, dass sein Magen dachte, ihm würde die Kehle durchgeschnitten.«
    »Sie müssen in dieser Gegend bleiben«, sagte Jebidiah. »Die Wolke ist Teil des Bösen, das aus den Gräbern emporgestiegen ist. Dort waren sie von den spitzen Eichenstöcken gehalten worden. Manches Böse kann Eichenholz nicht vertragen, und das hier gehört offensichtlich dazu. Nur haben Sie es leider freigelassen.«
    »Oder es ist doch Hickory«, sagte Dol. »Oder irgendeine andere Holzart. Ich hab nicht gesagt, dass es Eichenholz war, ich weiß es nämlich nicht mehr.«
    »Da haben Sie recht, aber nach meiner Erfahrung tippe ich auf Eiche.«
    »Tippen Sie, was Sie wollen«, sagte Dol.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Mary. »Er hat Sie gebissen, wie er vor langer Zeit die Spanier gebissen hat. Die wurden zu Wölfen, die von den Indianern umgebracht wurden ... oder die sie zumindest mit den Stöcken im Boden bannten. Aber Sie und die anderen wurden ebenfalls gebissen. Warum haben Sie sich nicht in diese Wolfswesen verwandelt?«
    Dol schüttelte den Kopf und sagte: »Ich hab nicht die geringste Ahnung.«
    »Weil der Anführer der Erste war, die anderen sind sechs, und zusammen sind sie sieben«, sagte Jebidiah.
    »Das erklärt natürlich alles«, sagte Dol.
    »Wir haben es hier mit den Günstlingen Satans zu tun. Einer stammt direkt von Satan ab, und der hat die anderen sechs erschaffen. Das sind zusammen sieben. Sie können andere töten, aber sie können nie mehr als sieben sein. Wären es Vampire oder Ghule, könnte es mehr geben, aber die behaarten Wesen werden nie mehr als sieben sein.«
    »Und wer hat diese Regel aufgestellt?«, fragte Mary.
    »Ich vermute, der Gentleman, der das Sagen hat«, antwortete Jebidiah.
    »Gott?«, fragte Dol.
    »Er liebt solche kleinen Spielchen«, sagte Jebidiah. »Für uns ergeben sie keinen Sinn, und für ihn vielleicht auch nicht, aber es sind seine Spielchen, und sie sind nun einmal real und betreffen uns alle. Sieben. Das ist die Anzahl der Behaarten.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Mary.
    »Ich habe leider schon mehr gesehen, als ich sehen wollte, und Bücher gelesen, die nicht so angenehm zu lesen sind.«
    »Haben Sie darüber gelesen oder es gesehen?«
    »In diesem Fall habe ich darüber gelesen.«
    »Also haben Sie damit noch keine praktische Erfahrung?«, fragte Mary.
    »Damit nicht, nein. Aber mit vergleichbaren Dingen.«
    »Na, dann hoffe ich ja, dass diese Sache vergleichbar ist, denn sonst können wir gleich den Kopf zwischen die Beine stecken und uns selber ins Gesicht pissen.«
    Die Nacht schritt weiter voran, und der Schatten schwebte durch alle Teile der Stadt. Im Hotel und den anderen Gebäuden war er nur als dunkler, kühler Nebel zu spüren, als ein Gefühl von Beklemmung, das Jebidiah und Mary überkam. Jebidiah rückte die Absperrung von der Zimmertür weg, als die Uhr halb neun zeigte. Dol kehrte zu den anderen Geistern und ihrem Scheinleben zurück, zur Vorhölle im Hotel, wo alle noch nicht ganz fort waren, aber auch nicht mehr ganz da.
    Jebidiah führte sein Pferd aus dem großen Zimmer in den Saloon, wo er die Geister eine Weile beobachtete. Dann nahm er eine Kerze von einem der Tische, brach die Untertasse ab, auf der sie festgeschmolzen war, und steckte die Kerze in die Tasche. Außerdem entdeckte er zwei Petroleumlampen, die noch gefüllt waren, und gab sie Mary. Dann gingen er und Mary die Treppe hoch, zurück in das Zimmer, in dem Jebidiah den Whisky zurückgelassen hatte. Auch das Pferd begleitete sie. Zuerst wollte es nicht, nahm dann aber mit Leichtigkeit die Stufen und schnaubte nur ein bisschen, als sie den oberen Treppenabsatz erreichten.
    Als Jebidiah nach unten schaute, sah er, dass der dunkle Nebel, der sich wie ein schwarzer Samtteppich auf dem Boden ausbreitete, langsam in das Holz einsickerte.
    »Ohne Ihr Pferd gehen Sie wohl nirgendwohin?«, sagte Mary zu Jebidiah, der sich daraufhin zu ihr umwandte.
    »Wenn möglich, werde ich es retten. Es nutzt doch nichts, wenn wir es zurücklassen und es gefressen wird. Das ist

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