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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Angst von oben bis unten bepisst hatte. Und da ich das nun schon erzählt hab, kann ich auch gleich zugeben, dass ich mich sogar vollgeschissen hab. Ich hatte solche Angst, dass sogar meine Gänsehaut ’ne Gänsehaut kriegte.
    Ich lief weiter und weiter, kam zu ’ner Stelle, wo der Wald nicht so dicht war, und kletterte auf ’nen Hügel. Ich hörte sie knurren, und dann hatten sie mich auch schon. Das ging schneller, als man sich beim Waschen die Vorhaut zurückzieht.
    Aber sie haben mich nicht umgebracht. Nicht sofort. Sie haben mich rumgeschubst und an mir rumgeknabbert. Am Schluss hat mich einer von ihnen gepackt und sich über die Schulter geworfen, als wär ich ein Sack Kartoffeln, und ist losmarschiert. Ich kann Ihnen sagen, vor Angst wusste ich weder ein noch aus. Villeicht wollten die mich ja auffressen oder mir ihren Pimmel in den Arsch schieben. Sie haben mich in den Wald zurückgeschleppt, zum Friedhof, wo alles angefangen hat. Während sie mich herumgetragen haben, hab ich versucht, mich zu orientieren, und dachte, wenn ich wachsam bleibe, hätte ich vielleicht ’ne Chance. Aber es gab kein Entkommen. Auf dem Friedhof haben sie mich auf den Boden geworfen, und einer von ihnen hat mir seine Pranke auf die Brust gestellt. Seine Klauen waren messerscharf. Die andern begannen zu graben, auf den Knien wie Hunde oder Wölfe oder was auch immer sie waren. In Windeseile hatten sie ein großes Loch ausgehoben und holten einen Haufen Knochen hervor, und aus dem Schädel ragte so ’n langer beschnitzter Holzstab, den haben sie rausgezogen, und dann hab ich gesehn, wie das Mondlicht auf den Schädel schien, und plötzlich hat sich das Loch in der Stirn geschlossen, und auf den Knochen hat sich Fleisch gebildet, wurde rosa vom Blut, und die Brust hat sich gehoben und gesenkt. Das Vieh hat geatmet. Dann ist ihm ein Fell gewachsen, erst nur hier und dort, dann über den ganzen Körper verteilt, und als es so dicht wie Präriegras war, setzte sich das Vieh auf, und nach einer Weile konnte es auch stehen. Es war männlich, das war unverkennbar. Männlich wie auch die anderen, denn das, woran ich erkannte, dass sie männlich waren, hing für jedermann gut sichtbar an ihnen runter, so lang wie ein Streichriemen und so dick wie mein Handgelenk. Dann sah mich dieses Vieh direkt an.
    Jetzt wird’s eklig, und ich krieg jetzt noch das Kotzen, wenn ich dran denke, obwohl ich toter bin als General Custer und seine Truppen. Ich spür diese Angst immer noch, ob ich nun tot bin oder nicht. Das Vieh kam ganz langsam auf mich zu, riss das Maul auf und zeigte mir seine Zähne. Da hab ich wie ’n kleines Mädchen geschrien, das eine Spinne sieht. Mann, das gefiel der Bestie. Sie hat ihre Zähne noch mehr entblößt und sich zu mir runtergebeugt, und der Geifer tropfte ihr von den Zähnen, und irgendwann hab ich dann gemerkt, dass ich geschrien hab. Vorher hab ich einfach nur geschrien, ohne dass es mir bewusst gewesen wär. Ich hörte also meine eigenen Schreie und dachte: ›Alles klar, du fährst zur Hölle, jetzt hör auf mit dem Geschrei‹, und ich hab den Mund zugemacht und war wieder still, denn ich wollte wie ein Mann abtreten ... Na ja, aber dazu kam es nicht. Das Biest bewegte sich plötzlich ganz schnell und irgendwie merkwürdig, als würde es ein paar Bewegungen auslassen, und kurz bevor es bei mir war, versteifte sich sein Pimmel, als hätte es was damit vor, vielleicht hatte es das auch, und da fing ich wieder an zu schreien, laut und deutlich, bis es mich endlich mit seinen Zähnen an der Gurgel packte. An viel mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Als Nächstes fand ich mich im Hotel wieder und dachte, ich hätte geträumt. Doch niemand konnte mich sehen. Dann wurden es immer mehr Geister wie ich, die hier rumspukten, denn diese Wolke glitt jede Nacht durch die Stadt, und mit ihr kamen die Wölfe. Sie lösten sich irgendwie aus den Schatten. Und schnappten sich jeden in der Stadt. Aber vorher gingen sie einmal in die Falle, drüben im alten Hotel auf der anderen Straßenseite, dem richtigen Hotel. Die Einwohner haben es niedergebrannt, aber die Kreaturen sind entkommen, obwohl sie in Flammen standen, und ihr Fell und ihre Haut ist so schnell wieder nachgewachsen, wie Kugeln durch die Luft zischen. Sie haben in der ganzen Stadt gewütet, und irgendwann gab es nur noch Geister, so wie mich. Dann haben sie Pferde, Katzen, Hunde, Ratten und andere streunende Tiere gefressen, bis es nichts mehr gab, aber sie kamen

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