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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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einer rannte auf allen vieren auf dem Geländer nach oben.
    Jebidiah schoss auf die Bestie auf dem Geländer, traf sie am Kopf und sah sie fallen, doch jetzt kamen die anderen mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zu. Jebidiahs Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
    Links von ihm loderten rote Flammen auf, und ein lautes Krachen ertönte; einer der Wölfe auf der Treppe stürzte, riss dabei den anderen mit, und beide polterten die Treppe hinab und krachten durch das bereits beschädigte Geländer. Einer schlug hart auf dem Boden auf und blieb reglos liegen. Der andere fing an, wie ein verängstigter Hund im Kreis herumzulaufen.
    Jebidiah warf einen Blick nach links, und da stand Mary mit dem Gewehr. Er griff nach ihrem Ellbogen, stieß sie durch die offene Tür zurück ins Zimmer und schlug die Tür gerade in dem Moment hinter ihnen zu, als die Kreatur, die über die Wand kroch – und dabei überall mit den Krallen Putz und Holz wegriss –, an die Decke kletterte und kopfüber daran entlangflitzte. Sie hörten, wie sich die Bestie vor der Tür auf den Boden fallen ließ, und auch ihren Atem, der so laut war wie der Blasebalg eines Schmieds.
    Dann krachte sie gegen die Tür, und ein großer Spalt platzte auf. Im selben Moment jedoch kreischte sie auf und zog die Klaue zurück. Man hörte ein Brüllen und das Geräusch von etwas, das auf dem Treppenabsatz vor der Tür hin- und herlief.
    Jebidiahs Pferd scheute, bäumte sich auf und schlug mit den Hufen schwer auf dem Fußboden auf. Jebidiah befürchtete, es könnte vielleicht doch ein Fehler gewesen sein, das Pferd mit nach oben zu nehmen. Es konnte ihnen ebenso viel Schaden zufügen wie die Wölfe, wenn es Angst hatte.
    Na ja, wahrscheinlich nicht ganz so viel.
    Mary starrte auf den Spalt in der Tür. »Was ist passiert?«
    »Die Tür ist aus Eiche. Das Vieh ist mit dem Arm an einem spitzen Stück Holz hängen geblieben.«
    »Dann können sie nicht durch die Tür brechen?«
    »Doch, nur nicht so leicht.«
    »Hab ich den, auf den ich geschossen hab, getötet?«
    »Das weiß ich nicht. Vermutlich muss die Kugel ein lebenswichtiges Organ treffen, dann wirkt das Eichenholz wie Gift. Aber vielleicht muss es dafür ein direkter Treffer sein, nicht nur ein Bein oder eine Schulter, sondern das Herz. Das Gehirn. Die Leber. So was in der Art. Für mich sah es so aus, als hätten Sie die Bestie genau in den Kopf getroffen. Aber es war dunkel, und alles ging so schnell ... ich bin mir nicht sicher.«
    Jebidiah ging zu seinem Pferd, nahm die Zügel, zog vorsichtig daran und strich dem Pferd über die Nüstern. Das Tier hatte die Augen weit aufgerissen, und es hob und senkte den Kopf mehrere Male, bevor es sich allmählich wieder beruhigte.
    Jebidiah und Mary standen eine Weile im Zimmer herum, dann setzten sie sich mit dem Gesicht zur Tür und den Waffen in der Hand auf die Bettkante.
    Nichts.
    Die Nacht schritt weiter voran.
    »Es kann doch noch nicht Mitternacht gewesen sein«, sagte Mary. »Mein Gott, haben Sie diese Bestien gesehen?«
    Jebidiah zog seine Uhr hervor und sah im Schein der Laterne, dass es zwei Uhr morgens war.
    »Ich dachte, es ist erst kurz nach neun«, sagte er. »Der Vorteil dieser Vorhöllenzeit ist, dass es bald Tag wird und die Zeit dann wieder langsamer läuft. Tagsüber kommen sie nicht raus.«
    »Wissen Sie das mit Sicherheit?«
    »Nein.«
    Sie saßen erst einen Augenblick so da, als sie ein Kratzen hörten, das von der Straße zu ihnen heraufdrang. Jebidiah schaute aus dem Fenster, konnte aber nichts erkennen. Doch das Geräusch wurde lauter. Er lehnte sich gegen die Fensterscheibe und schaute nach unten. Etwas glitt an der Wand hinauf. Er öffnete rasch das Fenster und blickte hinaus. Ein Wolf kletterte zu ihnen nach oben. Er war schnell und schaute zu Jebidiah hoch. Und hatte ihn fast schon erreicht.
    Jebidiah griff nach der Laterne und warf sie nach dem Wolf. Flammen stoben in alle Richtungen und loderten auf dem Kopf des Untiers, sodass es aussah, als trüge es einen brennenden Hut. Sein Fell fing Feuer. Die Bestie schlug mit den Vorderpfoten auf seinen Kopf ein und hielt sich mit den Hinterpfoten weiter an der Mauer fest, verlor dann erst mit einer Pfote den Halt, dann mit der andern, und rutschte schließlich ab. Der Wolf landete auf dem Rücken und drehte sich auf den Bauch. Die Flammen strichen ihm über die Wirbelsäule, er stieß ein lautes Kreischen aus und kroch die Straße entlang. Dann blieb er still liegen. Die Flammen verschlangen

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