Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
man sich nun mal für einen Klugscheißer, und wir hatten reichlich getrunken. Also sind wir da rausgeritten, und oben auf dem Hügel haben wir ein paar Erdhaufen ohne Grabsteine entdeckt, um die herum Bäume und Ranken gewachsen waren. Ein großer Stock, der wie ein Ast ausgesehen hat, ragte aus einem der Haufen. Der sah frisch aus, als ob er gerade erst dort reingesteckt worden wär.«
    »Was war das für ein Ast?«, fragte Jebidiah.
    »Was?«
    »Aus was für einem Holz?«
    »Verdammt, keine Ahnung. Vielleicht Hickory oder so was in der Art.«
    »Eiche?«
    »Kann sein«, sagte Dol. »Ich bin aber nicht sicher. Ich wünschte ja, ich könnte mich erinnern, was für Bäume da um die Gräber herum gewachsen sind, und an alle Pflanzen und Vögel noch dazu. Aber was soll das? Was interessiert Sie denn dieser Mist?«
    »Ich tippe auf Eiche«, sagte Jebidiah. »Genau wie die Spitze von Marys Schirm.«
    Der Geist starrte ihn an.
    »Egal«, sagte Jebidiah. »Erzählen Sie weiter.«
    »Tim hatte Schaufeln dabei, die hat er verteilt, und wir haben angefangen zu graben. Ich erinnere mich noch an den Stock im Boden. In den waren Symbole und so was reingeritzt. Hab ihn rausgezogen und zur Seite geworfen. Na ja, betrunken, wie wir waren, haben wir nicht lange durchgehalten. Aber bevor wir eingeschlafen sind, hatten wir einen der Hügel tief genug ausgehoben und konnten das Grab öffnen. An viel erinnere ich mich nicht mehr, denn auf einmal lag ich auf dem Rücken und hab durch die Baumkronen den Vollmond leuchten sehen. Ich hab mich mit einem Ellbogen aufgestützt, und da hab ich es gesehen. Aus dem Grab, an dem wir uns zu schaffen gemacht hatten, kam ein haariger Arm, und dann eine lange Schnauze, von der Dreck runterrieselte. Dann zog sich dieses Ding aus dem Loch raus und wankte am Rand des Grabes rum. Es war ungefähr zwei Meter groß und sah aus wie ’n Wolf, nur mit ’nem längeren Maul und zehnmal so vielen Zähnen. Die Zähne schauten ihm kreuz und quer aus dem Maul raus. Das Vieh war riesig, aber es stand etwas gebeugt da, und seine Pranken endeten in langen blanken Krallen. Die Augen waren jedoch das Schlimmste. Gelb wie ranziger Vanillepudding, und wenn sie sich bewegten, waren sie am Rand ganz blutunterlaufen.
    Ich hab versucht, auf die Füße zu kommen, aber ich konnte mich erst nicht bewegen. So betrunken und verängstigt wie ich war, hab ich immer wieder das Bewusstsein verloren. Das Ding begann, den Boden aufzureißen und schleuderte die Erde in alle Himmelsrichtungen. Es dauerte nicht lange, und es hatte ein Loch ausgehoben und genau so einen Stock rausgezogen wie ich vorher. Da kam noch eins von den Biestern rausgekrochen, und das ganze Spiel fing wieder von vorne an. Ich versuchte aufzustehen und einen meiner Freunde wachzurütteln, aber er rührte sich nicht. Dann hab ich meinen Revolver genommen und auf das Vieh geschossen, aber es hat mich gar nicht beachtet. Hat einfach weitergebuddelt und andere Biester rausgeholt, bis es sechs waren. Egal, wie betrunken ich war, mittlerweile wusste ich, dass das kein Traum war, und ich wurde schlagartig nüchtern.
    Eines der Biester hat meinen Freund am Fußgelenk gepackt, ihn hochgehoben und ihm in den Kopf gebissen. Dann hat’s sein Gehirn ausgeschlürft. Was soll ich sagen, da konnte ich plötzlich aufstehen und laufen. Ich hörte, wie hinter mir einer meiner Kumpels auf dem Hügel losschrie, und rannte wie der Blitz zwischen den Bäumen hindurch, wobei mir andauernd Äste ins Gesicht klatschten, dass mir Hören und Sehen verging. Mir fiel noch ein, dass ich besser mein Pferd genommen hätte, aber ich wusste gar nicht, ob es überhaupt noch da war. Auch wenn es gelernt hatte stehen zu bleiben, wo man es ließ, hatte ich’s entweder dort vergessen, oder es war beim Anblick dieser Biester davongerannt.
    Ich lief und lief und dachte, ich würd recht gut vorankommen, aber dann hab ich gesehen, wie sich ein Schatten durch den Wald bewegte, der bald überall war. Sofort fühlte ich mich unwohl und schwach, als wäre ich in eine Giftwolke reingelaufen. Und dann waren da plötzlich diese anderen Schatten, die sich von dem dunkleren Schatten lösten. Sie bewegten sich und nahmen Gestalt an. Das waren diese behaarten Kreaturen, die wie Wölfe aussehen. Ganz kurz konnte ich wieder klar denken und feuerte auf sie, aber das brachte gar nichts. Aber ich hätte sie auch angepinkelt, wenn sie das aufgehalten hätte. Doch dazu war ich gar nicht mehr in der Lage, weil ich mich vor

Weitere Kostenlose Bücher